Studientag 13.07.2019 Gedenken- abgesagt
Samstag, 13. Juli 2019 | 14.00 Uhr | Pfarrzentrum Sankt Bonifaz – Karlstraße 34 – München
„Wie geht gedenken?“ –
Erinnerung an Blutzeugen und Märtyrer im Erzbistum München und Freising
Fortbildungsnachmittag für Ehren- und Hauptamtliche in den Pfarreien

Im Jahr 2017 wurde der Gedenktag „Selige Märtyrer von Dachau“ im Erzbistum mit einem feierlichen Pontifikalamt im Münchner Dom eingeführt, mit dem jedes Jahr am 12. Juni an die 56 Menschen und Schicksale erinnert wird, die allein im Konzentrationslager Dachau zu Tode gebracht wurden.
Der Fortbildungsnachmittag richtet sich an Interessierte aus Pfarreien, in denen Blutzeugen beheimatet oder tätig waren, aber auch an alle, die dazu beitragen wollen, das Lebens- und Glaubens-Zeugnis der Blutzeugen und Märtyrer weiterzutragen.
Neben grundsätzlichen Überlegungen zum Gedenken und zur Erinnerung, sollen praktische Beispiele und Fragen zu geschichtlichen Aspekten und zur Gestaltung von Gottesdiensten vorgestellt und erörtert werden. Auch für den Austausch über schon durchgeführte Veranstaltungen ist Gelegenheit.14.00 Uhr Begrüßung und Einführung – Was heißt erinnern – gedenken?
(PR Ludwig Schmidinger)
14.30 Uhr Vorbilder auch ohne Martyrium
Beispiele praktischer Erforschung anhand des Archivbestandes „Fragebögen NS-Verfolgung“
(Dr. Roland Götz)
15.30 Uhr Kaffeepause
16.00 Uhr Gedenken feiern – gottesdienstliche Gestaltungsmöglichkeiten
(Dr. Monika Selle)
16.45 Uhr Gedenkveranstaltungen gestalten und bewerben – Öffentlichkeitsarbeit
(Georg Walser)
17.30 Uhr AbschlussReferent*innen:
Dr. Roland Götz, Archiv des Erzbistums München und Freising
PR Ludwig Schmidinger, Katholische Seelsorge an der KZ Gedenkstätte Dachau
Dr. Monika Selle, Erzbischöfliches Ordinariat, Abteilung Liturgie
Georg Walser, Sankt Michaelsbund – Online-RedaktionDer Studiennachmittag wird veranstaltet auf Anregung des Beirats Märtyrergedenken
von der Katholischen Seelsorge an der KZ-Gedenkstätte Dachau
Verbindliche Anmeldung bis Freitag, 5. Juli – unter Angabe von Name, Anschrift, Telefon, E-Mail, Pfarrei, Dekanat – an
Katholische Seelsorge
an der KZ Gedenkstätte Dachau
Alte Römerstraße 75
85221 Dachau
Dokumente:
Einladung – Faltblatt mit Anmeldung zum Ausdrucken
Plakat zum Ausdrucken (DIN A 4)
Biografie Jozef Kut
Wieder stellen wir hiermit die Biografie eines bisher im deutschen Sprachraum unbekannten polnischen Seligen vor: Jozef Kut
Dankenswerterweise erstellt von Klemens Hogen-Ostlender.
Link zur Seite des Seligen mit Foto auf unserer Homepage
Für alle, die gleich lesen möchten, hier der Text:
Jozef Kut wurde am 21. Januar 1905 in dem kleinen Dorf Slawin geboren, das zu der Zeit im Regierungsbezirk Posen und damit im Deutschen Reich lag. Einen Tag später wurde er getauft. Er war das älteste von fünf Kindern von Jozef Kut (verstorben 1952) und seiner Ehefrau Marianna, geborene Piaskowska (verstorben 1969), die einen Bauernhof führten. Der Junge machte am 28. Mai 1924 sein Abitur an der Mittelschule in Ostrow. Aus dieser Schule gingen auch drei weitere Priester hervor, die später seliggesprochen wurden: Jan Nepomuk Chrzan, Wladyslaw Maczowski und Aleksy Sobaszek. Nach den Worten des Schulpräfekten war Jozef Kut ein Schüler mit den besten Manieren, von dauerhafter Natur und ein beispielhafter Sodale der Marianischen Kongregation. Nach dem Abitur studierte er am Seminar des Erzbischofs in Poznan und am Großen Seminar in Gniezno. In Poznan lag der Schwerpunkt auf theologischen und philosophischen Studien, in Gniezno auf der praktischen Anwendung der Kenntnisse. In den Ferien half Jozef Kut seinen Eltern bei der Arbeit auf dem Bauernhof. Studienkollegen beschrieben ihn als brüderlich, freundlich, zuvorkommend und sehr interessiert an der theologischen Wissenschaft. Er wurde am 16. Juni 1929 in der Kathedrale St. Petrus und Paulus in Poznan mit 23 anderen Diakonen zum Priester geweiht. Sein erster Einsatzort war ab dem 1. Juli desselben Jahres die Pfarrei St. Florian in Chodziez. Ab 1930 war er Vikar in der Pfarrei St. Marcin in Posen. Amtsbrüder und Gemeindemitglieder erinnerten sich später an ihn als ruhigen und bescheiden Mann, der gerne scherzte und als frommer, rechtschaffener und eifriger Priester die Sympathie aller genoss. Im Jahr 1936 wurde Jozef Kut Pfarrer der Pfarrei St. Stanislaw in Goscieszyn bei Wolsztyn. Neben seiner seelsorgerischen Tätigkeit engagierte er sich auch im polnischen Turnverein Sokol sowie in den Katholischen Vereinigungen junger Männer (KSMM) und junger Frauen (KSMZ) , denen fast alle Jugendlichen der Gemeinde angehörten, organisierte Theateraufführungen und fördert die Aktivitäten des Kirchenchors. Ebenso bereitete er die patriotischen Feste der polnischen Nationalfeiertage am 11. November und 3. Mai vor.
Nur wenige Tage nach Kriegsbeginn am 1. September 1939 geriet Goscieszyn unter deutsche Besatzung. Der Pfarrer wurde mit dem Tode bedroht, das Pfarrhaus geplündert. Schon bald begann die Verfolgung der polnischen Intelligenzschicht, in deren Rahmen unter anderem Priester, Lehrer und Mitarbeiter von staatlichen Stellen ermordet wurden. Eine ähnliche Politik verfolgte gleichzeitig auch die Sowjetunion in dem Teil Polens, den sie annektiert hatte. Erklärtes Ziel war ein Polen „ohne Gott, ohne Religion, ohne Priester, ohne Sakramente“. Obwohl Jozef Kut gewarnt wurde, betonte er immer, dass er nicht erwarte, verhaftet zu werden. Anderthalb Jahre lang schienen die Ereignisse das auch trotz Verhaftungswellen im Herbst 1939 sowie im Winter und Sommer 1940 zu bestätigen. Er blieb auf freien Fuß und konnte auch seelsorgerisch tätig sein. Im Herbst 1941 verlor aber auch Jozef Kut bei der vierten großen Verhaftungswelle polnischer Priester seine Freiheit. Er hätte der Festnahme ausweichen und sich verstecken können, tat das aber nicht und sagt „Wenn ich mit Christus leiden soll, dann werde ich leiden und ihm folgen“. Am 6. Oktober 1941 wurde er von der Gestapo verhaftet. Aus dem Auto, mit dem er abtransportiert wurde, segnete er noch Gemeindemitglieder, denen er begegnete, mit dem Kreuzzeichen. Jozef Kut wurde zunächst in das berüchtigte Gefängnis im Fort VII der Festung Poznan verschleppt. Am 20. Dezember 1941 wurde er dann in das deutsche Konzentrationslager Dachau eingeliefert, wo er die Lagernummer 28074 erhielt. Er weigerte sich wie fast ausnahmslos alle polnischen Priester, die Deutschtumslliste zu unterzeichnen, die ihm Vergünstigungen gewährt hätte. Er wurde daraufhin immer wieder geschlagen und gequält. Ruhig, friedlich, demütig, zutiefst gläubig und respektvoll nahm er alle Schrecken als Willen Gottes hin, was seine Peiniger allerdings bar jeden Verständnisses nur dazu brachte, ihn besonders zu verfolgen. Im Winter musste er ohne warme Kleidung und Schuhe im Schneeräumkommando Sklavenarbeit leisten. Er wurde von einem sadistischen Kapo unaufhörlich gequält und überdies systematisch ausgehungert. Jozef Kut erkältete sich bald schwer und sein Körper war mit Geschwüren bedeckt. Deshalb wurde er in das Lager-„Krankenhaus“ gebracht. Nachdem es ihm wieder ein wenig besser ging, musste er auf der so genannten Plantage arbeiten und wurde dort immer wieder mit Folter, Prügeln und Tritten traktiert. In seinen Briefen an seine Eltern konnte er natürlich diese Tatsachen nicht beschreiben. Die deutsche Zensur war sehr sorgfältig. Deshalb drückte er seine Liebe und in Formulierungen wie diesen aus: „Ich tröste mich, […] dass Sie mit Gottes Hilfe in der Lage sein werden, das Leben irgendwie zu meistern“ und „Mach dir um nichts Sorgen. […] Dank Gott fühle ich mich gut …“ Mitte 1942 verschlechterte sich der Zustand von Jozef Kut immer mehr. Es war die schlimmste Zeit für die polnischen Priester in Dachau. Hunderte von ihnen starben. Erschöpft, ausgehungert und arbeitsunfähig wurden viele in so genannten „Invalidentransporten“ nach Schloss Hartheim bei Linz in Österreich gebracht und dort in der Gaskammer ermordet. Jozef Kut war zum Schluss so erschöpft und ausgehungert, dass er kaum noch einen Schritt gehen oder bei der Arbeit auf dem Feld einen Korb in der Hand halten konnte. Der ebenfalls aus Slawin stammende Mithäftling im Priesterblock Ludwik Walkowiak, der das KZ überlebte und 1989 starb, erinnerte sich später an das letzte Treffen mit Jozef Kut, der ihm dabei zuflüsterte „Ludwik, hast nichts zu essen?“ Jozef Kuts Familie unternahm einen letzten Versuch, ihn aus dem Lager zu befreien. Die Gestapo hatte zwei Bedingungen: Den Verzicht auf das Priesteramt und die schon früher geforderte Unterzeichnung der Deutschtumsliste. Obwohl er wusste, dass er sein Leben hätte retten konnte, machte Jozef Kut im letzten Brief an seine Familie klar, dass er solche Bedingungen nicht akzeptieren konnte. Am 18. September 1942 (oder am 19. September nach Angaben der Lagerleitung) starb Jozef Kut an Erschöpfung und buchstäblich vor Hunger. In der Erinnerung seiner Mitgefangenen war er ein Heiliger. Sein Leichnam wurde im Lagerkrematorium verbrannt. Papst Johannes Paul II. sprach den Märtyrerpriester am 13. Juni 1999 in einer Gruppe von 108 polnischen Märtyrern des Zweiten Weltkriegs selig. In einer Predigt in Kalisz hatte er zuvor gesagt: „Das Recht auf Leben ist nicht nur eine Frage der Weltanschauung, es ist nicht nur ein religiöses Gesetz, sondern auch ein Menschenrecht. Es ist das grundlegendste Gesetz. Gott sagt: Du sollst nicht töten! Dieses Gebot ist auch das grundlegende Prinzip und die Norm des Moralkodexes, der im Gewissen eines jeden Menschen eingeschrieben ist. Das Maß jeder Zivilisation ist ihre Einstellung zum Leben. Eine Zivilisation, die wehrlose Menschen ablehnt, verdient es, barbarisch genannt zu werden – auch wenn sie große wirtschaftliche, technische, künstlerische und wissenschaftliche Errungenschaften hätte.“ Jozef Kuts Schwester Pelagia trat nach 1945 in die Kongregation der Schwestern unserer Lieben Frau ein und nahm den Ordensnamen Maria Remigia an. An seinem Elternhaus in Slawin erinnert heute eine Gedenktafel an Jozef Kut.
Quellen:
https://pl.wikipedia.org/wiki/Józef_Kut
http://www.swietyjozef.kalisz.pl/Dachau/28.html
http://www.swzygmunt.knc.pl/SAINTs/HTMs/0918blJOZEFKUTmartyr01.htm
cchttps://www.heiligenlexikon.de/BiographienJ/Josef_Kut.html
http://prawy.pl/57781-nie-wyrzekl-sie-kaplanstwa-2/
Liturgische Texte Gedenktag 12.6.
Zur Feier des Gedenktages Selige Märtyrer von Dachau stehen liturgische Texte seit der offiziellen Einführung des Gedenktages 2017 zur Verfügung. Sie können bei der Eucharistiefeier am 12.06. zu Ehren der Seligen Märtyrer von Dachau verwendet werden.
Link zur Seite der Gedenkstättenseelsorge des KZ Dachau
Hier die Namen der 56 Seligen Märtyrer von Dachau auch zum Vorlesen im Gottesdienst:
(Biografien zu den einzelnen Seligen finden Sie hier)
Alojs Andricki
Adam Bargielski
Maksymilian Binkiewicz
Pater Titus Brandsma
Bruder Fidelis Hieronim Chojnacki
Jan Nepomucen Chrzan
Józef Czempiel
Franciszek Dachtera
Edward Detkens
Pater Franciszek Drzewiecki
Tadeusz Dulny, Seminarist
Stefan Wincenty Frelichowski
Ludwik Roch Gietyngier
Pater Giuseppe Girotti
Pater Wojciech Gondek
Kazimierz Gostyńki
Kazimierz Grelewski
Stefan Grelewski
Edward Grzymała
Georg Häfner
Gerhard Hirschfelder
Bruder Hilary Paweł Januszewski
Dominik Jędrzejewski
Henryk Kaczorowski
Marian Konopiński
Bronisław Kostkowski,Seminarist
Bischof Michał Kozal
Bruder Józef Henryk Krzysztofik
Stanisław Kubski
Józef Kut
Carl Lampert
Karl Leisner
Pater Alojzy Liguda
Władysław Mączkowski
Władysław Miegoń
Stanisław Mysakowski
Otto Neururer
Bruder Marcin Jan Oprządek
Michał Oziębłowski
Pater Jakub Pankiewicz
Józef Pawłowski
Narcyz Putz
Antoni Rewera
Franciszek Rosłaniec
Aleksy Sobaszek
Stanisław Kosta Starowieyski
Pater Józef Florian Stępniak
Józef Straszewski
Antoni Świadek
Emil Szramek
Pater Narcyz Turchan
Pater Engelmar Unzeitig CMM
Michał Woźniak
Józef Zaplata
Antoni Zawistowski
Bruder Brunon Zembol
Gedenktag 2019 in Dachau
Heuer wird der diözesane Gedenktag Selige Märtyrer von Dachau am 12.06.2019 auch in Dachau gefeiert.
Im Jahr 2017 wurde er neu eingeführt in einem großen Fest im Münchner Dom, wir berichteten darüber.
Die Seligen von Dachau sind auch in unserer Zeit von Bedeutung,
ihr aus dem Glauben motivierter Beispiel Einsatz für Mitmenschen ist uns heute ein Vorbild.
Ihre Botschaft spricht von Versöhnung zwischen den Völkern und Konfessionen.
Gottesdienst am 12.06.2019
19.00 Uhr
Heilig Kreuz Dachau
anschließend Empfang Pressemitteilung:
Anlässlich des jährlichen Gedenktages „Selige Märtyrer von Dachau“ zelebriert Dekan Heinrich Denk am Mittwoch, dem 12. Juni 2019 um 19 Uhr in der katholischen Pfarrkirche Heilig Kreuz in der Sudetenlandstraße 62 in Dachau einen Gottesdienst. Die Namen der derzeit 56 seligen Märtyrer des ehemaligen Konzentrationslagers werden verlesen und einige von ihnen mit kurzen Biografien sowie Zitaten vorgestellt. Der polnische Generalkonsul, Andrzej Osiak, und der Dachauer Oberbürgermeister, Florian Hartmann, sprechen nach dem Gottesdienst Grußworte. Auch Bezirkstagspräsident Josef Mederer, der Landtagsabgeordnete Bernhard Seidenath und der stellvertretende Landrat, Dr. Edgar Forster, haben ihr Kommen zugesagt. Der Verein „Selige Märtyrer von Dachau“ lädt anschließend zu einer Begegnung im Vorhof der Kirche ein (bei sehr schlechtem Wetter im Pfarrheim über der Straße). Mitglieder der polnischen Gemeinde in München werden sich beteiligen. Bei Getränken und Köstlichkeiten der polnischen und deutschen Küche sind alle eingeladen zu Begegnung, Gespräch und Austausch mit den Gästen aus der Politik. Auch Mitglieder des Vereins stehen zum Gespräch und zur Information zur Verfügung.
Gräber polnischer Seliger in München
Die Namen von 5 polnischen Seligen aus dem KZ Dachau wurden in München auf einer Liste des Perlacher Ehrenfriedhof im Gräberfeld der Opfer des Nationalsozialismus gefunden. Seit Kriegsende sind diese Gräber dort geehrt worden.
Es existieren damit tatsächlich Märtyrergräber von Glaubenszeugen, die Opfer des Nationalsozialismus wurden. Dies zu verhindern war ein wichtiges Ziel des NS-Regimes. Eine Verehrung sollte unmöglich sein. Diese Gräber müssen dem Vergessen entrissen werden.
München/Dachau (01.05.2019). Im Ehrenhain für Opfer des Nationalsozialismus des Münchener Friedhofs Perlacher Forst sind 74 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau die Gräber von vier polnischen Priestern entdeckt worden, die als Märtyrer des KZ seliggesprochen wurden. Die Namen von P. Narcyz (Jan) Turchan, Michal Wozniak, Stefan Grelewski und Ludwik Roch Gietyngier wurden in einer der Listen entdeckt wurden, in denen Urnen mit der Asche von Lagerinsassen verzeichnet sind.
Bereits 2013 war das erste Grab eines der Seligen von Dachau, des selig gesprochenen polnischen Priesters Stanislaw Kubski, im Ehrenhain des Friedhofs entdeckt worden.
Die 1. Vorsitzende des Vereins Selige Märtyrer vom Dachau e.V., Monika Neudert, wies darauf hin, dass die Information über die vier nun bekannt gewordenen Gräber nach weiteren historischen Forschungen noch aus einer zweiten Quelle bestätigt werden soll. Die Urnen sind unter Grabplatten in unterirdischen gemauerten Kammern des Ehrenbereichs beigesetzt worden.
Links mit Berichten in der Presse