Liste Geistliche Buchstabe K
Dachau, 19.09.2019
Es gibt Fortschritte bei der Liste aller Geistlichen, die im KZ Dachau inhaftiert waren, zu berichten.
Nach längerer Pause können wir fortfahren die Namen und Daten dieser Männer hier zu veröffentlichen.
Auf diese Weise soll ihnen ein digitales Denkmal gesetzt werden. Auch wenn wir nicht wissen, wer von Ihnen vorbildlich oder gar heilig mäßig gelebt hat, sie alle waren wegen ihrem Glauben und ihrem geistlichen Amt inhaftiert und litten in besonderer Weise im KZ Dachau.
Auch wenn vielleicht nicht jeder ein Held war, so war es eine sehr große Gemeinschaft von betenden Geistlichen, die ihr Leid versuchten zu tragen und aufzuopfern, entsprechend der damaligen Spiritualität.
Ihr Gebet und Opfer galt auch uns heute, den Nachgeborenen, denen sie ein Leben in Freiheit erbaten.
Unsere Aufgabe ist es in Dankbarkeit an sie zu erinnern, sie zu ehren und von ihrem Lebenszeugnis zu lernen.
Heute wird die Liste um die vollständige Aufzählung der Geistlichen mit Anfangsbuchstaben K ergänzt.
Bericht Seligsprechung P. Henkes 15.09.19
Dachau, 16.09.2019, mit Freude berichten wir vom Fest der Seligsprechung von P. Richard Henkes in Limburg am gestrigen Sonntag, 15.09.2019.
Link zur Aufzeichnung des Gottesdienstes, für alle die ihn sich ansehen mögen.
Der Beitrag wurde von Klemens Hogen-Ostlender verfasst, ebenso wie der kürzere Text der Presseerklärung im Anhang.
Ein mutiger Jünger Christi
72 Jahre nach der ersten Anregung im Pallottinerorden und 16 Jahre nach der Eröffnung ist das Seligsprechungsverfahren für Pater Richard Henkes abgeschlossen. Kurt Kardinal Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen und Mitglied der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, hat am 15. September im Dom St. Georg zu Limburg als Legat von Papst Franziskus in lateinischer Sprache das Apostolische Schreiben mit der Erlaubnis verlesen, dass der ehrwürdige Diener Gottes Richard Henkes von jetzt an Seliger genannt wird und sein Fest alljährlich am 21. Februar in den rechtlich festgelegten Formen und an den dazu bestimmten Orten gefeiert werden kann. Die Machthaber des Nationalsozialismus wollten den Priester im Konzentrationslager Dachau zur Nummer 49642 degradieren. In einer Zeit, in der 80 Prozent aller wegen ihrer Religion verfolgten Menschen Christen sind, ist er stattdessen ein besonders aktuelles Vorbild für alle Gläubigen, die konsequent in der Nachfolge Christi stehen, betonte der Kardinal. Franziskus hatte den neuen Seligen schon beim mittäglichen Angelus auf dem Petersplatz in Rom gewürdigt. „ Möge das Beispiel dieses mutigen Jüngers Christi auch unserem Weg der Heiligkeit förderlich sein“, sagte er und bat die Teilnehmer am Gebet um einen Applaus für Richard Henkes.
Verhaftungen
Koch war Hauptzelebrant der Eucharistiefeier zur Seligsprechung. Der Limburger Bischof, Georg Bätzing, weitere Bischöfe aus Tschechien, Polen, Italien und Uganda und der Generalrektor der Pallottiner, der Inder Jacob Nampudakam, konzelebrierten. Die Feier wurde per Livestream zu zahlreichen Gläubigen, die im Gotteshaus keinen Platz gefunden hatten, in den Außenbereich und in die Limburger Stadtkirche übertragen. Wie in den Richtlinien für solche Feiern vorgesehen, verlas der Postulator des Verfahrens, Pallottinerpater Prof. em. Dr. Manfred Probst SAC eine kurze Biografie Henkes, der am 26. Mai 1900 in Ruppach im Westerwald geboren wurde, 1919 in die Gemeinschaft der Pallottiner eintrat und 1925 in Limburg zum Priester geweiht wurde. Weil Richard Henkes immer wieder von der Kanzel herab nationalsozialistische Verbrechen brandmarkte, wurde er wiederholt verhaftet und 1943 schließlich ins KZ Dachau eingeliefert. Bei der freiwilligen Pflege typhuskranker Leidensgenossen starb er am 22. Februar 1945 selbst an der Krankheit.
Auf Bitte des Limburger Bischofs trug Kardinal Koch dann das bereits am 20. August 2019 unterzeichnete Apostolische Schreiben des Papstes vor. Unter dem Beifall der Gläubigen im voll besetzten Dom wurde anschließend ein großes Bild des neuen Seligen enthüllt. Das Richard-Henkes-Lied erklang, dessen Text von dem Pallottinerpater Alexander Diensberg stammt und das Bätzing selbst komponiert hatte. Kardinal Koch überreichte dem Limburger Bischof und dem Postulator Kopien des Apostolischen Schreibens. Die zweite Lesung wurde von der Bürgermeisterin von Strahovice, Elen Malcharkowa, in tschechischer Sprache vorgetragen. Das frühere Strandorf war von 1941 bis 1943 Wirkungsstätte von Richard Henkes. Der schlesisch-mährische Ort gehörte damals zum Deutschen Reich und liegt heute in Tschechien.
Märtyrer der Nächstenliebe
In seiner Predigt (Link zu Vatikannews) hob Kardinal Koch hervor: „Die Seligen und Heiligen sind die Antworten Gottes auf die Fragen von uns Menschen. Und sie sind die besten Exegeten des Evangeliums. Denn sie haben das Wort Gottes nicht nur gelesen und interpretiert; sie haben es vor allem mit ihrem eigenen Leben bezeugt. Dies gilt in besonderer Weise vom seligen Pallottinerpater Richard Henkes. Er steht vor uns als Märtyrer der Nächstenliebe, der sein Leben als Opfer für Christus hingegeben und damit Anteil am Kreuz Jesu Christi erhalten hat.“ Der Kardinal ging auch auf das „ebenso schöne wie sinnvolle Zusammentreffen“ ein, dass die Seligsprechung am Fest der Kreuzerhöhung, das in der Diözese Limburg als besonderes Bistumsfest begangen wird, gefeiert werden konnte, „denn Pater Henkes ist ein besonders glaubwürdiger Exeget der Verkündigungstexte des heutigen Festes, das uns das Kreuz Jesu als Zeichen der grenzenlosen Liebe Gottes zu uns Menschen nahebringt“. Das Kreuz Jesu sei keineswegs ein Gegensatz zur Liebe Gottes und kein Widerspruch zur Würde des Gottessohnes, sondern „die glaubwürdige Darstellung seiner Liebe zu uns Menschen und zu seiner ganzen Schöpfung“. Im Licht des christlichen Glaubens sei das Opfer seinem tiefsten Wesen nach nicht mit dem Bösen und der Sünde verbunden, sondern mit der Liebe: „Denn Liebe gibt es nicht ohne Opfer; Liebe als Hingabe des eigenen Lebens für Andere ist Opfer.“ Dieser Zusammenhang sei auch im Martyrium von Pater Henkes sichtbar geworden: Wie Jesus Leiden und Kreuz nicht gesucht, sondern sich am Willen Gottes für das Leben der Menschen orientiert hat und wegen seiner Liebe zu uns Menschen getötet worden ist, so hat auch Pater Henkes das Martyrium keineswegs gesucht, sondern er hat es als Konsequenz seiner Treue zu seinem katholischen Glauben frei und freiwillig auf sich genommen. Darin besteht die Authentizität seines Glaubenszeugnisses.“ Koch erinnerte daran, dass die Spiritualität von Richard Henkes von der Überzeugung geprägt war, dass es Liebe nicht ohne Opfer geben kann und zitierte, was der Pallottinerpater vor seiner Priesterweihe diese Worte niederschrieb: „Ich will in der Hauptsache Opferpriester werden, Kreuzträger für andere.“ In seinem christlichen Glauben sei Pater Henkes überzeugt gewesen, „dass nur dort, wo Gott durch uns Menschen groß gemacht wird, wie Maria dies im Magnifikat exemplarisch vorgelebt hat, dass nur dort der Mensch gerade nicht kein gemacht wird, sondern an der Größe der Liebe Gottes Anteil erhält.“
Zur Heiligkeit berufen
Im Eucharistischen Hochgebet nannte der Bischof von Limburg zum ersten Mal den Namen des Seligen Richard. Vor dem mit der Limburger Kreuzreliquie erteilten Pontifikalsegen dankte der Generalrektor der Pallottiner dem Kardinal für die Seligsprechung. Koch erinnerte die Gläubigen daran, dass wir alle zur Heiligkeit berufen und aufgefordert sind, unser Leben im Gebet einzufalten und das Gebet in unserem Alltag auszufalten. Mit einem Tedeum endete die Eucharistiefeier. Georg Bätzing hatte Pater Richard Henkes bereits in einem Hirtenwort, das am Tag der Seligsprechung in allen Gemeinden des Bistums verlasen wurde, als „Impulsgeber und ein Vorbild für die Nachfolge Christi“ bezeichnet und hervorgehoben, wichtige Wesenszüge des neuen Seligen seien das Gespür für Wahrheit und Wahrhaftigkeit sowie seine innere Freiheit: „Es braucht den innerlich freien Menschen, der sich ganz persönlich für seine Überzeugung, seinen Glauben, seinen Weg der Nachfolge entscheidet. Nur freie Persönlichkeiten sind imstande, sich Verlockungen des Zeitgeistes zu entziehen und den Weg der Nachfolge Christi zu gehen“. Der Bischof äußerte sich dankbar für alle, die sich Wort und Tat widersetzen, wenn die Würde des Menschen missachtet wird, gleich „ob es sich um den ungeborenen oder den sterbenden Menschen handelt, den gescheiterten oder den fremden“. Im Altarraum des Doms wurde die Limburger Kreuzreliquie zur Verehrung gezeigt und daneben eine Reliquie des neuen Seligen. Der Bischof betonte in seinem Hirtenwort, Richard Henkes Martyrium im Konzentrationslager Dachau sei ohne den Tod Christi und das Geschehen von Golgota nicht zu verstehen. Das Zusammentreffen des Kreuzfestes und der Seligsprechung sei ein Zeichen dafür, dass jede Generation und jeder Einzelne vor der Herausforderung der Kreuzesnachfolge stehe und sich in ihr bewähren müsse.
Internationales Begegnungsfest
Als Gäste aus Dachau wurden die Vorsitzende des Vereins „Selige Märtyrer von Dachau e.V.“, Monika Neudert, im Dom vor Beginn der Feier besonders begrüßt. Sie erlebten auch das anschließende bunte Fest im Bischofsgarten mit Live-Musik und kulinarischen Köstlichkeiten und waren beeindruckt davon, wie die zahlreichen freiwilligen Helfer trotz der Gästescharen entspannt und freudig zum Gelingen des Begegnungsfests beitrugen. Ganze Busladungen von Gläubigen waren aus Tschechien gekommen. Um Limburg rechtzeitig zu erreichen, waren sie mitten in der Nacht oder sogar bereits am Samstagabend gestartet. Schon vor seiner Verhaftung hatte Richard Henkes sich für die Verständigung zwischen Deutschen und Tschechen eingesetzt und sich auch im KZ besonders für Belange seiner tschechischen Leidensgenossen eingesetzt. Sehr viele Gäste kamen auch aus Polen nach Limburg. Die meisten der Häftlinge im Priesterblock des KZ waren aus diesem Land nach Dachau verschleppt worden. Aus der Westerwälder Heimat des neuen Seligen kamen etliche Nachkommen von Familienangehörigen des Paters und von Menschen, die ihn persönlich gekannt hatten. Die Stadt an der Lahn wurde an diesem Tag zum Treffpunkt für zahllose Menschen, die irgendeine persönliche Beziehung zu Pater Richard Henkes hatten, den sie nun auch offiziell im Gebet um Beistand und Fürsprache bitten können.
Zwischen dem Geburtsort des Paters und Strahovice hat sich eine enge Partnerschaft entwickelt. Alle Priester, die bei der Konzelebration mitgewirkt hatten, erhielten von den Gästen aus Tschechien eine Stola mit dem Bild des Seligen Richard Henkes als Geschenk. Bewegend nicht nur für die beiden Besucherinnen aus Dachau, sondern auch für viele andere Gläubige war die Verehrung der Reliquien des Seligen Richard Henkes, die nach der Eucharistiefeier vom Dom in die Kirche der Limburger Pallottiner-Pfarrei St. Marien gebracht wurden. Die Reliquien existieren, weil Mitgefangene aus dem Priesterblock es erreicht hatten, dass der Leichnam des Paters einzeln verbrannt wurde. Ein Ostensorium, das wie eine kleine Monstranz aussieht, enthält neben Asche auch zwei kleine Knochenstücke.
Theaterstück, Briefroman, Ausstellung
Im Zusammengang mit der Seligsprechung organisiert das Bistum Limburg vom 7. bis 9. November eine Studienreise nach Dachau und München. Ein Theaterstück über den Lebensweg des seligen Richard Henkes mit dem Titel „Abgerungen“ wird derzeit an mehreren Orten im Bistum aufgeführt. Der Autor Christoph Kloft hat einen Brief-Roman mit dem Titel „Jetzt erst recht!“ veröffentlicht, der im Rhein-Mosel-Verlag erschienen ist. Er greift in allerdings fiktiven Texten einen Briefwechsel auf, den Richard Henkes mit einer Einwohnerin von Ahrweiler geführt hatte, reflektiert aber auch tatsächliche Briefe, die Henkes an Vertraute und Verwandte schrieb. Eine Ausstellung der in München ansässigen Ackermann-Gemeinde, die sich der Aussöhnung zwischen Deutschen, Tschechen und Slowaken widmet, kam anlässlich der Seligsprechung ebenfalls nach Limburg. Sie trägt den Titel „Zeugen für Menschlichkeit. Über den christlichen Widerstand in Böhmen, Mähren und Schlesien in den Jahren 1938 bis 1945“ und ist dort bis zum 6. Oktober in der Pallottiner- und Pfarrkirche St. Marien zu sehen.Pater Richard Henkes gilt durch sein Wirken im Nordosten des Nachbarlandes sowie durch seine Beziehung zum späteren Prager Kardinal Josef Beran im KZ Dachau als „Apostel der deutsch-tschechischen Verständigung.“
Pressemitteilung des Vereins Selige Märtyrer von Dachau e.V. am 16.09.2019
Dachau/Limburg (16.09.19). Zahlreiche Gäste aus Deutschland, Tschechien, Polen und anderen Ländern haben die Seligsprechung des Pallottinerpaters Richard Henkes am Sonntag im Limburger Dom voller Freude als internationalen Tag der Begegnung erlebt. Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, verlas das Apostolische Schreiben von Papst Franziskus, mit dem die Verehrung des 1945 im KZ Dachau ums Leben gekommenen s erlaubt wurde. Henkes sei gerade in einer Zeit, in der Christen in vielen Ländern wieder verfolgt werden, ein besonders aktuelles Vorbild für alle Gläubigen, die konsequent in der Nachfolge Christi stehen, betonte der Kardinal. Der Pallottiner Prof. Dr. Manfred Probst hatte im 2003 begonnenen Verfahren Lebensdaten von Richard Henkes gesammelt und Zeugen gehört. Er erinnerte daran, dass der 1900 in Ruppach im Westerwald geborene neue Selige 1925 in Limburg zum Priester geweiht wurde und in der Zeit des Nationalsozialismus immer wieder Untaten des Regimes öffentlich kritisierte. Er wurde mehrfach verhaftet und 1943 schließlich ins KZ Dachau eingeliefert. Bei der freiwilligen Pflege typhuskranker Leidensgenossen starb er dort wenige Wochen vor der Befreiung des Lagers. In seiner Predigt hob Kardinal Koch hervor, Richard Henkes sei angesichts des Nationalsozialismus überzeugt gewesen, dass nur dort, wo Gott durch uns Menschen groß gemacht wird, der Mensch nicht klein gemacht wird“. Der Bischof von Limburg, Georg Bätzing, hatte das Eintreten von Henkes für Wahrheit und Wahrhaftigkeit gewürdigt und betont, nur innerlich freie Menschen wie der Pater seien imstande, sich Verlockungen des Zeitgeistes zu entziehen.
Als Gäste aus Dachau wurden die Vorsitzende des Vereins „Selige Märtyrer von Dachau e.V.“, Monika Neudert, im Dom vor Beginn der Feier besonders begrüßt. Sie erlebten auch das anschließende bunte Fest im Bischofsgarten mit Live-Musik und kulinarischen Köstlichkeiten. Ganze Busladungen von Gläubigen waren aus Tschechien gekommen. Strahovice, das damalige Strandorf in Mährisch-Schlesien, war letzter Wirkungsort von Richard Henkes vor seiner Zeit im Lager gewesen. Der Ort liegt unweit der polnischen Grenze. Schon vor seiner Verhaftung hatte er sich für die Verständigung zwischen Deutschen und Tschechen eingesetzt und sich auch im KZ besonders für Belange seiner tschechischen Leidensgenossen eingesetzt. Sehr viele Gäste kamen auch aus Polen nach Limburg. Die meisten der Häftlinge im Priesterblock des KZ waren aus diesem Land nach Dachau verschleppt worden. Aus der Westerwälder Heimat des neuen Seligen kamen etliche Nachkommen von Familienangehörigen des Paters und von Menschen, die ihn persönlich gekannt haben. Zwischen dem Geburtsort des Paters und Strahovice hat sich eine enge Partnerschaft entwickelt.
Papst Franziskus hatte den neuen Seligen am Sonntag schon beim mittäglichen Angelusgebet auf dem Petersplatz in Rom gewürdigt. „Möge das Beispiel dieses mutigen Jüngers Christi auch unserem Weg der Heiligkeit förderlich sein“, sagte er und bat die Teilnehmer am Gebet um einen Applaus für Richard Henkes.
Märtyrerbiografie Dr. Wensch
Dr. Bernhard Wensch
Priester und Diözesanjugendseelsorger des Bistums (Dresden-)Meißen Geb: 7.07.1908 Deutsch Wilmersdorf
Verhaftet am 19. Mai 1941,
KZ Dachau 7. November 1941- 15.August 1942, Häftlingsnr: 28 671
Kindheit und Jugend
Bernhard Wensch wurde am 7. Juli 1908 in Deutsch Wilmersdorf (heute Berlin-Wilmersdorf) als drittes Kind des evangelisch-lutherischen Kaufmanns Paul Wensch und seiner katholischen Ehefrau Helene, geb. Ritter geboren. Er hatte einen Bruder und eine Schwester 1918 zog seine Familie nach Dresden. Dort besuchte er das König-Georg-Gymnasium, wo er 1927 das Abitur ablegte. In der Gymnasialzeit gehörte er dem katholischen Bund Neudeutschland an und war Führer des St.-Benno-Gaus in Dresden. In dieser Zeit reifte in ihm der Entschluss, Priester zu werden. Am Canisianum in Innsbruck studierte Bernhard Wensch Philosophie und Theologie und promovierte dort 1930 zum Doktor der Philosophie (Moll, Zeugen für Christus, laut Wikipedia Dr. der Theologie. Dr. der Philosophie und Theologie laut https://www.bistum-dresden-meissen.de/front_content.php?idart=6157). 1934 beendete er sein Studium in Innsbruck und trat in das Priesterseminar Schmochtitz bei Bautzen ein.
Wirken als Priester
Am 17. März 1934 weihte ihn der Meißener Bischof Petrus Legge im Bautzener Dom zum Priester. Bis 1937 war Bernhard Wensch Kaplan an der Pfarrkirche St. Maria Magdalena in Kamenz. Dann ernannte ihn Bischof Legge zum ersten Diözesanjugendseelsorger des Bistums Meißen und berief ihn als Kaplan nach Dresden an die Katholische Hofkirche. Dort war auch sein späterer Leidensgenosse im KZ Dachau, Alois Andritzki, ebenfalls Kaplan. Bernhard Wensch bereiste das Bistum und hielt Kurse und Einkehrtage für die Jugend ab. Er ermutigte sie, im Glauben standhaft zu sein. Er rief immer wieder auf: „Nehmt aktiv am Gemeindegottesdienst teil. Es geht um innere Haltung, Mitdenken, Mitbeten, Mittun“. „Der Herr lasse dich wachsen inmitten Seiner Gemeinde, die dir Freude und Zuversicht gibt.“
Haft und Tod
Bernhard Wensch verfasste Rundbriefe, die von der Jugend vervielfältigt wurden. Einer dieser Briefe wurde noch in der Herstellung beschlagnahmt und führte zu seiner Verhaftung am 19. Mai 1941. Die Anklage gegen ihn lautete, die Jugend „gegen den Staat aufgehetzt“ zu haben. Der Dresdner Kaplan Alfons Duschak wurde ebenfalls mit ihm verhaftet. Sieben Wochen war Bernhard Wensch im Dresdner Polizeigefängnis in Haft, dann kam er in das KZ Oranienburg, ohne eine Verhandlung oder ein Urteil. Ins KZ Dachau wurde er am 7.November 1941 eingeliefert als Häftling Nr. 28617. Über ihn wird dort berichtet: „Er bleibt immer ruhig und gefaßt, froh und gesammelt… er betet dauernd…“ Pfarrer Hermann Scheipers berichtet in seinem Buch „Gratwanderungen“ über die Zeit, als er selbst sterbenskrank im Invalidenblock lag und mit dem Abtransport zur Vergasung rechnen musste: „Eines Abends kam Dr. Wensch heimlich in der Dunkelheit an den Stacheldraht des Invalidenblocks und brachte mir das Kostbarste, das er verschenken konnte – seine Brotration für den Tag, das waren etwa vier Scheiben Brot. Wer in seinem Leben schon einmal wochen- oder monatelang praktisch von Wassersuppen leben mußte, weiß, was das bedeutete. Ich hätte damals dieses Brot nicht annehmen dürfen; aber ich ahnte nicht, wie schlecht es um meinen Mitbruder stand. Er litt an schrecklichem Durchfall und schenkte mir sein Brot, das einzige, was er in seinem Zustand noch essen konnte. – Er schenkte damit buchstäblich sich selbst; denn wenige Tage darauf kam er, von Hunger geschwächt, ins Krankenrevier und starb. Nie kann ich diese Tat der Liebe vergessen. Sie steht für mich in direktem Zusammenhang mit dem, was Christus für uns tat in seiner Hingabe am Abend vor seinem Tod“. An anderer Stelle berichtet Scheipers auch, dass Bernhard Wensch und Karl Leisner ihm abwechselnd heimlich die heilige Kommunion brachten. Bernhard Wensch starb am 15.August 1942, dem Fest Mariä Himmelfahrt. Die angebliche Asche der sterblichen Überreste von Bernhard Wensch wurde von der KZ-Verwaltung seiner Mutter in einer Pappschachtel zugeschickt und in der Priestergruft auf dem inneren katholischen Friedhof in Dresden am 23.September 1942 beigesetzt. Zur Trauerkundgebung brachten viele rote Rosen mit zum Zeichen des Martyriums. Die Urnen von Bernhard Wensch sowie seiner beiden ebenfalls im KZ Dachau umgekommenen Mitbrüder Alojs Andritzki und Aloys Scholze wurden am 5. Februar 2011 in einer Prozession vom Alten Katholischen Friedhof Dresden zur Katholischen Hofkirche überführt. Seit Pfingstmontag 2011 werden die drei Urnen auf Dauer in einem Schrein in der Kathedrale aufbewahrt (Märtyreraltar im linken Seitenschiff).
Weblinks
https://www.tag-des-herrn.de/content/blutzeuge-der-wahrheit-erinnerung-dr-bernhard-wensch- dioezesan-jugendseelsorger
https://www.heiligenlexikon.de/BiographienB/Bernhard_Wensch.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Bernhard_Wensch
https://www.bistum-dresden-meissen.de/aktuelles/archiv-2009/kamenz-benennt-weg-nach-dr.- bernhard-wensch-1908-1942.html
Literatur
Hermann Scheipers: Gratwanderungen – Priester unter zwei Diktaturen. St.-Benno-Verlag, Leipzig 1997, 202 S., ISBN 3-7462-1221-9
Helmut Moll (Hrsg. im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz): Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts., Paderborn u. a. 1999, 7. überarbeitete und aktualisierte Auflage 2019, ISBN 978-4-506-78012-6, Band I, S. 194–196
Förderung für unseren Verein
Große Freude und Ehre für den Verein „Selige Märtyrer von Dachau e.V.“: Oberbürgermeister Florian Hartmann überreichte den Vorstandsmitgliedern aus Mitteln der Bürgerstiftung der Stadt Dachau im Rathaus einen symbolischen Scheck über 411 Euro zur Finanzierung des Informationsflyers über die seliggesprochenen Märtyrer aus dem Konzentrationslager Dachau.
Die Mitglieder des Vorstand des Vereins Monika Neudert, Dr. Joanna Lange und Olga Lutz nahmen den symbolischen Scheck aus den Händen des Oberbürgermeisters Florian Hartmann mit Freude entgegen.
Der Flyer bietet Dachauer Bürgern und allen anderen Interessierten grundlegende Informationen über die Häftlinge des einstigen Priesterblocks im KZ, die zur Ehre der Altäre erhoben wurden.
Die Zuwendung aus Stiftungsmitteln ist ein Zeichen der Wertschätzung und Anerkennung dafür, dass die Vereinsarbeit nicht allein privates Engagement, sondern im öffentlichem Interesse ist.
Die 1. Vorsitzende des Vereins, Monika Neudert, drückte ihre Freude über ein Stück mehr öffentliche Aufmerksamkeit und konkrete Hilfe für den neu gegründeten Verein aus, der jetzt am Anfang viele Kosten, aber noch nicht so viele Mitglieder und Spender hat.
Oberbürgermeister Florian Hartmann verband mit der Scheckübergabe seinen Dank für das Engagement des Vereins und wünschte ihm viel Erfolg für seine Arbeit.
Die Bürgerstiftung der Stadt Dachau wurde 2010 gegründet und zu gleichen Teilen von der Stadt Dachau sowie der Sparkasse Dachau mit Stiftungskapital versehen. Ihr Motto ist „Gutes tun, und zwar vor Ort“. Bei der diesjährigen Ausschüttung erhielten auch sechs weitere Dachauer Vereine und Instutionen Zuwendungen.
Suche nach Daten von KZ-Geistlichen
Dachau, 08.09.2019
Da uns immer wieder Anfragen nach Daten von Geistlichen, die im KZ Dachau inhaftiert waren, erreichen, veröffentlichen wir hier einen Artikel von Klemens Hogen-Ostlender mit einigen Informationen über Datenbanken, die die Suche erleichtern können.
Umfangreiche Recherchemöglichkeiten bietet eine Internet-Datenbank [https://stevemorse.org/dachau/dachau.html] mit dem Namen „Searching Dachau Concentration Camp Records in One Step“ („Suche in Aufzeichnungen des KZ Dachau in einem Schritt“), die von zwei US-amerikanischen Genealogen betrieben wird. Stephen P. Morse hat das Konzept der Suche in einem Arbeitsschritt entwickelt, das er auch in zahlreichen anderen Datenbanken verwendet. Er war bis zu seiner Pensionierung Software-Entwickler bei Intel. Peter Landé, der in Deutschland geboren wurde, arbeitete in seiner aktiven Zeit im Ausland für das US-Außenministerium und ist jetzt ehrenamtlicher Mitarbeiter des US-Holocaust Memorial Museums in Washington, D.C. Er hat die Dachauer Daten überarbeitet, die ursprünglich von jüdischen Freiwilligen zum großen Teil aus der Kartei des Internationalen Suchdienstes des Roten Kreuzes und den in vielen Fällen schlecht lesbaren Dachauer Aufzeichnungen zusammengetragen wurden. Rund 160 000 der mindestens 200 000 Insassen des KZ Dachauer sind bisher in der Datenbank enthalten, die laufend ergänzt wird. Jeder Eintrag enthält, soweit damals in der Häftlingskartei eingetragen, folgende Angaben: Nachname, Vorname, Geburtsdatum, Geburtsort, letzter Wohnort, Straße, Häftlingsnummer, Nationalität, Kategorie des Gefangenen, Ankunftsdatum im KZ Dachau, Schicksal. Die Häftlingskategorien sind durch Abkürzungen gekennzeichnet. „Sch“ steht zum Beispiel für Schutzhäftling, „Bifo“ für Bibelforscher oder Jehovas Zeuge, „P. Pf.“ für Polnischer Pfarrer, „Z“ für Zigeuner, „ZA“ für Zwangsarbeiter und „J“ für Jude. Morse und Landé wollen auch das Bewusstsein dafür schärfen, dass die Nationalsozialisten nicht nur Juden verfolgten, sondern dass die überwiegende Mehrheit der in Datenbanken von Opfern des Regimes andere Menschen waren, die aus den verschiedensten Gründen verfolgt wurden.
Die Suchmaske ermöglicht komfortable Möglichkeiten der Datenabfrage. Man muss nicht den genauen Namen wissen. Es reicht eine ungefähre Schreibweise. Auch ein einzelnes anderes Kriterium ist geeignet, um Treffer zu generieren, zum Beispiel der letzte Wohnort eines Häftlings vor der Verhaftung. Man bekommt zunächst eine Namensliste mit einigen wenigen zusätzlichen Daten angezeigt und findet dann weitere Angaben zur Person jeweils unter „details“ am Ende der Zeile. Mit dem Wohnort „Dachau“ erhält man zum Beispiel Daten von 15 Männern aus dieser Stadt, die ins KZ verschleppt wurden. Die Eingabe des Einlieferungsdatums 29.04.1945 offenbart, dass noch am Morgen der Befreiung des Lagers durch amerikanische Truppen ein 58-jähriger deutscher „Schutzhäftling“ aus Straubing eingeliefert wurde, der demzufolge nur wenige Stunden im Lager war. Tags zuvor waren noch neun neue Insassen im KZ Dachau angekommen, zum Teil aus Buchenwald. Drei von ihnen starben an den Folgen vorheriger Haft binnen weniger Tage nach der Befreiung. Bereits am Tag der offiziellen Gründung des Konzentrationslagers, dem 22. März 1933, wurden laut Datenbank vier männliche Gefangene in Dachau eingeliefert, tags darauf zwei weitere. Bis 1939 waren alle wieder entlassen.
Die Suche nach Einlieferungstag lässt erkennen, dass mitunter hunderte neue Häftlinge ins Lager kamen, am 30. 10.1941 zum Beispiel 485. Unter ihnen waren auch zahlreiche Priester aus Polen, wie die Datenbank erkennen lässt. Stellvertretend für ihre Schicksale seien hier genannt: Der 1999 seliggesprochene Pfarrer und Gymnasialdirektor Ludwik Roch Gietyngier wurde nur einen Monat später nach schweren Foltern im KZ Dachau ermordet. Pfarrer Stanislaw Bednarkiewicz starb nur wenige Tage darauf, am 9. Dezember 1941, der Präfekt und Religionslehrer Antoni Berek am 2. Mai 1942, Vikar Jan Krupczynski am 3. Juli desselben Jahres. Der mit Gietyngier verhaftete Pfarrer Stefan Galczynski wurde als arbeitsunfähig am 4. Mai 1942 auf einen „Invalidentransport“ geschickt und in der Gaskammer getötet. Mit ihm wurde Pfarrer Feliks Balcerzak ermordet. Zwei Tage später endete das irdische Leben von Pfarrer Wawrzyniec Glogowski auf dieselbe Weise. Pfarrer Jozef Krukowski und Vikar Kazimierz Krupczynski, starben am 18. Mai 1942 auf einem Invalidentransport. Administrator Wincenty Kruk, Vikar Marian Bogacki und Administrator Witalis Banasiewicz überlebten das KZ und wurden von amerikanischen Truppen befreit.
Die Stichwortsuche nach Berufen ist in der Datenbank allerdings leider nicht möglich. Einen Überblick über alle Insassen des Dachauer Priesterblocks bietet aber das nur noch antiquarisch erhältliche 1158 Seiten starke Buch „Die Geistlichen in Dachau sowie in anderen Konzentrationslagern und in Gefängnissen – Nachlaß von Pfarrer Emil Thoma, erweitert und herausgegeben von Pfarrer E. Weiler“. Gemeinsam mit der Datenbank lassen sich die Leidenswege der Angehörigen einzelner Häftlingstransporte nach Dachau erkennen.
Fragen zu“ Informationen über Personen oder auch zu deren Fehlen können unter pdlande@starpower.net an Peter Landé gesandt werden, der, falls verfügbar, andere Datenbanken durchsucht, um die dort enthaltenen Informationen zu ergänzen oder zu korrigieren.
Wer mit der genannten Datenbank noch keine Daten über den von ihm gesuchten Häftling finden konnte, für den lohnt auch eine Anfrage beim Archiv der Gedenkstätte des KZ Dachau: archiv@kz-gedenkstaette-dachau.de. Dort gibt es umfassendere Datenbanken und evtl. Informationen, die im Netzt sonst nicht zu finden sind.
Seligsprechung im Radio und Fernsehen
Seligsprechung im Radio und auch im Video-Livestream
Dachau ( 13.09.2019).
Radio Horeb überträgt am Sonntag, dem 15. September, von 14 bis 16 Uhr die Seligsprechung von Pater Richard Henkes aus dem Limburger Dom.
Zelebrant ist Kurt Kardinal Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen.
Henkes war am 22. Februar 1945 als Häftling des KZ Dachau bei der freiwilligen Pflege typhuskranker Mitgefangener gestorben.
Der Pallottinerpater ist der 57.Häftling des KZ Dachau, der seliggesprochen wird. Die Sendung ist zu empfangen unter https://www.horeb.org, über Digitalradio DAB+ und im Raum München auf der UKW-Frequenz 92,4 Mhz.
Das Bistum Limburg überträgt die Seligsprechung am Sonntag ab 14 Uhr im Video-Livestream unter https://bistumlimburg.de/beitrag/die-seligsprechung-mitfeiern/. Die Übertragung wird auch vom Pallottiner-Orden übernommen unter https://www.pallottiner.org/wp-content/uploads/2019/09/Pater-Richard-Henkes-SAC-Seligsprechung-Livestream.jpg.