70. Todestag P. Engelmar Unzeitig

zum 70. Todestag des Märtyrers der Nächstenliebe P. Engelmar Unzeitig am 02.03.2015,

geben wir die Pressemitteilung des Sudetendeutscher Pressedienst (SdP)
Österreich, vom 02.03.2015 wieder:

70. Todestag des Engels von Dachau (von Rudolf Grulich)

Wien, am 2. März 2015

70. Todestag des Engels von Dachau

Durch den eingeleiteten Seligsprechungsprozess, die Arbeiten seines Marianhiller Mitbruders P. Adalbert L. Balling und ein Buch von Brigitte Muth-Oelschner ist P. Engelmar Unzeitig der sudetendeutsche Märtyrer der NS-Zeit, über den am meisten geschrieben wurde. Am 1. März 1911 in Greifendorf bei Zwittau im Schönhengstgau geboren, wurde er auf den Namen Hubert getauft. Der Vater starb 1916 in russischer Kriegsgefangenschaft, so dass die Mutter den Bauernhof bewirtschaftete, den Hubert einmal übernehmen sollte. Nach Abschluss der Volksschule ging Hubert ein Jahr zu einem tschechischen Bauern bei Brünn, um seine Tschechischkenntnisse zu verbessern. Zurückgekehrt half er der Mutter in der Landwirtschaft. Als 17-Jähriger spürte er den Wunsch, Priester zu werden. Durch eine von den Großeltern bezogene Marianhiller Familienzeitschrift entschloss er sich, nach Reimlingen zu gehen, um das Abitur zu erwerben und Theologie studieren zu können. 1928 traf er in Reimlingen ein, von wo aus er sich jedes Jahr in München beim tschechoslowakischen Konsulat melden musste, um sein Visum zu verlängern. 1934 legte er die Reifeprüfung ab und trat noch im gleichen Jahr ins Noviziat der Marianhiller ein. Am 30. April 1934 wurde er als Frater Engelmar eingekleidet mit dem Wunsch, später in Afrika als Missionar tätig zu sein.

Nach dem Noviziat studierte er an der ordenseigenen Hochschule in Würzburg und empfing am 6. August 1939 die Priesterweihe. Eine Aussendung in die Mission erlaubten die Nationalsozialisten nicht mehr. In der Zwischenzeit war P. Engelmars Heimat, das Sudetenland, an das Deutsche Reich angeschlossen, was er begrüßte und als gerechte Lösung empfand. Nach einem Pastoraljahr kam P. Engelmar im Sommer 1940 nach Riedegg in Oberösterreich. Neben der Aushilfe in der örtlichen Seelsorge hatte er auch noch eine größere Gruppe französischer Kriegsgefangener zu betreuen. Trotz des staatlichen Verbots predigte P. Engelmar für die Gefangenen jeden Sonntag in französischer Sprache.

Da für einen Teil des Böhmerwaldes der Bischof von Linz die Seelsorge übernommen hatte, wurde am 1. Oktober 1940 P. Engelmar Pfarrprovisor in Glöckelberg und setzte sich mit seiner jugendlichen Kraft für die Seelsorge ein, besuchte die Familien und betreute die Kranken. Dadurch fiel er in den NS-Kreisen „unliebsam“ auf. Von Anfang an wurde er von der Gestapo bespitzelt, ehe er am 21. April 1941 verhaftet, zunächst nach Linz und am 3. Juni 1941 ins Konzentrationslager Dachau gebracht wurde. Über die Ursache der Verhaftung gibt es keine Klarheit. Hitler-Jungen sollen ihn angezeigt haben, nach anderen Angaben ein SA-Mann, der eine Christkönigpredigt als Angriff gegen Hitler deutete. P. Engelmar war schon vor seiner Verhaftung einmal zur Gestapo vorgeladen worden. Im Block 26 des Konzentrationslagers reifte der junge Pater zum „Engel von Dachau“. P. Engelmar lernte Russisch, was ihm leicht fiel, da er bereits gut Tschechisch sprach. Er tat dies, um den besonders bedrängten russischen Gefangenen zu helfen.

Bis zum Ende des Jahres 1944 arbeitete P. Engelmar für die gefangenen Russen, für die er auch religiöse Texte abschrieb und verteilte. Ihnen galt auch sein Lebensopfer, als Mitte Dezember 1944 Flecktyphus festgestellt wurde, von dem immer mehr Menschen erfasst wurden. Täglich gab es 100 Tote. In dieser Situation besann sich die Lagerleitung auf die Priester und forderte 20 Freiwillige als Pfleger. 27 meldeten sich, zehn Deutsche und zehn Polen wurden ausgewählt, unter ihnen P. Engelmar. Nur zwei von ihnen sind mit dem Leben davongekommen.

P. Engelmar (und manche anderen Priester) hatten schon vor dieser „offiziellen“ Meldung freiwilligen Dienst bei den Seuchekranken gemacht; er wusste Bescheid, was er auf sich nahm, er rechnete mit dem Opfer des Lebens. Die Berichte über das Wirken von P. Engelmar zeugen von opferbereitem Einsatz ohne Rücksicht auf sich selbst, von grenzenloser Liebe, von einer wahrhaft priesterlichen Opferseele, der Typhusblock in Dachau wurde seine letzte Pfarrgemeinde.

Es kam, was vorauszusehen war: um den 20. Feber stellte ein Mithelfer in der Seuchenbaracke fest, dass auch P. Engelmar angesteckt war. Aber auch jetzt schonte er sich nicht, sondern setzte sich mit ganzer Kraft für die anderen ein. „Zur Rettung der Seelen würde ich weiter Verbannung und alles andere ertragen“, das war eines seiner letzten Worte. Am 2. März 1945 starb er.

Rudolf Grulich

Buchpräsentation

Brigitte Muth-Oelschner

„Wo Gott nicht sein darf, schickt er einen Engel“
Engelmar Hubert Unzeitg
Märtyrer der Nächstenliebe
(1911 – 1945)

Missionsverlag Mariannhill, ISBN 978-3-935700-54-2, 279 Seiten, Taschenbuchformat.
Kosten: Spende als Unkostenbeitrag erbeten. https://www.mariannhill-shop.at/

Zur Autorin:

Kriegsbedingt in Berlin, im Ruhrgebiet und im Rheinland aufgewachsen. Ehemals Redakteurin bei der KNA in Bonn; Ausbildung als Ehe- und Familientherapeutin; Mitarbeiterin beim UNO-Flüchtlingswerk, bei der Kölner Kirchenzeitung und beim Essener Ruhrwort; Leiterin der deutschen Abteilung der Internationalen Katholischen Presse-Agentur (KIPA) in Fribourg/Schweiz; Informations-Beauftragte des Bistums Basel.
Seit einigen Jahren freie Autorin.

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Bebilderte Berichte finden Sie auch im Internet unter http://www.hausderheimat.at

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