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Spuren der Seligen

Spuren der Seligen

Beim Rundgang durch die KZ-Gedenkstätte Dachau ist es möglich, an vielen Stellen an die Geschehnisse vor ca. 70 Jahren zu gedenken. In diesem Lager erlitten Menschen unvorstellbar Grausames. Viele starben .

Ein Rundgang kann auch aus Sicht der Gemeinschaft der Geistlichen begangen werden. Sie erlebten die Zeit im Lager mit den Augen des Glaubens. Sie erlebten Gottes Gegenwart im leidenden Kameraden, aber auch seine sakramentale Gegenwart in der Eucharistie, Beichte und Krankensalbung. (vgl geistliches Leben) Unter den Geistlichen waren die später Selig gesprochenen, die uns zu Freunden werden können.

Ihre Wege des Leides, des Gebetes und der Seelsorge können wir nachgehen und an den Orten ihres Sterbens ihres Martyriums gedenken.

In den Blocks 26, 28 und 30 waren die Geistlichen ab Ende 1940 isoliert von anderen Häftlingen untergebracht. Ab Januar 1941 wurde im Block 26 eine Kapelle eingerichtet. Dass dies möglich wurde, sahen viele Geistliche als Gebetserhörung und Beweis der Stärke Gottes. Ab September 1941 wurden die deutschsprachigen Geistlichen von den anderen getrennt. In Block 26 waren nur noch reichsdeutsche Geistliche, in den Blocks 28 und 30 die anderen Nationen insbes. polnische Priester. Ab diesem Zeitpunkt durften nur noch deutsche Geistliche in die Kapelle kommen.

In der Kapelle des Block 26, sie befand sich in den ersten 10 m des Blocks zur Lagerstraße hin, feierten sie täglich die Heilige Messe, um aus dieser Kraft zu leben und mit Christus ihren Kreuzweg in der Hingabe an Gott gehen zu können. Der Altar stand ungefähr an der Stelle des heutigen Steins „26“. Hier wurde vor dem Tabernakel  gebetet und die Not der Welt im und außerhalb des Lagers vor Gott gebracht. Im Lager der Gottlosigkeit war Jesus Christus real  sakramental gegenwärtig und ein großer Trost für alle. Die morgendliche Messe war eine große Kraftquelle. Von hier aus wurde heimlich die heilige Kommunion ins Lager gebracht zu anderen Häftlingen, insbesondere zu den Kranken. Hier stand auch die Marienstatue, die heute in der Kirche des Karmel steht. Von den Geistlichen wurde sie liebevoll Unsere Liebe Frau von Dachau genannt und wie die Statue einer Wallfahrtskirche verehrt.  (vgl. geistliches Leben)

Auf der hinteren Seite der Baracken 26-30, zum Krematorium hin, war eine vom Wachpersonal nicht gut einsehbare Stelle. Hierher kamen die Häftlinge, um mit den Priestern im isolierten Priesterblock Kontakt aufzunehmen, ein Beichtgespräch zu vereinbaren, heimlich die Eucharistie zu empfangen, aber auch Nachrichten auszutauschen oder um Brot zu bitten.

Dieser Ort fordert uns auch auf zur Dankbarkeit gegen über allen Priestern, die hier für Ihren Glauben gelitten haben und dieses Kreuz für die Kirche aufgeopfert haben. Danken wir Gott für das Geschenk der Priesterberufungen und ihren Dienst am Volk Gottes.

Auf der Lagerstraße begegneten die Geistlichen den mitgefangenen Kameraden. Hier wurden Seelsorgegespräche geführt und viele tausend Beichten gefeiert. Hier war der Eucharistische Jesus unterwegs im Verborgenen: auf dem Weg ins Revier, zu den Arbeitsstätten und anderen Orten, an denen die Gläubigen heimlich kommunizieren konnten. Hier trafen sich auch die Geistlichen zum Gespräch und gemeinsamen Gebet, z.B. des Rosenkranzes und Kreuzweg. Hier ging bei der letzten Typhusepidemie 1945 P. Lenz täglich mit dem verborgenen Allerheiligsten, um allen Kranken und Sterbenden den Eucharistischen Segen zu spenden.

Auf der Ladenstraße wurden die Geistlichen aber auch getrieben:  von der Küche in der Mitte des Zentralgebäudes kommend, mit der schweren Last der Essenskübel im Laufschritt, auf dem Weg zu den einzelnen Baracken. (ca. 1940 bis Frühling1942) Hier und am Appellplatz litten sie unter der schweren Arbeit des Schneeräumens. Sie hatten weder ausreichende Kleidung noch geeignetes Werkzeug.

Auf dem Appellplatz mussten die Gefangenen bei den Apellen morgens und abends und darüber hinaus oft stundenlang stehen. Die Geistlichen nützten diese qualvolle Zeit zum Gebet, zum Segnen der Mitgefangenen und der Feinde und zum heimlichen Spenden der Absolution für Kameraden, die getötet wurden.

Im zentralen Wirtschaftsbebäude begann am Tag der Ankunft der Leidensweg der Geistlichen. Schon bei den Aufnahmeformalitäten wurden sie beschimpft und geschlagen. Etwa in der Mitte dieses Gebäudes befand sich die Küche. Von hier aus wurden die schweren Essensbehälterüber die Lagerstrasse bis zu den einzelnen Blocks getragen.

In den  ungeraden Blocks war die Krankenstation, das Revier, untergebracht. In den ersten (1-5) wurden medizinische Versuche durchgeführt. Hier litten und starben auch viele polnische Priester.

In den Baracken des Krankenreviers lagen, litten, beteten und starben durch die Todesspritze die seligen Alojs Andritzki, Bischof Michael Kozal (in Block 7) und P. Titus Brandsma. Der selige Georg Häfner starb im Revier, ebenso der selige Gerhard Hirschfelder, der  schwer krank hier stundenlang unter die  eiskalte Dusche gestellt wurde und an den Folgen, einer Lungenentzündung, verstarb. Auch der selige Karl Leisner  litt in der Baracke 13, der Station der Lungenkranken, das Allerheiligste immer unter seinem Kopfkissen.

In den Baracken der Typhusquarantänestation, in der Blöcken 21, 23, 25, 27, 29 und 30, litten ab Mitte Februar 1945 über 30 Priester, die sich freiwillig zur Pflege und Seelsorge an den sterbenden Typhuskranken gemeldet hatten. Bis auf 3 Priester starben bis April 1945 alle an Typhus den Märtyrertod der Liebe.  Die seligen Stefan Wincenty Frelichowski und  P. Hil­arius Janus­zew­ski, ebenso wie  P. Engelmar Unzeitig (auf Block 23) und P. Richard Henkes waren unter ihnen.

In diesen Typhusblocks war im großen Leid der Kranken und Sterbenden Christus gegenwärtig durch den Dienst der Priester. Sie spendeten unter Lebensgefahr die Sterbesakramente undriskierten und gaben ihr eigenes Leben, um Kameraden vor dem Tod mit Gott zu versöhnen und ihnen beizustehen, da menschliche Hilfe nicht mehr möglich war.

Im Krematorium wurden die Körper der Verstorbenen verbrannt. Anschließend wurde die verbleibende Asche auf dem Gelände rund um die Gebäude in Gruben geworfen. In der Zeit 1940 bis April 1943 war das alte Krematorium in Betrieb, danach bis 1945 das größere neue. Je nach Sterbejahr können wir so wissen, an welchem Ort die sterblichen Überreste der Seligen verbrannt wurden.

Auf diesem Gelände befinden sich, zusammen mit der Asche aller anderen Häftlinge, mit denen sie gelitten und für die sie sich eingesetzt haben, die Gräber der meisten Seligen und Märtyrer.

Hier ist ein heiliger Ort, ein Ort des Gebetes. An den Gräbern der Märtyrer und Heiligen beten die Christen seit den frühen Anfängen. Auch hier sind Märtyrergräber, an denen wir die Fürsprache der Seligen besonders erbitten können, unsere Sorgen ihnen übergeben, damit sie am Thron Gottes unserer gedenken und uns auf unserem Weg zu Gott begleiten.

Dachau ist der größte Märtyrer- und Priesterfriedhof der Welt

– Pfarrer Richard Schneider, überlebender Häftling des KZ Dachau

Hier sind wir auch aufgerufen, für alle Verstorbenen des KZ Dachau zu beten. Möge Gott ihnen in der Ewigkeit Frieden und Glück schenken: Herr gib ihnen die Ewige Ruhe.

 

Zitate zum Nachdenken

Predigt am 27.06.1989 in Gedenkstätte Dachau

Wir verkünden zu allererst, dass diese Stelle heilig ist… Hier wurden die Bekenner Jesu gefoltert und fanden oft den Tod. Wir glauben, es waren Märtyrer Gottes. Also erinnert diese Stätte an die römischen Katakomben und an das römische Koloseum. Hier vollzog sich der Jesusspruch: wenn einer mir dienen will, folge er mir nach. Hier war die Stätte der heroischen Überwindung des Bösen durch das Gute: des Abgrundes des Bösen durch die Gewalt des Guten; des schrecklichen Bildes des Hasses durch die Unendlichkeit der Liebe. Hier war die Stätte innigen Gebetes… Hier fanden im geheimen Eucharistiefeiern statt und hier die Verkündigung des Wortes Gottes, auch für den Preis blutiger Schläge…“ [1]. Man darf hier beten, wo der Märtyrerbischof am 26.01.43 in die Seligkeit einging (Seliger Bischof Michael Kozal)  …Man darf an dieser wirklich heiligen Stätte beten. Man darf und soll zu dieser heiligen Stelle pilgern, wie es der Krakauer Kardinal kurz vor seiner Wahl zum Papst (Papst Johannes Paul II),.. amen, amen ich sage euch: Wenn das Weizenkorn in die Erde fällt und stirbt, bringt es reiche Frucht.(Joh 12,24) Wir vertrauen deinem Wort, Erlöser der Welt. Und wir  erwägen, dass gerade hier, in diese Erde ein gutes Weizenkorn gefallen ist. Hier in Dachau. [2]

– Bischof Kazimierz Majdanski, überlebte das KZ Dachau als Seminarist

 

Gott will, dass wir in unserem äußeren Elend zur Stadt auf dem Berge emporwachsen, dass wir als Licht vor den Menschen leuchten, auf dass sie unseretwegen den Vater preisen. Das wissen wir, auch wenn es uns niemand hier in unserem Verlies beglaubigen kann, dass viele geistige Freunde in aller Welt nach Dachau schauen und von Dachau Heil erwarten. An uns liegt es, dass dieser Kerker zu einer Gnadenschule Gottes werde, aus der neue Erwecker und Führer zum Heile erwachsen. [3]

– Pfarrer Emil Schramek, starb 1942 im KZ Dachau.

 

Sein erster Gedanke bei der Messe war: Gott hat sein Zelt in Dachau aufgeschlagen. [4]

– Über P. Just, überlegender Priester

 

Dachau ist der größte Märtyrer- und Priesterfriedhof der Welt

– Pfarrer Richard Schneider, überlebender Häftling des KZ Dachau

 

Der Boden des KZ Dachau trägt den Fluch einer grauenhaften Gottlosigkeit und ihrer zahllosen Verbrechen. Jede Handbreit Erde ist dort gleichsam mit Blut getränkt, mit Leichen untermauert. Doch das ist nicht alles, ist nur die düstere Nachtseite. Jahrelang die Kapelle mit der Heiligen Eucharistie und dem Heiligen Messopfer – 2700 Geistliche, das größte „Kloster“ der Welt – ein sechsfacher Vernichtungsplan von Gottes Hand beiseitegeschoben – …(Vernichtung vor Befreiung) Über unserem Lager waltete eine ganz besondere Vorsehung – gleich dem lichten Tag. Gottes Vaterhand war geradezu sichtbar und greifbar über diesem Ort gebreitet – Heiligtum Dachau! [5]

P. Johannes Maria Lenz, er überlebte das KZ Dachau

 

…Er duldete hier, Er wurde geschlagen, gehängt, erschossen und verbrannt….Denn er identifizierte Sich mit allen jenen, die ein Opfer der Unmenschlichkeit geworden sind. …Golgota war so wirklich und gegenwärtig in Dachau, wie Dachau ein Teil von Golgota war. [6]

Bischof Hengsbach, bei Weihe Todesangst-Christi-Kapelle

 

Wenn also das Blut der Märtyrer der Same neuer Christen ist, dann können wir berechtigterweise zu Beginn des dritten Jahrtausends ein neues Wiedererstarken der Kirche erwarten, vor allem dort, wo sie um des Glaubens und der Verkündigung des Evangeliums willen besonders gelitten hat. [7]

Papst Benedikt XVI

 


[1] Kazi­mierz Majd­an­ski, Ihr wer­det meine Zeu­gen sein…, 1995 Mit­tel­bi­ber­ach, Maria aktu­ell

[2] Majdanski

[3] Pfr. Emil Schramek, bei Misshandlung wurde ihm Arm gebrochen, starb nach 2 J KZ 1942; Adal­bert L. Bal­ling, Eine Spur der Liebe hin­ter­las­sen, Pater Engel­mar (Hubert) Unzei­tig, 1911-1945, Mari­an­hil­ler Mis­sio­nar, „Mär­ty­rer der Nächs­ten­liebe“ im KZ Dachau,  Würz­burg 1984, Ver­lag Mari­ann­hill

[4] Jus­tus Just, Aus der Reihe gedrängt, Das Schick­sal der KZ-Priester, Books on Demand, 2005

[5] P. Johan­nes M. Lenz, Chris­tus in Dachau, 10. Auf­lage Wien 1960

[6] Zitat bei Lenz a.a.O.

[7] Predigt 25.4.05, Moll Martyrium und Wahrheit, S. 15

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