Zeugnis über Unsere Liebe Frau von Dachau

Edmond Michelet (Häftling im KZ Dachau) berichtet: „Eine Statue der Jungfrau Maria wurde unter Zustimmung aller im Laufe des Winters rechts vom Altar aufgestellt. [falsch, Ostern 1943] … Sie war aus hellem Holz geschnitzt und streng stilisiert, konnte sie ebenso als “Morgenstern“ oder als „Heil der Kranken“, als Trösterin der Betrübten“ oder als Königin der Märtyrer gelten. Alle kamen überein, sie unsere liebe Frau von Dachau zu nennen. Dieser Name drückt alles zugleich aus.

Dass der Glaube für eine sehr große Zahl von uns die entscheidende Stütze während der ganzen Dauer unserer Prüfungen war, ist offenbar und wird von niemand bezweifelt.  Die Ungläubigen sind Zeugen davon, genau wie die anderen.

Ebenso möchte ich auf die wirklich neue Erkenntnis hinweisen, die viele Deportierte im Laufe ihrer Betrachtung gewonnen haben, nämlich die wirklich außerordentliche Gestalt, welche die Jungfrau Maria im katholischen Glauben ist.

In einer unmenschlichen Umwelt, in einem Ozean von Haß, der uns verschlingen wollte, war die menschliche Milde, die unerschöpfliche und stets erreichbare Güte von Maria uns oft Anlaß zur Freude: causa nostra laetitiae … Durch die Betrachtung der allerseligsten Jungfrau zu Füßen des Kreuzes fanden wir einen neuen Sinn unseres Elends; mehr noch: in der Betrachtung ihres ununterbrochenen Eintretens für uns verstanden wir immer besser, was unsere eigene Haltung sein könnte, sowohl „in den Tagen unseres Todes“ als später, wenn die Rechnungen beglichen werden würden.

Keine Sprache wird je die unendliche Dankbarkeit derjenigen wiedergeben können, die die Gnade dieser Umformung ihrer Leiden erlebt haben und diese geradezu alles umstürzende Entwaffnung des Hasses.“

Quelle: MICHELET, Edmond, Die Freiheitsstraße, Stuttgart, 1955, 119f

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