Liste Geistliche Buchstabe K
Dachau, 19.09.2019
Es gibt Fortschritte bei der Liste aller Geistlichen, die im KZ Dachau inhaftiert waren, zu berichten.
Nach längerer Pause können wir fortfahren die Namen und Daten dieser Männer hier zu veröffentlichen.
Auf diese Weise soll ihnen ein digitales Denkmal gesetzt werden. Auch wenn wir nicht wissen, wer von Ihnen vorbildlich oder gar heilig mäßig gelebt hat, sie alle waren wegen ihrem Glauben und ihrem geistlichen Amt inhaftiert und litten in besonderer Weise im KZ Dachau.
Auch wenn vielleicht nicht jeder ein Held war, so war es eine sehr große Gemeinschaft von betenden Geistlichen, die ihr Leid versuchten zu tragen und aufzuopfern, entsprechend der damaligen Spiritualität.
Ihr Gebet und Opfer galt auch uns heute, den Nachgeborenen, denen sie ein Leben in Freiheit erbaten.
Unsere Aufgabe ist es in Dankbarkeit an sie zu erinnern, sie zu ehren und von ihrem Lebenszeugnis zu lernen.
Heute wird die Liste um die vollständige Aufzählung der Geistlichen mit Anfangsbuchstaben K ergänzt.
Bericht Seligsprechung P. Henkes 15.09.19
Dachau, 16.09.2019, mit Freude berichten wir vom Fest der Seligsprechung von P. Richard Henkes in Limburg am gestrigen Sonntag, 15.09.2019.
Link zur Aufzeichnung des Gottesdienstes, für alle die ihn sich ansehen mögen.
Der Beitrag wurde von Klemens Hogen-Ostlender verfasst, ebenso wie der kürzere Text der Presseerklärung im Anhang.
Ein mutiger Jünger Christi
72 Jahre nach der ersten Anregung im Pallottinerorden und 16 Jahre nach der Eröffnung ist das Seligsprechungsverfahren für Pater Richard Henkes abgeschlossen. Kurt Kardinal Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen und Mitglied der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, hat am 15. September im Dom St. Georg zu Limburg als Legat von Papst Franziskus in lateinischer Sprache das Apostolische Schreiben mit der Erlaubnis verlesen, dass der ehrwürdige Diener Gottes Richard Henkes von jetzt an Seliger genannt wird und sein Fest alljährlich am 21. Februar in den rechtlich festgelegten Formen und an den dazu bestimmten Orten gefeiert werden kann. Die Machthaber des Nationalsozialismus wollten den Priester im Konzentrationslager Dachau zur Nummer 49642 degradieren. In einer Zeit, in der 80 Prozent aller wegen ihrer Religion verfolgten Menschen Christen sind, ist er stattdessen ein besonders aktuelles Vorbild für alle Gläubigen, die konsequent in der Nachfolge Christi stehen, betonte der Kardinal. Franziskus hatte den neuen Seligen schon beim mittäglichen Angelus auf dem Petersplatz in Rom gewürdigt. „ Möge das Beispiel dieses mutigen Jüngers Christi auch unserem Weg der Heiligkeit förderlich sein“, sagte er und bat die Teilnehmer am Gebet um einen Applaus für Richard Henkes.
Verhaftungen
Koch war Hauptzelebrant der Eucharistiefeier zur Seligsprechung. Der Limburger Bischof, Georg Bätzing, weitere Bischöfe aus Tschechien, Polen, Italien und Uganda und der Generalrektor der Pallottiner, der Inder Jacob Nampudakam, konzelebrierten. Die Feier wurde per Livestream zu zahlreichen Gläubigen, die im Gotteshaus keinen Platz gefunden hatten, in den Außenbereich und in die Limburger Stadtkirche übertragen. Wie in den Richtlinien für solche Feiern vorgesehen, verlas der Postulator des Verfahrens, Pallottinerpater Prof. em. Dr. Manfred Probst SAC eine kurze Biografie Henkes, der am 26. Mai 1900 in Ruppach im Westerwald geboren wurde, 1919 in die Gemeinschaft der Pallottiner eintrat und 1925 in Limburg zum Priester geweiht wurde. Weil Richard Henkes immer wieder von der Kanzel herab nationalsozialistische Verbrechen brandmarkte, wurde er wiederholt verhaftet und 1943 schließlich ins KZ Dachau eingeliefert. Bei der freiwilligen Pflege typhuskranker Leidensgenossen starb er am 22. Februar 1945 selbst an der Krankheit.
Auf Bitte des Limburger Bischofs trug Kardinal Koch dann das bereits am 20. August 2019 unterzeichnete Apostolische Schreiben des Papstes vor. Unter dem Beifall der Gläubigen im voll besetzten Dom wurde anschließend ein großes Bild des neuen Seligen enthüllt. Das Richard-Henkes-Lied erklang, dessen Text von dem Pallottinerpater Alexander Diensberg stammt und das Bätzing selbst komponiert hatte. Kardinal Koch überreichte dem Limburger Bischof und dem Postulator Kopien des Apostolischen Schreibens. Die zweite Lesung wurde von der Bürgermeisterin von Strahovice, Elen Malcharkowa, in tschechischer Sprache vorgetragen. Das frühere Strandorf war von 1941 bis 1943 Wirkungsstätte von Richard Henkes. Der schlesisch-mährische Ort gehörte damals zum Deutschen Reich und liegt heute in Tschechien.
Märtyrer der Nächstenliebe
In seiner Predigt (Link zu Vatikannews) hob Kardinal Koch hervor: „Die Seligen und Heiligen sind die Antworten Gottes auf die Fragen von uns Menschen. Und sie sind die besten Exegeten des Evangeliums. Denn sie haben das Wort Gottes nicht nur gelesen und interpretiert; sie haben es vor allem mit ihrem eigenen Leben bezeugt. Dies gilt in besonderer Weise vom seligen Pallottinerpater Richard Henkes. Er steht vor uns als Märtyrer der Nächstenliebe, der sein Leben als Opfer für Christus hingegeben und damit Anteil am Kreuz Jesu Christi erhalten hat.“ Der Kardinal ging auch auf das „ebenso schöne wie sinnvolle Zusammentreffen“ ein, dass die Seligsprechung am Fest der Kreuzerhöhung, das in der Diözese Limburg als besonderes Bistumsfest begangen wird, gefeiert werden konnte, „denn Pater Henkes ist ein besonders glaubwürdiger Exeget der Verkündigungstexte des heutigen Festes, das uns das Kreuz Jesu als Zeichen der grenzenlosen Liebe Gottes zu uns Menschen nahebringt“. Das Kreuz Jesu sei keineswegs ein Gegensatz zur Liebe Gottes und kein Widerspruch zur Würde des Gottessohnes, sondern „die glaubwürdige Darstellung seiner Liebe zu uns Menschen und zu seiner ganzen Schöpfung“. Im Licht des christlichen Glaubens sei das Opfer seinem tiefsten Wesen nach nicht mit dem Bösen und der Sünde verbunden, sondern mit der Liebe: „Denn Liebe gibt es nicht ohne Opfer; Liebe als Hingabe des eigenen Lebens für Andere ist Opfer.“ Dieser Zusammenhang sei auch im Martyrium von Pater Henkes sichtbar geworden: Wie Jesus Leiden und Kreuz nicht gesucht, sondern sich am Willen Gottes für das Leben der Menschen orientiert hat und wegen seiner Liebe zu uns Menschen getötet worden ist, so hat auch Pater Henkes das Martyrium keineswegs gesucht, sondern er hat es als Konsequenz seiner Treue zu seinem katholischen Glauben frei und freiwillig auf sich genommen. Darin besteht die Authentizität seines Glaubenszeugnisses.“ Koch erinnerte daran, dass die Spiritualität von Richard Henkes von der Überzeugung geprägt war, dass es Liebe nicht ohne Opfer geben kann und zitierte, was der Pallottinerpater vor seiner Priesterweihe diese Worte niederschrieb: „Ich will in der Hauptsache Opferpriester werden, Kreuzträger für andere.“ In seinem christlichen Glauben sei Pater Henkes überzeugt gewesen, „dass nur dort, wo Gott durch uns Menschen groß gemacht wird, wie Maria dies im Magnifikat exemplarisch vorgelebt hat, dass nur dort der Mensch gerade nicht kein gemacht wird, sondern an der Größe der Liebe Gottes Anteil erhält.“
Zur Heiligkeit berufen
Im Eucharistischen Hochgebet nannte der Bischof von Limburg zum ersten Mal den Namen des Seligen Richard. Vor dem mit der Limburger Kreuzreliquie erteilten Pontifikalsegen dankte der Generalrektor der Pallottiner dem Kardinal für die Seligsprechung. Koch erinnerte die Gläubigen daran, dass wir alle zur Heiligkeit berufen und aufgefordert sind, unser Leben im Gebet einzufalten und das Gebet in unserem Alltag auszufalten. Mit einem Tedeum endete die Eucharistiefeier. Georg Bätzing hatte Pater Richard Henkes bereits in einem Hirtenwort, das am Tag der Seligsprechung in allen Gemeinden des Bistums verlasen wurde, als „Impulsgeber und ein Vorbild für die Nachfolge Christi“ bezeichnet und hervorgehoben, wichtige Wesenszüge des neuen Seligen seien das Gespür für Wahrheit und Wahrhaftigkeit sowie seine innere Freiheit: „Es braucht den innerlich freien Menschen, der sich ganz persönlich für seine Überzeugung, seinen Glauben, seinen Weg der Nachfolge entscheidet. Nur freie Persönlichkeiten sind imstande, sich Verlockungen des Zeitgeistes zu entziehen und den Weg der Nachfolge Christi zu gehen“. Der Bischof äußerte sich dankbar für alle, die sich Wort und Tat widersetzen, wenn die Würde des Menschen missachtet wird, gleich „ob es sich um den ungeborenen oder den sterbenden Menschen handelt, den gescheiterten oder den fremden“. Im Altarraum des Doms wurde die Limburger Kreuzreliquie zur Verehrung gezeigt und daneben eine Reliquie des neuen Seligen. Der Bischof betonte in seinem Hirtenwort, Richard Henkes Martyrium im Konzentrationslager Dachau sei ohne den Tod Christi und das Geschehen von Golgota nicht zu verstehen. Das Zusammentreffen des Kreuzfestes und der Seligsprechung sei ein Zeichen dafür, dass jede Generation und jeder Einzelne vor der Herausforderung der Kreuzesnachfolge stehe und sich in ihr bewähren müsse.
Internationales Begegnungsfest
Als Gäste aus Dachau wurden die Vorsitzende des Vereins „Selige Märtyrer von Dachau e.V.“, Monika Neudert, im Dom vor Beginn der Feier besonders begrüßt. Sie erlebten auch das anschließende bunte Fest im Bischofsgarten mit Live-Musik und kulinarischen Köstlichkeiten und waren beeindruckt davon, wie die zahlreichen freiwilligen Helfer trotz der Gästescharen entspannt und freudig zum Gelingen des Begegnungsfests beitrugen. Ganze Busladungen von Gläubigen waren aus Tschechien gekommen. Um Limburg rechtzeitig zu erreichen, waren sie mitten in der Nacht oder sogar bereits am Samstagabend gestartet. Schon vor seiner Verhaftung hatte Richard Henkes sich für die Verständigung zwischen Deutschen und Tschechen eingesetzt und sich auch im KZ besonders für Belange seiner tschechischen Leidensgenossen eingesetzt. Sehr viele Gäste kamen auch aus Polen nach Limburg. Die meisten der Häftlinge im Priesterblock des KZ waren aus diesem Land nach Dachau verschleppt worden. Aus der Westerwälder Heimat des neuen Seligen kamen etliche Nachkommen von Familienangehörigen des Paters und von Menschen, die ihn persönlich gekannt hatten. Die Stadt an der Lahn wurde an diesem Tag zum Treffpunkt für zahllose Menschen, die irgendeine persönliche Beziehung zu Pater Richard Henkes hatten, den sie nun auch offiziell im Gebet um Beistand und Fürsprache bitten können.
Zwischen dem Geburtsort des Paters und Strahovice hat sich eine enge Partnerschaft entwickelt. Alle Priester, die bei der Konzelebration mitgewirkt hatten, erhielten von den Gästen aus Tschechien eine Stola mit dem Bild des Seligen Richard Henkes als Geschenk. Bewegend nicht nur für die beiden Besucherinnen aus Dachau, sondern auch für viele andere Gläubige war die Verehrung der Reliquien des Seligen Richard Henkes, die nach der Eucharistiefeier vom Dom in die Kirche der Limburger Pallottiner-Pfarrei St. Marien gebracht wurden. Die Reliquien existieren, weil Mitgefangene aus dem Priesterblock es erreicht hatten, dass der Leichnam des Paters einzeln verbrannt wurde. Ein Ostensorium, das wie eine kleine Monstranz aussieht, enthält neben Asche auch zwei kleine Knochenstücke.
Theaterstück, Briefroman, Ausstellung
Im Zusammengang mit der Seligsprechung organisiert das Bistum Limburg vom 7. bis 9. November eine Studienreise nach Dachau und München. Ein Theaterstück über den Lebensweg des seligen Richard Henkes mit dem Titel „Abgerungen“ wird derzeit an mehreren Orten im Bistum aufgeführt. Der Autor Christoph Kloft hat einen Brief-Roman mit dem Titel „Jetzt erst recht!“ veröffentlicht, der im Rhein-Mosel-Verlag erschienen ist. Er greift in allerdings fiktiven Texten einen Briefwechsel auf, den Richard Henkes mit einer Einwohnerin von Ahrweiler geführt hatte, reflektiert aber auch tatsächliche Briefe, die Henkes an Vertraute und Verwandte schrieb. Eine Ausstellung der in München ansässigen Ackermann-Gemeinde, die sich der Aussöhnung zwischen Deutschen, Tschechen und Slowaken widmet, kam anlässlich der Seligsprechung ebenfalls nach Limburg. Sie trägt den Titel „Zeugen für Menschlichkeit. Über den christlichen Widerstand in Böhmen, Mähren und Schlesien in den Jahren 1938 bis 1945“ und ist dort bis zum 6. Oktober in der Pallottiner- und Pfarrkirche St. Marien zu sehen.Pater Richard Henkes gilt durch sein Wirken im Nordosten des Nachbarlandes sowie durch seine Beziehung zum späteren Prager Kardinal Josef Beran im KZ Dachau als „Apostel der deutsch-tschechischen Verständigung.“
Pressemitteilung des Vereins Selige Märtyrer von Dachau e.V. am 16.09.2019
Dachau/Limburg (16.09.19). Zahlreiche Gäste aus Deutschland, Tschechien, Polen und anderen Ländern haben die Seligsprechung des Pallottinerpaters Richard Henkes am Sonntag im Limburger Dom voller Freude als internationalen Tag der Begegnung erlebt. Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, verlas das Apostolische Schreiben von Papst Franziskus, mit dem die Verehrung des 1945 im KZ Dachau ums Leben gekommenen s erlaubt wurde. Henkes sei gerade in einer Zeit, in der Christen in vielen Ländern wieder verfolgt werden, ein besonders aktuelles Vorbild für alle Gläubigen, die konsequent in der Nachfolge Christi stehen, betonte der Kardinal. Der Pallottiner Prof. Dr. Manfred Probst hatte im 2003 begonnenen Verfahren Lebensdaten von Richard Henkes gesammelt und Zeugen gehört. Er erinnerte daran, dass der 1900 in Ruppach im Westerwald geborene neue Selige 1925 in Limburg zum Priester geweiht wurde und in der Zeit des Nationalsozialismus immer wieder Untaten des Regimes öffentlich kritisierte. Er wurde mehrfach verhaftet und 1943 schließlich ins KZ Dachau eingeliefert. Bei der freiwilligen Pflege typhuskranker Leidensgenossen starb er dort wenige Wochen vor der Befreiung des Lagers. In seiner Predigt hob Kardinal Koch hervor, Richard Henkes sei angesichts des Nationalsozialismus überzeugt gewesen, dass nur dort, wo Gott durch uns Menschen groß gemacht wird, der Mensch nicht klein gemacht wird“. Der Bischof von Limburg, Georg Bätzing, hatte das Eintreten von Henkes für Wahrheit und Wahrhaftigkeit gewürdigt und betont, nur innerlich freie Menschen wie der Pater seien imstande, sich Verlockungen des Zeitgeistes zu entziehen.
Als Gäste aus Dachau wurden die Vorsitzende des Vereins „Selige Märtyrer von Dachau e.V.“, Monika Neudert, im Dom vor Beginn der Feier besonders begrüßt. Sie erlebten auch das anschließende bunte Fest im Bischofsgarten mit Live-Musik und kulinarischen Köstlichkeiten. Ganze Busladungen von Gläubigen waren aus Tschechien gekommen. Strahovice, das damalige Strandorf in Mährisch-Schlesien, war letzter Wirkungsort von Richard Henkes vor seiner Zeit im Lager gewesen. Der Ort liegt unweit der polnischen Grenze. Schon vor seiner Verhaftung hatte er sich für die Verständigung zwischen Deutschen und Tschechen eingesetzt und sich auch im KZ besonders für Belange seiner tschechischen Leidensgenossen eingesetzt. Sehr viele Gäste kamen auch aus Polen nach Limburg. Die meisten der Häftlinge im Priesterblock des KZ waren aus diesem Land nach Dachau verschleppt worden. Aus der Westerwälder Heimat des neuen Seligen kamen etliche Nachkommen von Familienangehörigen des Paters und von Menschen, die ihn persönlich gekannt haben. Zwischen dem Geburtsort des Paters und Strahovice hat sich eine enge Partnerschaft entwickelt.
Papst Franziskus hatte den neuen Seligen am Sonntag schon beim mittäglichen Angelusgebet auf dem Petersplatz in Rom gewürdigt. „Möge das Beispiel dieses mutigen Jüngers Christi auch unserem Weg der Heiligkeit förderlich sein“, sagte er und bat die Teilnehmer am Gebet um einen Applaus für Richard Henkes.
Märtyrerbiografie Dr. Wensch
Dr. Bernhard Wensch
Priester und Diözesanjugendseelsorger des Bistums (Dresden-)Meißen Geb: 7.07.1908 Deutsch Wilmersdorf
Verhaftet am 19. Mai 1941,
KZ Dachau 7. November 1941- 15.August 1942, Häftlingsnr: 28 671
Kindheit und Jugend
Bernhard Wensch wurde am 7. Juli 1908 in Deutsch Wilmersdorf (heute Berlin-Wilmersdorf) als drittes Kind des evangelisch-lutherischen Kaufmanns Paul Wensch und seiner katholischen Ehefrau Helene, geb. Ritter geboren. Er hatte einen Bruder und eine Schwester 1918 zog seine Familie nach Dresden. Dort besuchte er das König-Georg-Gymnasium, wo er 1927 das Abitur ablegte. In der Gymnasialzeit gehörte er dem katholischen Bund Neudeutschland an und war Führer des St.-Benno-Gaus in Dresden. In dieser Zeit reifte in ihm der Entschluss, Priester zu werden. Am Canisianum in Innsbruck studierte Bernhard Wensch Philosophie und Theologie und promovierte dort 1930 zum Doktor der Philosophie (Moll, Zeugen für Christus, laut Wikipedia Dr. der Theologie. Dr. der Philosophie und Theologie laut https://www.bistum-dresden-meissen.de/front_content.php?idart=6157). 1934 beendete er sein Studium in Innsbruck und trat in das Priesterseminar Schmochtitz bei Bautzen ein.
Wirken als Priester
Am 17. März 1934 weihte ihn der Meißener Bischof Petrus Legge im Bautzener Dom zum Priester. Bis 1937 war Bernhard Wensch Kaplan an der Pfarrkirche St. Maria Magdalena in Kamenz. Dann ernannte ihn Bischof Legge zum ersten Diözesanjugendseelsorger des Bistums Meißen und berief ihn als Kaplan nach Dresden an die Katholische Hofkirche. Dort war auch sein späterer Leidensgenosse im KZ Dachau, Alois Andritzki, ebenfalls Kaplan. Bernhard Wensch bereiste das Bistum und hielt Kurse und Einkehrtage für die Jugend ab. Er ermutigte sie, im Glauben standhaft zu sein. Er rief immer wieder auf: „Nehmt aktiv am Gemeindegottesdienst teil. Es geht um innere Haltung, Mitdenken, Mitbeten, Mittun“. „Der Herr lasse dich wachsen inmitten Seiner Gemeinde, die dir Freude und Zuversicht gibt.“
Haft und Tod
Bernhard Wensch verfasste Rundbriefe, die von der Jugend vervielfältigt wurden. Einer dieser Briefe wurde noch in der Herstellung beschlagnahmt und führte zu seiner Verhaftung am 19. Mai 1941. Die Anklage gegen ihn lautete, die Jugend „gegen den Staat aufgehetzt“ zu haben. Der Dresdner Kaplan Alfons Duschak wurde ebenfalls mit ihm verhaftet. Sieben Wochen war Bernhard Wensch im Dresdner Polizeigefängnis in Haft, dann kam er in das KZ Oranienburg, ohne eine Verhandlung oder ein Urteil. Ins KZ Dachau wurde er am 7.November 1941 eingeliefert als Häftling Nr. 28617. Über ihn wird dort berichtet: „Er bleibt immer ruhig und gefaßt, froh und gesammelt… er betet dauernd…“ Pfarrer Hermann Scheipers berichtet in seinem Buch „Gratwanderungen“ über die Zeit, als er selbst sterbenskrank im Invalidenblock lag und mit dem Abtransport zur Vergasung rechnen musste: „Eines Abends kam Dr. Wensch heimlich in der Dunkelheit an den Stacheldraht des Invalidenblocks und brachte mir das Kostbarste, das er verschenken konnte – seine Brotration für den Tag, das waren etwa vier Scheiben Brot. Wer in seinem Leben schon einmal wochen- oder monatelang praktisch von Wassersuppen leben mußte, weiß, was das bedeutete. Ich hätte damals dieses Brot nicht annehmen dürfen; aber ich ahnte nicht, wie schlecht es um meinen Mitbruder stand. Er litt an schrecklichem Durchfall und schenkte mir sein Brot, das einzige, was er in seinem Zustand noch essen konnte. – Er schenkte damit buchstäblich sich selbst; denn wenige Tage darauf kam er, von Hunger geschwächt, ins Krankenrevier und starb. Nie kann ich diese Tat der Liebe vergessen. Sie steht für mich in direktem Zusammenhang mit dem, was Christus für uns tat in seiner Hingabe am Abend vor seinem Tod“. An anderer Stelle berichtet Scheipers auch, dass Bernhard Wensch und Karl Leisner ihm abwechselnd heimlich die heilige Kommunion brachten. Bernhard Wensch starb am 15.August 1942, dem Fest Mariä Himmelfahrt. Die angebliche Asche der sterblichen Überreste von Bernhard Wensch wurde von der KZ-Verwaltung seiner Mutter in einer Pappschachtel zugeschickt und in der Priestergruft auf dem inneren katholischen Friedhof in Dresden am 23.September 1942 beigesetzt. Zur Trauerkundgebung brachten viele rote Rosen mit zum Zeichen des Martyriums. Die Urnen von Bernhard Wensch sowie seiner beiden ebenfalls im KZ Dachau umgekommenen Mitbrüder Alojs Andritzki und Aloys Scholze wurden am 5. Februar 2011 in einer Prozession vom Alten Katholischen Friedhof Dresden zur Katholischen Hofkirche überführt. Seit Pfingstmontag 2011 werden die drei Urnen auf Dauer in einem Schrein in der Kathedrale aufbewahrt (Märtyreraltar im linken Seitenschiff).
Weblinks
https://www.tag-des-herrn.de/content/blutzeuge-der-wahrheit-erinnerung-dr-bernhard-wensch- dioezesan-jugendseelsorger
https://www.heiligenlexikon.de/BiographienB/Bernhard_Wensch.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Bernhard_Wensch
https://www.bistum-dresden-meissen.de/aktuelles/archiv-2009/kamenz-benennt-weg-nach-dr.- bernhard-wensch-1908-1942.html
Literatur
Hermann Scheipers: Gratwanderungen – Priester unter zwei Diktaturen. St.-Benno-Verlag, Leipzig 1997, 202 S., ISBN 3-7462-1221-9
Helmut Moll (Hrsg. im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz): Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts., Paderborn u. a. 1999, 7. überarbeitete und aktualisierte Auflage 2019, ISBN 978-4-506-78012-6, Band I, S. 194–196
Förderung für unseren Verein
Große Freude und Ehre für den Verein „Selige Märtyrer von Dachau e.V.“: Oberbürgermeister Florian Hartmann überreichte den Vorstandsmitgliedern aus Mitteln der Bürgerstiftung der Stadt Dachau im Rathaus einen symbolischen Scheck über 411 Euro zur Finanzierung des Informationsflyers über die seliggesprochenen Märtyrer aus dem Konzentrationslager Dachau.
Die Mitglieder des Vorstand des Vereins Monika Neudert, Dr. Joanna Lange und Olga Lutz nahmen den symbolischen Scheck aus den Händen des Oberbürgermeisters Florian Hartmann mit Freude entgegen.
Der Flyer bietet Dachauer Bürgern und allen anderen Interessierten grundlegende Informationen über die Häftlinge des einstigen Priesterblocks im KZ, die zur Ehre der Altäre erhoben wurden.
Die Zuwendung aus Stiftungsmitteln ist ein Zeichen der Wertschätzung und Anerkennung dafür, dass die Vereinsarbeit nicht allein privates Engagement, sondern im öffentlichem Interesse ist.
Die 1. Vorsitzende des Vereins, Monika Neudert, drückte ihre Freude über ein Stück mehr öffentliche Aufmerksamkeit und konkrete Hilfe für den neu gegründeten Verein aus, der jetzt am Anfang viele Kosten, aber noch nicht so viele Mitglieder und Spender hat.
Oberbürgermeister Florian Hartmann verband mit der Scheckübergabe seinen Dank für das Engagement des Vereins und wünschte ihm viel Erfolg für seine Arbeit.
Die Bürgerstiftung der Stadt Dachau wurde 2010 gegründet und zu gleichen Teilen von der Stadt Dachau sowie der Sparkasse Dachau mit Stiftungskapital versehen. Ihr Motto ist „Gutes tun, und zwar vor Ort“. Bei der diesjährigen Ausschüttung erhielten auch sechs weitere Dachauer Vereine und Instutionen Zuwendungen.
Suche nach Daten von KZ-Geistlichen
Dachau, 08.09.2019
Da uns immer wieder Anfragen nach Daten von Geistlichen, die im KZ Dachau inhaftiert waren, erreichen, veröffentlichen wir hier einen Artikel von Klemens Hogen-Ostlender mit einigen Informationen über Datenbanken, die die Suche erleichtern können.
Umfangreiche Recherchemöglichkeiten bietet eine Internet-Datenbank [https://stevemorse.org/dachau/dachau.html] mit dem Namen „Searching Dachau Concentration Camp Records in One Step“ („Suche in Aufzeichnungen des KZ Dachau in einem Schritt“), die von zwei US-amerikanischen Genealogen betrieben wird. Stephen P. Morse hat das Konzept der Suche in einem Arbeitsschritt entwickelt, das er auch in zahlreichen anderen Datenbanken verwendet. Er war bis zu seiner Pensionierung Software-Entwickler bei Intel. Peter Landé, der in Deutschland geboren wurde, arbeitete in seiner aktiven Zeit im Ausland für das US-Außenministerium und ist jetzt ehrenamtlicher Mitarbeiter des US-Holocaust Memorial Museums in Washington, D.C. Er hat die Dachauer Daten überarbeitet, die ursprünglich von jüdischen Freiwilligen zum großen Teil aus der Kartei des Internationalen Suchdienstes des Roten Kreuzes und den in vielen Fällen schlecht lesbaren Dachauer Aufzeichnungen zusammengetragen wurden. Rund 160 000 der mindestens 200 000 Insassen des KZ Dachauer sind bisher in der Datenbank enthalten, die laufend ergänzt wird. Jeder Eintrag enthält, soweit damals in der Häftlingskartei eingetragen, folgende Angaben: Nachname, Vorname, Geburtsdatum, Geburtsort, letzter Wohnort, Straße, Häftlingsnummer, Nationalität, Kategorie des Gefangenen, Ankunftsdatum im KZ Dachau, Schicksal. Die Häftlingskategorien sind durch Abkürzungen gekennzeichnet. „Sch“ steht zum Beispiel für Schutzhäftling, „Bifo“ für Bibelforscher oder Jehovas Zeuge, „P. Pf.“ für Polnischer Pfarrer, „Z“ für Zigeuner, „ZA“ für Zwangsarbeiter und „J“ für Jude. Morse und Landé wollen auch das Bewusstsein dafür schärfen, dass die Nationalsozialisten nicht nur Juden verfolgten, sondern dass die überwiegende Mehrheit der in Datenbanken von Opfern des Regimes andere Menschen waren, die aus den verschiedensten Gründen verfolgt wurden.
Die Suchmaske ermöglicht komfortable Möglichkeiten der Datenabfrage. Man muss nicht den genauen Namen wissen. Es reicht eine ungefähre Schreibweise. Auch ein einzelnes anderes Kriterium ist geeignet, um Treffer zu generieren, zum Beispiel der letzte Wohnort eines Häftlings vor der Verhaftung. Man bekommt zunächst eine Namensliste mit einigen wenigen zusätzlichen Daten angezeigt und findet dann weitere Angaben zur Person jeweils unter „details“ am Ende der Zeile. Mit dem Wohnort „Dachau“ erhält man zum Beispiel Daten von 15 Männern aus dieser Stadt, die ins KZ verschleppt wurden. Die Eingabe des Einlieferungsdatums 29.04.1945 offenbart, dass noch am Morgen der Befreiung des Lagers durch amerikanische Truppen ein 58-jähriger deutscher „Schutzhäftling“ aus Straubing eingeliefert wurde, der demzufolge nur wenige Stunden im Lager war. Tags zuvor waren noch neun neue Insassen im KZ Dachau angekommen, zum Teil aus Buchenwald. Drei von ihnen starben an den Folgen vorheriger Haft binnen weniger Tage nach der Befreiung. Bereits am Tag der offiziellen Gründung des Konzentrationslagers, dem 22. März 1933, wurden laut Datenbank vier männliche Gefangene in Dachau eingeliefert, tags darauf zwei weitere. Bis 1939 waren alle wieder entlassen.
Die Suche nach Einlieferungstag lässt erkennen, dass mitunter hunderte neue Häftlinge ins Lager kamen, am 30. 10.1941 zum Beispiel 485. Unter ihnen waren auch zahlreiche Priester aus Polen, wie die Datenbank erkennen lässt. Stellvertretend für ihre Schicksale seien hier genannt: Der 1999 seliggesprochene Pfarrer und Gymnasialdirektor Ludwik Roch Gietyngier wurde nur einen Monat später nach schweren Foltern im KZ Dachau ermordet. Pfarrer Stanislaw Bednarkiewicz starb nur wenige Tage darauf, am 9. Dezember 1941, der Präfekt und Religionslehrer Antoni Berek am 2. Mai 1942, Vikar Jan Krupczynski am 3. Juli desselben Jahres. Der mit Gietyngier verhaftete Pfarrer Stefan Galczynski wurde als arbeitsunfähig am 4. Mai 1942 auf einen „Invalidentransport“ geschickt und in der Gaskammer getötet. Mit ihm wurde Pfarrer Feliks Balcerzak ermordet. Zwei Tage später endete das irdische Leben von Pfarrer Wawrzyniec Glogowski auf dieselbe Weise. Pfarrer Jozef Krukowski und Vikar Kazimierz Krupczynski, starben am 18. Mai 1942 auf einem Invalidentransport. Administrator Wincenty Kruk, Vikar Marian Bogacki und Administrator Witalis Banasiewicz überlebten das KZ und wurden von amerikanischen Truppen befreit.
Die Stichwortsuche nach Berufen ist in der Datenbank allerdings leider nicht möglich. Einen Überblick über alle Insassen des Dachauer Priesterblocks bietet aber das nur noch antiquarisch erhältliche 1158 Seiten starke Buch „Die Geistlichen in Dachau sowie in anderen Konzentrationslagern und in Gefängnissen – Nachlaß von Pfarrer Emil Thoma, erweitert und herausgegeben von Pfarrer E. Weiler“. Gemeinsam mit der Datenbank lassen sich die Leidenswege der Angehörigen einzelner Häftlingstransporte nach Dachau erkennen.
Fragen zu“ Informationen über Personen oder auch zu deren Fehlen können unter pdlande@starpower.net an Peter Landé gesandt werden, der, falls verfügbar, andere Datenbanken durchsucht, um die dort enthaltenen Informationen zu ergänzen oder zu korrigieren.
Wer mit der genannten Datenbank noch keine Daten über den von ihm gesuchten Häftling finden konnte, für den lohnt auch eine Anfrage beim Archiv der Gedenkstätte des KZ Dachau: archiv@kz-gedenkstaette-dachau.de. Dort gibt es umfassendere Datenbanken und evtl. Informationen, die im Netzt sonst nicht zu finden sind.
Seligsprechung im Radio und Fernsehen
Seligsprechung im Radio und auch im Video-Livestream
Dachau ( 13.09.2019).
Radio Horeb überträgt am Sonntag, dem 15. September, von 14 bis 16 Uhr die Seligsprechung von Pater Richard Henkes aus dem Limburger Dom.
Zelebrant ist Kurt Kardinal Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen.
Henkes war am 22. Februar 1945 als Häftling des KZ Dachau bei der freiwilligen Pflege typhuskranker Mitgefangener gestorben.
Der Pallottinerpater ist der 57.Häftling des KZ Dachau, der seliggesprochen wird. Die Sendung ist zu empfangen unter https://www.horeb.org, über Digitalradio DAB+ und im Raum München auf der UKW-Frequenz 92,4 Mhz.
Das Bistum Limburg überträgt die Seligsprechung am Sonntag ab 14 Uhr im Video-Livestream unter https://bistumlimburg.de/beitrag/die-seligsprechung-mitfeiern/. Die Übertragung wird auch vom Pallottiner-Orden übernommen unter https://www.pallottiner.org/wp-content/uploads/2019/09/Pater-Richard-Henkes-SAC-Seligsprechung-Livestream.jpg.
Wladyslaw Miegon, neue Biografie
Dachau, 29.09.2019
Auf unserer Homepage stehen jetzt auch weitere Informationen über das Leben des selig gesprochenen polnischen Märtyrers Wladyslaw Miegon zur Verfügung.
Als Militärgeistlicher ergänzt seine Biografie und sein Lebenszeugnis unsere Biografien um einen neuen Aspekt. Seine Freundlichkeit ohne Standesdünkel und sein Engagement können uns ein Vorbild sein.
Link zur Seite über den Seligen auf unserer Homepage
Ausführliche Biografie von Klemens Hogen-Ostlender
Wladysaw Miegon wurde am 30. September 1892 in Samborzec, einem alten Dorf am Rande des Weichseltals,
neun Kilometer von Sandomierz entfernt, in einer bürgerlichen, sehr religiösen Familie geboren. Er war das älteste von acht Kindern von Stanislaw Miegon (geboren 1866 in Nawodziach) und seiner Ehefrau Marianna, geb. Rewera (Jahrgang 1871).
Sein Vater betrieb außer seinem Bauernhof auch eine Werkstatt, die es ihm ermöglichte, seinen Kindern eine gute Schulbildung zu ermöglichen. Wladyslaw zeigte von frühester Kindheit an großes Interesse an der Welt. Er wuchs in einer Atmosphäre tiefer Religiosität und eines starken Patriotismus auf. Sein Onkel war Priester. Von frühester Kindheit an half der Junge wie jedes andere Kind auf dem Land auf dem väterlichen Hof. Er entwickelte starkes Interesse für Tiere und wurde ein hervorragender Reiter.
Als Zehnjähriger begann Wladysaw Miegon sein Studium am Jungengymnasium in Sandomierz. Nachdem er mit 16 Jahren das Abitur bestand, trat in das Seminar ein. Bereits während seiner Studienzeit zeichnete sich ab, dass er nicht nur ein vielversprechender Priester sein würde. Er zeichnete sich auch als großer Organisator von Kultur- und Bildungsaktivitäten aus.
In seinem Heimatdorf kümmerte er sich um die Schuljugend und organisierte Aufführungen, die nationale polnische Traditionen populär machten. Am 2. Februar 1915 wurde Wladysaw Miegon zum Priester geweiht und anschließend als Vikar in Iwaniska, Bodzentyn, Glowaczow, Straszow und Ilza eingesetzt.
Am 28. November 1918, also an dem Tag, an dem die polnische Marine gegründet wurde, bat Wladysaw Miegon um die Erlaubnis zur Aufnahme in die Militärseelsorge. Der Bischof von Sandomierz. Marian Jozef Ryx, gab sein Einverständnis zunächst nicht. Wladysaw Miegon erhielt die Genehmigung erst am 1. Dezember 1919. Von da an war er Kaplan der Marine im Rang eines Kapitänleutnants und wurde in Anbetracht des Ausbildungsniveaus der Seeleute zum wichtigsten Organisator und Leiter von Kursen in den Bereichen Mathematik, Geschichte, Geographie und patriotische Erziehung.
Am 10. Februar 1920 fand die „polnischen Hochzeit mit dem Meer“ statt. An diesem Tag erhielt das Land den Zugang zur Ostseeküste und ergriff symbolisch Besitz davon. Das 1. Marine-Bataillon, dem Wladyslaw Miegon angehörte, wurde nun in Puck stationiert. Wladysaw Miegon war einer der Zelebranten der Heiligen Messe, die aus diesem Anlass gefeiert wurde. Er leitete seelsorgliche Aktivitäten wie Feldgottesdienste am Tag der Rekruten, engagierte sich aber auch für Bildung, kämpfte gegen Analphabetismus und kümmerte sich um patriotische Bildung und Kultur unter den Seeleuten.
Trotz aller Pflichten vergaß Wladysaw Miegon aber auch niemals seine Familie und half in Urlauben bei der Arbeit auf dem väterlichen Hof. Im Sommer 1920 nahm er als Sanitäter an den Kämpfen im polnisch-sowjetischen Krieg teil. Jerzy Wieckowiak hat in seinem Buch „Die katholische Kirche in Gdynia“ beschrieben, wie der Kaplan vor einer Schlacht im Küstengebiet zum Erfolg der Operation entscheidend beitrug. In Verkleidung als bolschewistischer Soldat durchstreifte er das gesamte feindliche Lager und machte sich den russischen Kräften vertraut. Eine unzweifelhafte Hilfe bei diesem gefährlichen Unternehmen waren seine fließenden Kenntnisse der russischen Sprache, die in der Schule erworben hatte. Am 9. August 1920 wurde Wladyslaw Miegon verwundet. Nach dem Krieg erhielt er das Virtuti Militari Kreuz aus den Händen von Marschall Jozef Pilsudski. Er kehrte er nach Puck zurück, wo er sich neben seinen seelsorgliche Aufgaben erneut um die Bildung der Matrosen kümmerte. 1924 wurde das Marineflottenkommando nach Gdynia verlegt.
Wladyslaw Miegon organisierte dort nun auch ein Amateurtheater sowie eine musikalische Instrumental- und Vokalgruppe. Mit der Zeit gab es in der Stadt keine Feierlichkeiten mehr ohne die Teilnahme dieser Gruppen. Außerdem veranstaltete er Kanufahrten für junge Leute in den Ferien sowie Reisen von Studenten und Erwachsenen aus ganz Polen nach Gdynia.
Die Soldaten schätzten ihn wegen seiner Gutherzigkeit.
Sie nannten den Pfarrer „unser Vater“ und „einen Heiligen, der allen die Türen des Himmels öffnen wollte“.
Die fruchtbare seelsorgliche und erzieherische Arbeit des Kaplans für die Seeleute wurde durch seine Versetzung nach Lublin unterbrochen, wo er Studien auf dem Gebiet des Kirchenrechts unternahm. Es gab die Vermutung, der Wechsel könnte mit seiner öffentlichen Kritik an dem von Marschall Pilsudski im Mai in Warschau verübten Militärputsch zusammenhängen.
In Lublin beteiligte sich Wladyslaw Miegon aktiv am Großprojekt der Restaurierung und des Umbaus der örtlichen Garnisonskirche, der 1927 begann. Der Höhepunkt war die festliche erneute Weihe der Kirche am 30. September 1933 durch den damaligen Feldbischof der polnischen Armee, Jozef Gawlina.
1934 wurde Wladyslaw Miegon aufgrund zahlreicher Anfragen von Seeleuten als Administrator der Militärpfarrei wieder nach Gdynia zurückversetzt und gleichzeitig zum leitenden Kaplan im Rang eines Majors befördert. Er widmete sich wieder voll seinen Dienstpflichten, nahm an Übungsfahrten auf See teil und richtete eine Bibliothek ein. Er beharrte nie auf seinen Vorrechten als Offizier. So begrüßte er Matrosen, denen er auf der Straße begegnete, entgegen der üblichen Gepflogenheit stets zuerst. Das führte aber dazu, dass verunsicherte Matrosen ihn bald immer schon aus größerer Entfernung grüßten. Die aufstrebende Entwicklung der Marine war Anstoß für Wladyslaw Miegon, sich um die Errichtung einer großen Garnisonskirche für seine Marinepfarrei zu bemühen. Der Bau begann 1934. Am 1. Juli 1939 wurde die Kirche geweiht, und am 15. August, am Tag des Soldaten, zwei Wochen vor Kriegsbeginn, feierte der Marinekaplan die erste und zugleich letzte feierliche heilige Messe im Gotteshaus. Dieser Tag war eine der letzten freudigen Erinnerungen im Leben der Stadt und der Marine der zweiten polnischen Republik.
Mit Kriegsausbruch am 01.09.1939 nahm Wladyslaw Miegon aktiv an der Verteidigung der Stadt teil. Im Krankenhaus stand er viele Stunden lang Verwundeten und Sterbenden bei. Bis zum Ende der Kämpfe um die Stadt am 19. September waren die meisten Soldaten ums Leben gekommen.
Auch nach dem Tod des Stadtkommandanten, Admiral Jozef Unrug, war Wladyslaw Miegon einer der Menschen, die die verwundete Seeleute in den schwierigsten Momenten, sowohl physisch als auch psychisch, unterstützten.
Das erregte auch bei den Deutschen großen Respekt.
Nach den Bestimmungen der Genfer Konvention sollte Wladyslaw Miegon, weil er Priester war, nach zwei Wochen aus Kriegsgefangenschaft entlassen werden und ein Dokument erhalten, das seine Unverletzlichkeit garantierte. Er lehnte jedoch die Freilassung ab, um bei den Seeleuten zu bleiben, die seine Fürsorge brauchten. Zusammen mit ihnen wurde er am 2. Oktober 1939 mit der MS Wilhelm Gustloff nach Deutschland gebracht, wo er zunächst in einem Lager in Flensburg und dann im Stalag IX C in Rotenburg a. d. Fulda inhaftiert war.
Am 18. April 1940 wurde er in das Konzentrationslager Buchenwald gebracht, wo ihm wie auch anderen Militärkaplänen seine Offiziersuniform abgenommen wurde, was bereits eine Verletzung der Genfer Konvention darstellte. Ein Grund für die Einweisung ins KZ dürfte gewesen sein, dass Wladyslaw Miegon in Rotenburg patriotische Feierlichkeiten anlässlich des polnischen Nationalfeiertages am 11. November 1939 organisiert hatte.
Letzte Station für Wladyslaw Miegon war am 7. Juli 1942 die Einlieferung in das KZ Dachau, wo er die Häftlingsnummer 21223 erhielt.
Er starb am 15. September 1942 in Dachau nach nur wenigen Wochen des Lebens unter entsetzlichen Bedingungen. Sein Leichnam wurde im Krematorium des Lagers verbrannt.
Papst Johannes Paul II. hat Wladyslaw Miegon, der heute auch Schutzpatron der polnischen Armee ist, am 13. Juni 1999 in Warschau in einer Gruppe mit 107 anderen polnischen Märtyrern des 2. Weltkriegs selig gesprochen.
Quellen:
https://pl.wikipedia.org/wiki/Władysław_Miegoń
https://pl.wikipedia.org/wiki/Parafia_Straży_Granicznej_bł._Władysława_Miegonia_w_Chełmie
vhttp://www.swietyjozef.kalisz.pl/Dachau/44.html
http://www.sjerzy.parafia.info.pl/?p=main&what=44
neue Biografie seliger Franciszek Roslaniec
Dachau, 26.08.2019
Wieder stellen wir Ihnen hier die Biografie eines bisher bei uns unbekannten polnischen Seligen vor:
Biografie von Klemens Hogen-Ostlender
Franciszek Roslaniec wurde am 19. Dezember 1889 im Dorf Wyśmierzyce südlich von Warschau geboren.
Die Gegend lag damals im Gouvernement Radom des polnischen Königreichs, das Bestandteil des russischen Reiches war. Seine Eltern waren Adam Roslaniec und seine Ehefrau Marianna, geborene Kawińska.
Er hatte vier Brüder und eine Schwester. In seinem Heimatort besuchte der Junge die Grundschule und wurde dort unterrichtet in Geschichte des Christentums, Russisch, Rechnen, Religion, Geographie, Naturkunde sowie Gesangs- und Gymnastikunterricht.
Anschließend studierte er am staatlichen Gymnasium in Radom, einem ehemaligen Piaristen-College, das 1831 schon vor der Auflösung des Ordens von den zaristischen Behörden in eine staatliche Schule umgewandelt worden war.
Im Februar 1905 brach ein Russischen Reich eine Streikwelle aus, die sich in Polen vor allem durch Schulstreiks auswirkte. Schüler forderten Polnischunterricht, die Aufhebung nationaler und religiöser Beschränkungen, die Entlassung der russischen Lehrer und die Einstellung polnischer Pädagogen an ihrer Stelle.
Wegen seiner Beteiligung an den Protesten wurde Franciszek Roslaniec, ein Schüler der fünften Klasse, im Dezember des Jahres von der Schule ausgeschlossen.
Schon zuvor hatte er sich aber am bischöflichen Priesterseminar in Sandomierz im südöstlichen Polen beworben und wurde dort angenommen. 1911 schloss er alle Fächer mit der Bestnote ab.
Er war 22 Jahre alt und damit mindestens drei Jahre zu jung, um zum Priester geweiht zu werden. Deshalb wurde er nach Rom geschickt, um dort vier Jahre lang weiter an der Päpstlichen Universität Gregoriana zu studieren.
Franciszek Roslaniec lebte in dieser Zeit im Päpstlichen Polnischen Kolleg. Am 6. Juni 1914, dem Samstag der Pfingstoktav, wurde er von Kardinal Basilio Pompilja, dem Generalvikar des Bistums Rom, zum Priester geweiht.
Am 7. Mai 1915 schloss er sein theologisches Studium mit dem Titel eines Doktors der Theologie ab.
Da der Erste Weltkrieg jedoch bereits im Gange war und er keine Möglichkeit hatte, in seine Heimat zurückzukehren, unternahm er zusätzliche Bibelstudien am Päpstlichen Bibelinstitut und vertiefte seine Kenntnisse der biblischen Sprachen Hebräisch, Aramäisch und Griechisch.
Nach seinem Abschluss in Bibelwissenschaften im Jahr 1920 kehrte Franciszek Roslaniec nach Polen zurück und arbeitete auf Beschluss des Bischofs von Sandomierz bis 1939 an der Fakultät für katholische Theologie der Universität.
Gleich zu Beginn habilitierte er sich und lehrte 19 Jahre lang als Dozent für Bibeltheologie, Exegese, Archäologie und biblische Geschichte. Für einige Zeit war er sogar Dekan seiner Fakultät.
Zusammen mit anderen Bibelwissenschaften schuf er in der Zwischenkriegszeit das dynamischste biblische Zentrum in ganz Polen. Professor Jan Piotr Stępień, der Rektor der 1954 gegründeten Akademie für Katholische Theologie in Warschau, erinnerte sich später an Franciszek Roslaniec:
„Der theologische und mystische Inhalt des Neuen Testaments stimmte voll und ganz mit seinem priesterlichen Leben überein. Dies war es, was dazu führte, dass seine Reisen in das Land der Mystik authentisch klangen und daher einen besonderen und unvergesslichen Wert für uns hatten. Die Bibel war seine Nahrung und ein Leuchtturm und prägte seine Lebenshaltung“.
Zu den Veröffentlichungen Roslaniecs zählten „Der Messias nach alttestamentlichen Prophezeiungen: theologische und biblische Studie“ (Warschau, 1923), „Der Ursprung und die Geschichtlichkeit der Bücher des Neuen Testaments.
„Religiöse Mission der Nation Israel“ (Poznan, 1924), „Der heilige Thomas von Aquin als Exeget vor dem Hintergrund seiner Zeit“ (Warschau, 1925), und „Altes Testament und Christentum: Biblische und Theologische Dissertation“ /Warschau, 1936). Er beteiligte sich auch an der Arbeit an einer Neuübersetzung der Bibel durch den Jesuitenpater Jakub Wujek.
Außerdem war er in der Polnischen Theologischen Gesellschaft in Warschau tätig, deren Sekretär er von 1934 bis 1935 Sekretär war, Kurator der Sodalität der akademischen Jugend innerhalb der Marianischen Sodalität und arbeitete als Mitglied der Statutarischen Kommission an der Entwicklung eines neuen Statuts der Universität Warschau.
Er war auch stellvertretender Kurator des Studentischen Theologischen Kreises, veranstaltete viele Jahre lang öffentliche Librariatslesungen und schrieb populärwissenschaftliche Artikel für katholische Zeitschriften.
Außerdem war er Beichtvater und Kaplan der Kongration der Schwestern Jesu und eines Waisenhauses in Warschau. Im April 1933 ernannte ihn der damalige Bischof von Sandomierz, Włodzimierz Bronisław Jasiński, zum Ehrenkanoniker des Domkapitels in Sandomierz.
Nur vier Wochen nach dem Überfall auf Polen kapitulierte Warschau am 28. September 1939. Gerade einmal sechs Tage später wurde Franciszek Roslaniec von den Deutschen festgenommen.
Nach 13 Tagen Haft im berüchtigten Warschauer Pawiak-Gefängnis wurde er zwar zunächst wieder freigelassen, aber schon 12. Dezember 1939 in der Sakriste der Erlöserkirche erneut verhaftet.
Das geschah im Rahmen der so genannten „Intelligenzaktion“, deren Ziel die physische Vernichtung der polnischen Intelligenz und der polnischen Führungsebenen im besetzten Polen war.
Franziszek Roslaniec wurde zunächst in die Warschauer Zentralstrafanstalt eingeliefert und am 16. April 1940 wieder ins Pawiak-Gefängnis verlegt.
Am 2. Mai 1940 kam er schließlich in das deutsche Konzentrationslager Sachsenhausen bei Berlin.
Nach mehr als einem weiteren halben Jahr, wurde er am 14. Dezember 1940, einen Tag vor dem dritten Adventssonntag, in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Dort wurde ihm die Lagernummer 22687 auf den Unterarm tätowiert.
Franciszek Roslaniec hatte auch unter den unvorstellbar schwierigen Bedingungen der Lagerhaft einen lebendigen und tiefen Glauben und blieb seiner Berufung ruhig treu.
Im September 1941 bot die SS den polnischen Priestern im KZ Dachau Privilegien oder sogar die die Freilassung an, wenn sie sich zur Zugehörigkeit zum deutschen Volk bekannten. Alle weigerten sich, das zu tun.
In einem seiner Briefe schrieb Franciszek Roslaniec kurz darauf:
„In unserer gegenwärtigen Situation sollten wir zumindest geduldig und glücklich sein in all unseren Leiden und Freuden, wir sollten alles von Gott als unserem höchsten und besten Herrn mit tiefem und lebendigem Glauben annehmen. Wir wissen oft nicht, warum und wie lange wir leiden müssen, aber selbst dies gibt uns die Möglichkeit, das Vertrauen eines Kindes in die Göttliche Vorsehung des Vaters zu zeigen. Dann ist unser ganzes Leben durch den Glauben geheiligt. Das ist uns am wichtigsten.Es ist wahre Weisheit und das ganze Evangelium des Lebens, zu lernen, alle unsere Lebensbeschwerden nach dem Glauben zu leben und zu beurteilen.“
Pater Dr. Tadeusz Rulski, ein mitgefangener polnischer Priester, schrieb später über Franciszek Roslaniec:
„Ich hatte immer den Eindruck, dass er ein heiliger Priester war, ruhig, durch und durch fromm, hilfsbereit, geduldig und in allem mit Gottes Willen im Einklang“.
Ein weiterer Mithäftling, Pater Stefan Biskupski, Professor an der Universität Warschau, stellte fest
„Im Lager konnte man einige wenige echte Helden ausmachen, die unter dem Einfluss der zerstörerischen Wirkung des Lagerlebens zu den Höhen der Heiligkeit aufstiegen. Einer von ihnen war P. Ralaniec“.
Und in einem seiner letzten Lagerbriefe schrieb Franciszek Roslaniec selbst:
„Jetzt verstehe ich besser und bin immer mehr davon überzeugt, dass das schönste und wichtigste, aber für uns das schwierigste Gebet das Gebet Christi am Ölberg ist: ,Vater, Dein Wille geschehe´. Ich versuche, dieses Gebet jeden Tag und mit tiefer Überzeugung und einem lebendigen Glauben an unsren Vater zu sprechen und immer in der engsten Verbindung mit Christus zu bleiben. Ich bin stolz, dass ich ein bisschen mehr für IHN tun und mit IHM leiden kann“.
Im Juni 1942 war Franciszek Roslaniec aufgrund von Krankheit und Hunger körperlich wie am Boden zerstört und wurde vor Erschöpfung auf dem Exerzierplatz ohnmächtig.
Er wurde in den Block Nr. 29 zu den „Invaliden“ verlegt, die nicht mehr arbeiten konnten. Dort starben die Gefangenen entweder schnell oder warteten auf den Tod. Die einzige „Medizin“, die sein Leben noch retten konnte, war Brot. Ein Mithäftling, der selig gesprochene Seminarist Tadeusz Dulny, versuchte, ihn zu ernähren, indem er ihm sein eigenes gab, und sagte gefangenen Mitbrüdern „Das Leben des Professors wichtiger ist als meins„. Bald darauf starb er an Hunger.
Die Isolation in der „Invalidenbaracke“ diente 1942 der verschärften physischen Liquidation von Priestern im KZ Dachau. Viele wurden in „Invalidentransporten“ in die Tötungsanstalt Schloss Hartheim bei Linz an der Donau gebracht und dort in der Gaskammer ermordet.
Der Transport, auf den Franciszek Roslaniec geschickt wurde, umfasste Häftlinge, deren Namen mit den Buchstaben L bis S begannen. Die SS teilte die zur Tötung Bestimmten nach einem genau festgelegten Schema ein. Auf diesen Transport wurden auch zehn weitere Priester geschickt, unter ihnen der selige Stanislaw Mysakowski.
Statt in eine Art „Sanatorium“, ein Lager mit besseren Bedingungen, war das Ziel wie immer die Gaskammer in Hartheim. Dort wurde Franciszek Roslaniec am 14. Oktober 1942 ermordet. Der „Vorgang“, wie das offiziell genannte wurde, dauerte stets zwischen fünf und sieben Minuten.
Die Leichen der Getöteten wurden in einem Krematorium verbrannt, die Asche entweder auf nahe gelegenen Feldern verstreut, auf dem Dachboden des Schlosses gelagert oder in die nicht weit entfernte Donau gestreut.
Franciszek Roslaniec wurde von Papst Johannes Paul II. am 13. Juni 1999 in einer Gruppe 108 polnischer Märtyrer des Zweiten Weltkriegs seliggesprochen. Zu dieser Gruppe gehören auch Stanislaw Mysakowski und Tadeusz Dulny.
Am Tag vor seiner Seligsprechung besuchte Johannes Paul II. Sandomierz und sagte dort unter anderem:
„Sandomierz ist ein großes Glaubensbuch unserer Vorfahren. Die Frucht der Heiligkeit erscheint auch in der Gegenwart. Der Stolz der Kirche von Sandomierz sind die Laien und Geistlichen, die mit ihrem Leben die Liebe zu Gott, zu ihrer Heimat und den den Menschen bezeugten. Heute verehre ich zusammen mit all denen, die sich hier versammelt haben, Gott für dieses große geistige Erbe, das es den Menschen dieses Landes während der Teilung [während der deutschen Besatzung und während der totalitären Versklavung] durch das kommunistische System ermöglicht hat, ihre nationale und christliche Identität zu bewahren. Hier können wir leicht erkennen, wie sehr die Zeit des Menschen, die Zeit der Gemeinschaften und Völker von der Gegenwart Gottes erfüllt ist.„
Quellen:
http://www.swzygmunt.knc.pl/SAINTs/HTMs/1014blFRANCISZEKROSLANIECmartyr01.htm
https://www.swietyjozef.kalisz.pl/Dachau/24.html
http://www.swzygmunt.knc.pl/MARTYROLOGIUM/POLISHRELIGIOUS/vPOLISH/HTMs/POLISHRELIGIOUSmartyr2326.htm
Josef Beran Biografie
Im Vorfeld der Seligsprechung des Pallottiner-Paters Richard Henkes am 15. September in Limburg wächst die Hoffnung darauf, dass auch ein anderer Vorkämpfer der deutsch-tschechischen Versöhnung, Kardinal Josef Beran, bald zur Ehre der Altäre erhoben wird. Beran und Henkes waren bis 1945 beide im KZ Dachau interniert, wo der Pallottinerpater bei der Pflege typhuskranker tschechischer Häftlinge kurz vor Kriegsende sein Leben geopfert hatte. Beran überlebte, war aber auch in der Tschechoslowakei wieder staatlicher Verfolgung ausgesetzt und viele Jahre lang in Haft. Jaroslav Šebek hatte im Zuge des seit 20 Jahren laufenden Seligsprechungsverfahrens für den Kardinal historische Dokumente ausgewertet. Nach der Überführung der sterblichen Überreste des 1969 verstorbenen einstigen Prager Erzbischofs in seine Heimat im vergangenen Jahr sagte Šebek, die Seligsprechung könne möglicherweise schon 2020 geschehen. Die Unterlagen der diözesanen Phase des Verfahrens sind mittlerweile nach Rom übersandt worden. Voraussetzung für eine schnelle Seligsprechung wäre es, dass Berans Tod durch die Folgen langer Haft unter dem kommunistischen Regime in der Tschechoslowakei als Martyrium bestätigt wird. Dann wäre die Anerkennung eines Wunders nicht nötig. Die Tschechische Bischofskonferenz hatte den Wunsch nach Seligsprechung beider ehemaliger Häftlinge des KZ Dachau schon im Jahr 2000 geäußert.
Kardinal Josef Beran, der ehemalige Erzbischof von Prag, könnte schon 2020 seliggesprochen werden. Das hält Jaroslav Šebek für möglich. Er hatte im Zuge des seit 20 Jahren laufenden Seligsprechungsverfahrens historische Dokumente ausgewertet. Wie der Pallottiner-Pater Richard Henkes, der am 15. September in Limburg zur Ehre der Altäre erhoben wird, war Beran im nationalsozialistischen Konzentrationslager Dachau eingekerkert. Wie Henkes setzte sich der tschechische Priester schon dort für die Verständigung zwischen den Menschen beider Nationen ein. Richard Henkes starb in Dachau. Josef Beran wurde durch seine Leidenszeit in der Nachkriegstschechoslowakei auch zum Symbol des christlichen Widerstandes gegen den Kommunismus. Die Tschechische Bischofskonferenz hatte den Wunsch nach Seligsprechung beider Opfer totalitärer Gewalt schon im Jahr 2000 mit diesen Worten geäußert: „Die Erhöhung von P. Henkes zur Ehre der Altäre kann also auch beim tschechischen Volk zur Besserung des Bildes der Deutschen im Zweiten Weltkrieg und in Folge dessen auch zur Versöhnung der beiden Nationen beitragen. Er kann also Schutzpatron dieser Versöhnung werden“.
Josef Beran, wurde am 29. Dezember 1888 in Pilsen geboren. Das heutige Tschechien gehörte damals zum Kaiserreich Österreich innerhalb der Österreichisch-Ungarischen Doppelmonarchie. Josef war das älteste von sieben Kindern des Lehrers Josef Beran und seiner Ehefrau Maria und wurde am 9. Januar 1889 in der Pilsner St.-Bartholomäus-Kathedrale getauft .Die Erste Heilige Kommunion empfing er am 21. Mai 1898 und die Firmung am 13. Oktober 1902. In der Familie, die in bescheidenen Verhältnissen lebte, wuchs der Junge ihm Glauben an Gott auf und entwickelte eine Liebe zu Literatur, Heimat, Natur und Musik. Nach Abschluss einer fünfjährigen Grundschule in Pilsen absolvierte Josef Beran acht Klassen des dortigen klassischen Gymnasiums. Er dachte noch nicht daran, Priester zu werden. Anfangs interessierte er sich für eine Militärkarriere. Später wollte er Menschen helfen, indem er Arzt wurde. Sein Religionslehrer, der auch an der Karlsuniversität lehrte, lenkte den Schüler in eine andere Richtung. Er riet ihm, in Rom zu studieren, da er alle Charaktereigenschaften und intellektuellen Voraussetzungen für das Priestertum mitbringe. Wie Josef sich später erinnerte war fortan „Gottes Stimme oft in meiner Seele zu hören, gehört, und diese Stimme wurde häufiger während meines Studiums am Gymnasium.“
Nach Erlangung der Hochschulreife studierte Josef Beran an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom Katholische Theologie und Philosophie. Bereits im vierten Studienjahr wurde er am 10. Juni 1911 in der Basilika San Giovanni in Laterano zum Priester geweiht. Seine Primizmesse feierte er einen Tag später in der Kirche des Päpstlichen Collegiums Nepomucenum in Rom. Er schloss sein fünfjähriges Studium mit einer Promotion in Theologie am 26. Juni 1912 ab. Nach der Rückkehr in seine Heimat hielt er am 5. Juli 1912 die erste Messe in der Kathedrale St. Bartholomäus in Pilsen. Ab 1917 unterrichtete Josef Beran Religionspädagogik am Lehrinstitut der Kongregation der Schulschwestern der hl. Anna in Prag.
Sein erster Einsatzort als Kaplan war Chyše u Žlutice, gefolgt von Prosek und Prag, wo er im Januar 1914 zweiter Kaplan und Katechet an der Grundschule in Vysočany wurde. Später war er zunächst als Lehrer tätig, dann als Seelsorger an einem Institut für Gehörlose in Krč und schließlich von 1917 bis 1928 als Direktor am Frauenlehrinstitut St. Anna. Ab 1928 lehrte er Pastoraltheologie an der Theologischen Fakultät der Karlsuniversität Prag und wurde 1932 Professor für Theologie. Ab 1932 war er auch Rektor des Prager Erzbischofsseminars. Ab 1929 lehrte er Pastoraltheologie am dortigen erzbischöflichen Priesterseminar, dessen Regens 1932 wurde. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten und der Proklamation des Reichsprotektorats Böhmen und Mähren am 16. März 1939 war die tschechische theologische Fakultät nur noch sieben Monate in Betrieb.
Nach dem Attentat auf Reinhard Heydrich vom 27. Mai 1941, an dessen Folgen der „Henker von Prag“ acht Tage später starb, wurde Josef Beran am 6. Juni 1942 von den Nationalsozialisten als Geisel zunächst im Prager Gefängnis Pankrá inhaftert und am 1. Juli 1942 in das KZ Theresienstadt verlegt, wo Zwangsarbeit, Hunger, erbärmliche Hygiene, überfüllte Zellen, Krankheiten und Misshandlungen Alltag waren. Im Baukommando musste Josef Beran mit einem schweren Hammer Kies zerkleinern. Theresienstadt war nur eine Übergabestation für ihn. Am 31. August 1942 wurde er in Richtung Dachau deportiert, wo bei der Ankunft am 4. September die Lagernummer 35844 erhielt. Der im KZ mitgefangene Priester František Štverák erinnerte sich später: „Obwohl es ihm überhaupt nicht gut ging, teilte er mit seinen Mitgefangenen die Lebensmittelpakete, die er bekam. Niemand hat jemals gehört, wie er sich beschwerte, weinte oder verzweifelt war“. Im Januar 1943 brach im Lager eine Typhusepidemie aus. Auch Josef Beran wurde infiziert und wog zeitweise nur noch 49 Kilogramm.
Zwischen Beran und Richard Henkes entwickelte sich ein enger Kontakt. Der Pallottinerpater schaffte es, trotz strengen Verbots im Konzentrationslager seelsorgerisch tätig zu sein und sogar Sakramente zu spenden. Er kümmerte sich vor allem auch um tschechische Häftlinge. Auch im Lager war das wegen Spannungen unter den Angehörigen beider Nationen nicht immer einfach. Durch seine Zeit als Pfarrverwalter in Strandorf im schlesisch-tschechischen Grenzland, dem heutigen polnischen Strahovice, hatte Henkes Kontakt zu Tschechen gehabt. Der Pallottinerpater hatte schon 1939 den Einmarsch der Wehrmacht in der Tchechoslowakei kritisiert. Nach dem Krieg wollte er in der Region weiter tätig sein und hatte sich deshalb das Ziel gesetzt, die tschechische Sprache zu lernen. Deshalb hatte er 1944 in Block 17 den Dienst als Kantinenwirt angenommen. Dort würde er mehr Zeit für das Erlernen der tschechischen Sprache haben. Block 17 war nämlich die Baracke, in der hunderte neu ankommende Häftlinge , die aus Tschechien stammten, damals in Dachau aufgenommen wurden. Es gibt Hinweise darauf, dass es niemand anders als Beran war, der Richard Henkes half, seine Sprachkenntnisse zu vertiefen.Josef Beran verbrachte fast drei Jahre in Dachau, bevor das Lager am 29. April 1945 von den Amerikanern befreit wurde. Am 21. Mai 1945 konnte er wieder in seine Heimat zurückkehren. Im KZ Prager Priesterseminar wurde er wiederum als Regens eingesetzt.
Kardinal Karel Kašpar, der seit 1931 Erzbischof von Prag gewesen war, war am 21. April 1941 gestorben. In der deutschen Besatzungszeit musste der Erzbischofsstuhl vakant bleiben. Am 4. November 1946 ernannte Papst Pius XII. Josef Beran zum Erzbischof von Prag. In diesem Amt trat er für eine Rückkehr zu christlichen Werten, Versöhnung, Zusammenarbeit und Solidarität ein. Er wurde die moralische Autorität des Landes. Die Bischofsweihe spendete ihm der damalige Apostolische Nuntius in der Tschechoslowakei, Erzbischof Saverio Ritter, am 8. Dezember 1946. Nach dem Sturz der bürgerlichen Demokratie im Februar 1948 und der Machtübernahme der Kommunisten in der Tschechoslowakei bekämpfte das neue Regime vor allem die Katholische Kirche. Katholische Publikationen wurden verboten, katholische Verlage beschlagnahmt, katholische Schulen geschlossen. Der Vatikan wurde zum Feind erklärt und der apostolische Nuntius aus Prag ausgewiesen. Erzbischof Beran kritisierte die antikirchlichen Maßnahmen und den Plan der Regierung, mit der so genannten Katholischen Aktion eine von Rom getrennte Nationalkirche zu schaffen. Beran veröffentlichte einen Hirtenbrief, in dem er sich weigerte, die Kirche dem kommunistischen Regime zu unterwerfen. Am 19. Juni 1949, dem Sonntag nach Fronleichnam, wurde er verhaftet. Er stand zunächst im Erzbischöflichen Palais unter Hausarrest. Von 1950 bis 1963 lebte er unter Arrest an immer wieder wechselnden, geheim gehaltenen Orten. Er selbst wusste nie, wo er sich befand – auch die Gläubigen nicht. Beran durfte nicht einmal kommunistische Presse lesen. Auch nach der offiziellen Freilassung 1963 durfte war ihm die Rückkehr nach Prag untersagt. Er stand weiter unter Beobachtung der staatlichen Sicherheitsbehörden.
Nachdem Josef Beran 1965 von Papst Paul VI. Zum Kardinalpriester mit der Titelkirche Santa Croce in Via Flamina in das Kardinalskollegium berufen wurde, gelang es der vatikanischen Diplomatie, die Ausreise nach Rom zu erreichen, die Beran schweren Herzens akzeptierte, um die Situation der Kirche in Tschechien nicht noch mehr zu belasten, Die tschechoslowakische Regierung verwies ihn des Lands. Eine Rückkehr war nicht mehr möglich. In Rom nahm Kardinal Beran an der letzten Sitzungsperiode des Zweiten Vatikanischen Konzils teil. Dort hielt er eine viel beachtete Rede über die Gewissens- und Religionsfreiheit aller Bekenntnisse. Er gründete außerdem das „Tschechische Religiöse Zentrum Velehrad“. Aus Sorge um die ihm anvertrauten Gläubigen hatte Beran dem Papst mehrfach seinen Rücktritt angeboten, den dieser jedoch stets ablehnte. 1965 ernannte Paul VI. stattdessen den 1949 geheim zum Bischof geweihten František Tomášek zum Administrator des Erzbistums Prag. Auch in der Zeit des Prager Frühlings erfüllte sich Berans Hoffnung auf eine Rückkehr nach Prag nicht.
Dem Kardinal blieben im römischen Exil nur noch vier Jahre. Er nutzte sie für zahlreiche Reisen zu im Exil lebenden Tschechen. Sie führten ihn auch nach Kanada und in die USA. Darüber erschien dann ein Buch mit dem Titel „Durch die Neue Welt“, In den USA suchten auch zahlreiche Landsleute den Kontakt zu ihm, denen der katholische Glaube ansonsten nichts bedeutete. Als Josef Beran die US-Hauptstadt Washington besuchte, kamen Vertreter aller Strömungen im tschechischen Exil zusammen. Unter ihnen waren genauso Sozialdemokraten wie etwa Mitglieder der Agrarpartei. Sie alle wollten den Prager Erzbischof, den Helden des antikommunistischen Widerstands, sehen.
Am 17. Mai 1969, zwei Tage nach Christi Himmelfahrt, starb Josef Beran in Rom. Die kommunistische Regierung der Tschechoslowakei gestattete die Überführung seines Leichnams in die Heimat nicht. Papst Paul VI. erwies ihm eine außergewöhnliche Ehre, die sonst nur Päpsten zukommt: Josef Beran wurde in einer Krypta des Petersdoms bestattet. Er selbst hatte in seinem Testament bekundet, in seiner Geburtsstadt Pilsen oder in Prag beigesetzt werden zu wollen. Im April 2018 wurden seine sterblichen Überreste schließlich nach Prag überführt und dort am 23. April im Veitsdom beigesetzt.
In der Diözesanphase des Seligsprechungsverfahrens wurden rund 60 Zeugen gehört. Dass diese Phase 20 Jahre dauerte, lag unter anderem am Tod des ursprünglichen Postulators, an gesundheitlichen Problemen des Bischofsdelegaten, die dessen Ablösung nötig machten und an einer Änderung der Verfahrensregeln. Der weitere zeitliche Verlauf des Prozesses hängt jetzt von der Entscheidung darüber ab, ob Kardinal Berans Tod nach jahrelanger Verfolgung als Martyrium anerkannt wird. In diesem Fall wäre kein Wunder zum Abschluss des Verfahrens nötig.
Klemens Hogen-Ostlender
Quellen:
https://www.radio.cz/de/rubrik/geschichte/symbol-des-widerstands-kardinal-josef-beran
http://kardinaljosefberan.cz/kanonizacni-proces/
http://kardinaljosefberan.cz/kanonizacni-proces/
https://www.cirkev.cz/archiv/080402-vyvoj-procesu-beatifikace-kardinala-josefa-berana
https://www.pater-richard-henkes.de
https://www.karl-leisner.de/karl-leisners-geheime-priesterweihe-im-kz-dachau-am-17-dezember-1944/
http://www.katyd.cz/clanky/kardinal-beran-blize-beatifikaci.html
https://www.kampocesku.cz/clanek/24932/josef-jaroslav-beran
Adolf Kajpr- Biografie
Adolf Kajpr wurde am 5. Juli 1902 im Dorf Hředle, etwa 40 Kilometer südöstlich von Prag, als zweiter Sohn von Adolf Kajpr (1859 –1906) und seiner Ehefrau Anna geb. Kytková (1861–1905) geboren. Das heutige Tschechien gehörte damals zum Kaiserreich Österreich innerhalb der Österreichisch-Ungarischen Doppelmonarchie. Adolf empfing die Taufe am 12. Juli 1902 in der Kirche des Hl. Laurentius im nahegelegenen Žebrák. Die Eltern waren Pächter einer Gastwirtschaft und Metzgerei. Nach dem Tod der Mutter kehrte der Vater mit seinen beiden Söhnen in seine wenige Kilometer entfernte Heimatstadt Bratronice zurück. Auch er starb kurz darauf. Die Jungen wurden in der Familie einer Tante im christlichen Glauben erzogen. Adolf Kajpr besuchte von 1908 bis 1916 die Grundschule, verließ diese aus finanziellen Gründen vorzeitig und arbeitete dann zunächst als Tagelöhner. Einen Monat lang lernte er dann bei seinem Bruder Joseph in Slaný das Schuhmacherhandwerk. Weil diese Tätigkeit Adolf aber nicht lag, kehrte er wieder nach Bratronice zurück. Ein Müller in Roučmida stellte ihn schließlich als Lehrling ein. Der Junge zeigte aber Interesse an einem Studium. Der Schwager des Mühlenbesitzers, ein Gymnasialprofessor, bemerkte das Talent des jungen Adolf. Er fing an, ihm Latein beizubringen. Außerdem lieh er ihm eine Reihe von Lehrbüchern aller Fächer , Romane, Reiseberichte und Kurzgeschichten. Adolf Kajpr las schon seit seiner Kindheit außerdem täglich die Zeitung. Von 1924 bis1926 leistete er seinen Wehrdienst in der tschechoslowakischen Armee ab. Nicht lange danach trat er in das von Jesuiten geleitete Erzbischöfliche Gymnasium in Prag-Bubeneč ein.
Nach dem Besuch der ersten Klasse, der Sexta, beschloss Adolf Kajpr, sich den Jesuiten anzuschließen. Die beiden Jahre des Noviziats (1928 – 1930) absolvierte er im bei Brünn gelegenen Velehrad im Osten Tschechiens. Die Reifeprüfung bestand er mit Auszeichnung. Am 15. August 1930 legte Adolf Kajpr in Velehrad die Ordensgelübde ab. Von 1930 bis 1932 studierte er Philosiphie im belgischen Egenhoven, das heute zu Leuven gehört, und von 1932 bis 1936 Theologie in Innsbruck. Dort wurde Adolf Kajpr am 26. Juli 1935 auch zum Priester geweiht. Seine Primiz feierte er wenige Tage später in der St.-Ignatius-Kirche in Prag und seine Heimatprimiz in der Allerheiligenkirche in Bratronice. Für das Tertiat, den letzten Ausbildungsabschnitt vor der Aufnahme in die Gesellschaft Jesu, wurde er 1936 ins französische Paray-le-Monial geschickt. Er schaffte das Pensum, das normalerweise drei Jahre beanspruchte, mit großem Erfolg in nur zwei Jahren. Anschließend kehrte er in seine Heimat zurück.
Ab 1937 lebte und arbeitete Adolf Kajpr in der Jesuitenresidenz bei de St.-Ignatius-Kirche in Prag. Er erfüllte seine Pflichten im Orden, betätigte sich in der Seelsorge, leitete Exerzitien und unterrichtete von 1940 bis 1941 christliche Philosophie an der Theologischen Schule der Erzdiözese Prag. Er war sowohl ein berühmter Sonntagsprediger als auch ein eifriger Marienverehrer. Schwerpunkt seines Wirkens war der Pressebereich. Er wurde Redakteur von vier Ordenszeitschriften, in denen er auch eigene Beiträge veröffentlichte: Posel Božského Srdce Páně (Bote des Göttlichen Herzens des Herrn, 1937–1941). Obrození (Wiedergeburt), Dorost (Nachwuchs) und Nové směry (Neue Richtungen, alle 1940–1941). Im Oktober 1938 erzwang das nationalsozialistische Deutschland die Eingliederung des Sudetenlandes in das Reich, im März 1939 wurde das restliche tschechische Gebiet als „Reichsprotektorat Böhmen und Mähren“ deutscher Herrschaftsbereich. Die Zeitschrift Dorost erregte 1939 den Unwillen der Besatzer durch eine Fotomontage auf der Titelseite. Darauf besiegte Christus als Herakles den dreiköpfigen Höllenhund Kerberos, der die Menschen im Totenreich bewacht. Im Maul hielt Kerberos ein Hakenkreuz.
Die Redakteure Alois Koláček und Adolf Kajpr wurden von der Gestapo mehrmals verwarnt. Im März 1940 folgte die Verhaftung Koláčeks. Im April wurde die Zeitschrift Dorost verboten. Für Kajpr war jedoch die Arbeit für die Jugend so wichtig, dass er begann, Nové směry ohne Zustimmung der deutschen Besatzer herauszugeben. Er ermutigte seine Leser und Hörer zu Glaube, Hoffnung und authentischem Patriotismus. Der Pater sprach von Christus als dem einzigen wahren Führer der Menschheit und davon, dass ein Christ auf der Seite der Befürworter des Guten, auf der Seite von Gerechtigkeit, Recht und Gleichheit aller Menschen und Nationen stehen müsse, obwohl er auch sein Heimatland lieben solle. Im Februar 1941 protestierte er eben aus dieser Überzeugung heraus dagegen, dass sich Kolloborateure mit den Nationalsozialisten auf den heiligen Wenzel beriefen, um ihre These der Zugehörigkeit der Tschechen zum Deutschen Reich zu begründen. Kajpr wies dieses Argument im Editorial der Zeitschrift offen zurück. Als zur Zeit des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation das Königreich Böhmen und die Markgrafschaft Mähren zu diesem Staatswesen gehörten, seien die Verhältnisse vollkommen anders gewesen, weil es sich um eine Gleichheit gehandelt habe. Der Kirchenreferatsleiter der Gestapo in Prag, SS-Untersturmführer Kurt Friedrich Oberhauser, verhörte Adolf Kajpr und und forderte eine Stellungnahme zum Artikel von ihm. Kaypr gab zu, dass er den Artikel geschrieben hatte und bekräftigte, dass er weiter dazu stehe. Oberhauser, der 1947 in Prag von einem tschechischen Gericht zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde, ließ den Jesuitenpater am März 1941 wegen „Hetz- und Hassartikeln“ gegen das Reich in Haft nehmen.
Zunächst war er in Prag-Pankrác inhaftiert und wurde dann ins Konzentrationslager Theresienstadt, ins erste KZ auf böhmischem Boden, verlegt. Zeitwiese musste er in einem Außenkommando in Nová Huť (heute Nižbor) in der nähe seiner Heimatstadt Zwangsarbeit leisten. Nach einer weiteren vorübergehenden Inhaftierung in Pankrác wurde er mit dem Vermerk „Rückkehr unerwünscht“ am 15. September 1941 ins KZ Mauthausen bei Linz an der Donau deportiert. Dort arbeitete er in dem berüchtigten Steinbruch. Für die Gefangenen betrug die tägliche Arbeitszeit mindestens 11 Stunden im Sommer und etwa 9 Stunden im Winter. Gearbeitet wurde bei jedem Wetter. Die Arbeit war kräfteraubend. Die Häftlinge mussten zunächst Steinblöcke von Hand oder mittels Sprengungen vom Fels spalten, danach zerkleinern und über eine steile Treppe abtransportieren. Im Steinbruch herrschte zwar ein permanenter Mangel an Facharbeitern, aber gleichzeitig wurden dort viele Häftlinge systematisch zu Tode geschunden. Am 30. Mai 1942, dem Samstag der Pfingstoktav, wurde Adolf Kajpr ins KZ Dachau verlegt, wo er die Häftlingsnummer 30242 erhielt, bis zum Kriegsende im Priesterblock blieb und im Kommando „Plantage“ arbeiten musste. Die vielen hundert Häftlinge, die jeden Morgen als Arbeitssklaven dorthin getrieben wurden, fuhren erst mit Schubkarren Säcke voller Bio-Heilkräuter über das Gelände und später am Tag die ausgemergelten Leichen ihrer Kameraden, die nicht überlebt hatten.
Mit den Prager Jesuiten blieb Adolf Kajpr schriftlich in Verbindung. Am 31. Dezember 1944 schrieb er zum Beispiel: „… am 3. Adventssonntag war hier eine Priesterweihe und am St. Stephan eine Primizmesse, das alles mit schönem Gesang, mit schönen Gewändern, am lichtvollen Altar.“ Dieser Brief muss aus dem Lager geschmugglt worden sein, wozu die öffentliche Verkaufsstelle für Erzeugnisse der „Plantage“ manchmal die Gelegenheit bot. Die Priesterweihe von Karl Leisner war nämlich geheim geschehen. Ihr Bekanntwerden hätte harte Strafen für alle Beteiligten nach sich gezogen. Am 29. April 1945 wurde das Konzentrationslager Dachau von amerikanischen Truppen befreit. Weniger als einen Monat später, am 21. Mai 1945, kehrte Adolf Kajpr zurück nach St. Ignatius in Prag. Für seine Verdienste verlieh ihm der Präsident der Republik, Edvard Beneš, am 12. August 1947 zwei staatliche Auszeichnungen, das Tschechoslowakische Kriegskreuz 1939 „zur Würdigung von Taten während des Zweiten Weltkriegs, die zur Befreiung der Republik führten“ und die Tschechoslowakische Verdienstmedaille für herausragende Verdienste außerhalb des Kampfes .
Am 15. August 1945 legte Adolf Kajpr das vierte Ordensgelübde ab, das bei den Jesuiten besonderen Gehorsam gegenüber dem Papst zum Inhalt hat. Er wurde Professor bei der Gesellschaft Jesu, war wieder als Prediger tätig und leitete geistige Erneuerungen sowie Exerzitien. Er gab erneut die Zeitschrift „Dorost“ heraus und wurde Chefredakteur der Zeitschrift „“Katolík: list pro kulturu a život z víry (Der Katholik: ein Blatt für Kultur und Leben im Glauben), die für ihn zusätzlich zu einer Plattform wurde, von der aus er von 1945 bis 1948 das Evangelium, sein Verständnis des christlichen Lebens und des Apostolats sowie seine Wahrnehmung des damaligen Geschehens verbreitete. Das Blatt beeinflusste die Gläubigen vornehmlich in ihrer Wahrnehmung der Entwicklung der Tschechoslowakei in der Nachkriegszeit, in der sich die Macht der kommunistischen Partei zunehmend manifestierte. Adolf Kajpr selbst war ein Mann von ausgeprägter sozialer Gesinnung. Unter allen konstitutionellen Bewegungen lobte er die Demokratie, obwohl er sich ihrer Schwächen bewusst war. Er wies auf ihre Inkonsistenz mit dem Christentum und auf die Gefahr hin, seine Würde zu verlieren, wenn das politische System von Gott abweicht. In offener Polemik gegen den Marxismus-Leninismus warnte er davor, dass jeder atheistische Humanismus notwendigerweise zu Konzentrationslagern, Gefängnissen, Hinrichtungen und vielen anderen Formen der Verfolgung führen werde. Sofort nach dem kommunistischen Umsturz im Februar 1948 wurde die Zeitschrift Katolík für „staatsfeindlich und reaktionär“ erklärt und ihr die Druckerlaubnis entzogen. Adolf Kajpr widmete sich danach vollends der Seelsorge. In seinen Homilien bestärkte er die Zuhörer im Glauben und setzte seine Polemik gegen den Materialismus und die marxistische Kritik an der Religion fort.
Am 14. März 1950 wurde Adolf Kajpr auf Weisung des Justizministers und Vorsitzenden der Staatlichen Behörde für Kirchenfragen, Alexej Čepička, von der Staatssicherheit gemeinsam mit anderen Ordensmitgliedern festgenommen. Es sollte demonstriert werden, dass die Kirche ein gesellschaftsgefährdender Feind sei, dem Einhalt geboten werden müsse. Staatspräsident Klement Gottwald hatte die Devise ausgegeben „Los von Rom und hin zu einer Nationalkirche. Wir müssen die Kirche neutralisieren und in unsere Hände bekommen, damit sie dem Regime dient“ . Vor Gericht sollte nun ein umfassender Schlag gegen alle Orden vorbereitet werden, die sogenannte „Aktion Kloster“.In zwei Nächten im April 1950 schlugen Armee und Volksmiliz zu. 247 Männerklöster wurden liquidiert, die rund 2500 Mönche ausnahmslos verhaftet. Im Herbst desselben Jahres wurden 670 Frauenklöster mit rund 11900 Schwestern aufgelöst. Adolf Kajpr wurde schon im März wegen seiner Bekanntheit und seiner Kritik an der kommunistischen Ideologie und Praxis zum Angeklagten und wegen „Hetz- und Hassartikeln“ gegen die „volksdemokratische Ordnung“ Vatikans sowie wegen „zersetzender“ Homilien und „Spionage“ zugunsten des Vatikans angeklagt. Die Gerichtsverhandlung fand vom 31. März bis zum 5. April 1950 statt. Kajpr wurde des Hochverrats für schuldig befunden und zu 12 Jahren schwerem Gefängnis sowie zu weiteren zusätzlichen Strafen verurteilt. Anschließend wurde er zunächst in Prag-Pankrác inhaftiert, dann nacheinander in der Strafanstalt Mirov in Ost-Tschechien, iin Valdice im Noren des Landes und schließlich in der Festung Leopoldow in der Slowakei. Mitgefangene berichteten über Kajprs tiefen Glauben und Frömmigkeit, seine an die anderen inhaftierten Priester gerichteten geistlichen Reden, über heimlich an in Freiheit befindliche Gläubige gesandte Ermahnungen, über Exerzitien, die Vorbereitung geheimer Novizen der Gesellschaft Jesu sowie über Vorträge und Diskussionen über Philosophie, Liturgie und Literatur.
Am 13. September 1959, einem Sonntag, erlitt Adolf Kajpr bei der Arbeit einen Herzinfarkt und wurde ins Gefängniskrankenhaus gebracht, wo er jedoch am 17. September einen zweiten Infarkt erlitt und starb. Die Gefängnisleitung beschloss in Absprache mit den obersten Behörden, ihn auf dem örtlichen Friedhof in einem lediglich mit einer Nummer („889“) markierten Grab zu bestatten. Erst während des Prager Frühlings wurden seine sterblichen Überreste 1968 exhumiert und in einem Reihengrab auf dem Vyšehrader Friedhof in Prag bestattet. Der Gerichtsprozess wurde in den nachfolgenden Jahren wiederholt überprüft. Die Justiz änderte ihre Entscheidung je nach Veränderung der politischen Umstände. Erst am 16. Dezember 1993 entschied das Gericht , Adolf Kajpr zu rehabilitieren, da er gesetzeswidrig seiner persönlichen Freiheit beraubt worden war. Mitglied der Gesellschaft Jesu war Kajpr insgesamt 31 Jahre, Priester 24 Jahre lang. Davon war er wegen seines Glaubens an Jesus Christus und seiner Treue zur Kirche 13,5 Jahre lang inhaftiert und starb in der Haft und an den Folgen der Verhaftung.
Der Ruf nach Seligsprechung wurde bereits kurz nach Adolf Kajprs Tod laut. Papst Johannes Paul II. würdigte ihn als einen der Ordensbrüder, denen es gelang, auch unter den Bedingungen der nationalsozialistischen Konzentrationslager und Gefängnisse „ein Beispiel großer Ehrwürdigkeit durch ein Leben der christlichen Tugenden“ abzugeben, und sagte über ihn, er sei „im Ruf der Heiligkeit gestorben“. Im Laufe der Zeit äußerten sich Adolf Kajprs Mitarbeiter und Mitbrüder sowie zahlreiche Zeitzeugen und spätere Forscher zu dem bemerkenswerten Zeugnis seines Lebens und würdigten sein Lebenswerk und Martyrium.Im Herbst 2017 bewilligte der Generalobere der Gesellschaft Jesu, Arturo Sosa, den Antrag des Provinzials der tschechischen Provinz, Josef Stuchlý, und erteilte die Zustimmung, den Prozess der Seligsprechung von Adolf Kajpr einzuleiten. Für die erste Phase auf der Ebene der Diözese wurde der Theologieprofessor Vojtěch Novotný von der katholischen theologischen Fakultät der Karls-Universität Prag zum Vizepostulator berufen. Dieser beantragte beim Prager Erzbischof, das Leben und den Märtyrer-Tod des Gottesdieners Adolf Kajprs zu prüfen. 2019 hat die Vollversammlung der tschechischen Bischöfe nun beschlossen, das Seligsprechungsverfahren zu eröffnen.
Jan Pavlik, der von 1971 bis 1991 Provinzial der tschechischen Provinz der Gesellschaft Jesu war, hat in seinem Buch „Erinnerungen an verstorbene Jesuiten, die seit 1814 in Böhmen, Mähren und Mährisch Schlesien geboren wurden“, Adolf Kajpr so gewürdigt: „Jeder, der P. Adolf jemals begegnet ist, wurde von diesem großen Mann, dem treuen Priester und gebildeten Jesuiten, bereichert. P. Adolf war von Natur aus so rein und aufrichtig, dass er jedes Vertrauen erweckte. Sein demütiges und demütiges Verhalten mit aller Einfachheit öffnete jedermanns Herz. Seine Bildung und seine spekulativen Fähigkeiten, die sich immer auf das praktische Leben auswirkten, waren für alle offen. Die unbegründete, einfache Hingabe schien durch die Dunkelheit des menschlichen Leidens und weckte Hoffnung. P. Adolf besaß eine gesunde philosophisch-theologische Lehre und legte sie in vielen seiner von ihm herausgegebenen Zeitschriftenartikel dar“.
Klemens Hogen-Ostlender
Quellen:
http://www.jesuit.cz/osobnost.php?id=3
http://www.josefhurt.cz/node/7399
https://www.cirkev.cz/cs/aktuality/180917proc-si-dnes-pripomenout-adolfa-kajpra
https://www.ustrcr.cz/o-nas/cena-vaclava-bendy/slavnostni-predani-ceny-vaclava-bendy-2014/
https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Kajpr
https://cs.wikipedia.org/wiki/Adolf_Kajpr
https://de.wikipedia.org/wiki/Aktion_Kloster
https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Adolf_Kajpr