Orte der Gnade
Krematorium

Krematorium

Märtyrergräber auf dem Gelände rund um das Krematorium in der Gedenkstätte des KZ Dachau

Dachau ist der größte Märtyrer und Priesterfriedhof der Welt, ein Mahnmal zur Besinnung, wohin die Welt kommt ohne Gott“[1], so formulierte Pfarrer Schneider und andere im Priesterblock des KZ Dachau gefangene Geistliche. Diese Tatsache gilt auch heute noch (ob es inzwischen einen anderen, vielleicht größeren Märtyrerfriedhof gibt, ist nicht wesentlich und für uns nicht überprüfbar)

Die toten Körper der ermordeten, verhungerten, an Typhus Gestorbener oder anders umgekommenen Häftlingen des KZ Dachau wurden zu Beginn ins Krematorium nach München gebracht. Bald wurde jedoch ein eigenes Krematorium neben dem KZ Dachau gebaut, auch um die große Zahl der Toten und ihren Zustand zu verheimlichen. Das erste, kleinere Krematorium wurde 1940 erbaut[2], abgegrenzt durch Mauer und elektrischen Drahtzaun vom Lager und nur über das Tor im Jourhaus von außen zu erreichen. (das heutige Tor mit der Brücke ins Gelände des Krematriums wurde erst für die Gedenkstätte geöffnet) Im Hungersommer 1942 in dem die meisten der Dachauer Märtyrer starben, wurden die Leichen dort verbrannt. Die Spur dieser Märtyrer geht über das erste Krematorium. Im Frühjahres 1943[3] wurde das neu gebaute Krematorium mit mehreren Öfen, Baracke X[4] genannt, eröffnet. Wenig bekannt ist, dass hauptsächlich polnische Geistliche das Gebäude errichten mussten. Das neue Krematorium ist heute im Fokus der Besucher zusammen mit der Gaskammer, die einen guten Eindruck gibt von den Kammern in anderen KZ, aber in Dachau wohl kaum oder gar nicht benutzt wurde. Im neuen, großen Krematorium wurden mehrere Leichname gleichzeitig auf einer Pfanne verbrannt. Ihre Asche vermischte sich schon beim Verbrennen untrennbar.

Die Asche der verschiedenen Häftlinge wurde respektlos aus den Öfen geschaufelt auf Berge außerhalb. So sind die starblichen Überreste der Häftlinge untrennbar vermischt. Es ist nicht möglich, die Grabstelle einer Person zu finden.

Es wird berichtet, dass oft Teile der Knochen nicht verbrannt waren und mit der Asche außerhalb des Gebäudes in Gruben und auf Ascheberge geschaufelt wurde. Noch zur Zeit der Flüchtlingsbaracken (nach der Befreiung des Lagers waren Ostflüchtlinge auf dem Gelände des KZ Dachau in Baracken untergebracht), lagen um das Gebäude des Krematoriums Berge von Asche, aus denen der Regen menschliche Knochen herausgewaschen hatte, wie eine dem Vereinsvorstand bekannte Zeitzeugin berichtete.

 

Da aber auch durch die Kamine der Krematorien beim Verbrennen auch menschliche Asche getragen wurde, kam diese auf dem ganzen Gelände herab als „Leichenascheregen“ [5],[6], [7]. So ist die ganze Gegend um das Krematorium eigentlich ein Friedhof, ein Ort der Asche der Opfer.

Heute ist auf diesem Gelände eine Art Park eingerichtet, einige Stellen sich als Aschegräber bezeichnet. Überall ruht die Asche der Opfer, untrennbar verbunden mit allen anderen Kameraden auch die Asche der Märtyrer.

Deshalb wurde repräsentativ im Eck des Geländes unter den Bäumen ein Hölzernes Kreuz über einem der Aschegräber aufgestellt, an dem Christen für die Verstorbenen beten können. Zu finden ist das Kreuz, wenn man aus dem ehemaligen Gelände des KZ kommend, nach dem Eingangstor zum Gelände des Krematoriums, rechts den Weg durch die Bäume wählt.

Leider erinnert keine Inschrift daran, dass sich auf diesem Gelände hier auch die Gräber hunderter anerkannter Märtyrer, und sich sogar ein Heiligengrab und viele Gräber seliggesprochener Märtyrer befinden. Wir hoffen, dass eine Inschrift noch möglich werden kann, die Besucher darauf hinweist und gläubigen Besuchern diesen Ort der Gnade und des Gebetes nicht weiterhin verbirgt.

Früher wurde über den Gräbern von Heiligen Kirchen gebaut, ohne Rücksicht auf andere Gräber, wie bei St. Peter in Rom. Das würden Gläubige heute ablehnen.

Trotzdem ist es traurig, dass das Anliegen der Nationalsozialisten, es dürfe keine Märtyrergräber und keine Märtyrerverehrung von Opfern geben, hier Wirklichkeit geworden ist.

Den Besuchern bleibt es unbenommen vor diesem Kreuz und in Stille auch sonst auf dem Gebiet des Krematoriums trotzdem die Märtyrer von Dachau um ihre Fürsprache zu bitten und für alle Opfer des KZ Dachau um ewigen Frieden bei Gott zu beten.

Dabei müssen natürlich die Gefühle anderer Besucher geachtet werden, die evtl. andere Weltanschauungen besitzen und nicht gestört werden sollen. Nach unserer Meinung kann das aber nicht so weit führen, dass, wie damals im Gelände des KZ Dachau jedes Gebet, damals sogar schon das stumme bewegen der Lippen[8] streng verboten und hart bestraft wurde. Wir sollten heute die Glaubensfreiheit so interpretieren, dass die Gläubige Verehrung der Märtyrergräber möglich ist.

Von den kanonisierten Märtyrern von Dachau sind mit großer Wahrscheinlichkeit auf dem Gelände rund um das Krematorium folgende Selige und der Hl. P. Titus Brandsma begraben:

 

Hl. Titus Brandsma

 

Die Seligen:

Alojs Andritzki

Bischof Michal Kozal

Georg Häfner

Gerhard Hirschfelder

Stefan Wincenty Frelichowsky (Wenn man davon ausgeht, dass er nicht auf dem Leitenberg begraben ist, vgl Link Leitenberg)

 

Aus der Gruppe der 108 seligen polnischen Märtyrer ruhen auf diesem Gelände:

Adam Bargielski

Maksymilian Binkiewicz

Br. Feliks Chojnacki

Jan Nepomucem Chrzan

Józef Czempiel

Fran­cis­zek Dach­tera

Tadeusz Dulny

P. Krystyn (Wojciech) Gondek OFM

Kazimierz Grelewski

P. Hilary Januszewski (Wenn man davon ausgeht, dass er nicht auf dem Leitenberg begraben ist, vgl Link Leitenberg)

Dominik Jedrzejewski

Marian Konopinski

Bronislaw Kostkowski

Bischof Michal Kozal

P. Józef Krzysztofik

Józef Kut

P.  Alojzy Liguda

Wladyslaw Maczkowski

Wladyslaw Miegon

Michal Ozieblowski

Józef Pawłowski

Narcyz Putz

Antoni Rewera

Aleksy Sobaszek

Stanislaw von Biberstein Starowieyski

Antoni Swiadek

Bruder Józef Zaplata (Wenn man davon ausgeht, dass er nicht auf dem Leitenberg begraben ist, vgl Link Leitenberg)

Bruder Brunon Zembol

 

Es wurden Urnen der 1942 und 1943 auf Antrag der Angehörigen versendet wie bei den Seligen Alojs Andritzki, Gerhard Hirschfelder und Georg Häfner. Nach Aussagen von Zeitzeugen, wurde dafür irgendetwas aus den Haufen auf dem Gebiet rund um die Krematorien in die Urnen gefüllt. Da dort aber auch tote Tiere und Müll verbrannt wurde, ist der Postulator[9] des Seligsprechungsverfahrens von Gerhard Hirschfelder der Meinung, in angebliche Urne Gerhard Hirschfelders, die im Zuge des Seligsprechungsprozesses untersucht wurde, enthielte Abfall, keine menschliche Asche.

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Asche auch dieser 1942 ermordeten Seligen noch vor Ort in Dachau ist, ist sehr groß.

Der überlebende Häftling Hans Carls, Caritasdirektor aus Wuppertal sagte dazu: „Es hat keinen Zweck, die sogenannte Asche hierher zu bringen, denn es ist ja gar nicht seine Asche. Es wurden immer mehrere zusammen verbrannt.“[10] Ebenso berichtet Schnabel in seinem Buch Die Frommen in der Hölle: „Die toten Häftlinge wurden …. nackt zu mehreren Leichen auf die Roste gestapelt. Das Krematorium diente der SS gleichzeitig als Abdeckerei, zwischen den Menschenleichen wurden also auch Tierkadaver verbrannt…. Bei den geschilderten Verbrennungsverfahren war es technisch unmöglich, die sterblichen Überreste der Eingeäscherten individuell zu trennen. So erhielten die Hinterbliebenen irgendwelche Asche von mehreren Toten, gemischt mit der Asche der Tierkadaver.“[11]

Ein weiteres Zitat des Häftlings Eugen Kokon erklärt: „Bei den in Dachau üblichen Verbrennungsverfahren war es technisch unmöglich, die sterblichen Überreste der Eingeäscherten individuell zu trennen. So erhielten die Hinterbliebenen irgendwelche Asche von mehreren Toten, gemischt mit der Asche der Tierkadaver.[12] „Ein Häftling langte sich eine Handvoll aus dem großen Haufen, warf sie in eine Schachtel und schickte sie zur Poststelle.““[13]

Es bleibt also dabei: „Dachau ist der größte Martyrer und Priesterfriedhof der Welt, ein Mahnmal zur Besinnung, wohin die Welt kommt ohne Gott.“[14] Und die dort befindlichen Märtyrergräber verdienen unsere achtungsvolle und gläubige Verehrung.

 


[1] Richard Schneider, Balling, eine Spur der Liebe S 258

[2] Hans-Günther Richardi, Dachauer Zeitgeschichtsführer, Göttingen 2014, S. 292

[3] Hans-Günther Richardi, Dachauer Zeitgeschichtsführer, Göttingen 2014, S. 292

[4] z.B. Father Chester Fabisiak, S.J., My life as a Jesuit in Dachau, memories of a devil, USA 2018, S. 243

 

[5] SZ18.05.2011, Verbrannte Erde, Artikel über Hartmut Topf und Firma der Vorfahren Topf, die Krematorien baute

[6] Vgl in Ausschwitz: https://www.nw.de/nachrichten/thema/20470739_Ein-Auschwitz-Ueberlebender-erzaehlt-seine-Geschichte.html

https://www.spiegel.de/geschichte/als-maedchen-in-auschwitz-die-asche-rieselte-herunter-so-wie-schnee-a-2d09e5f4-e382-44e6-9411-c562bb28da0d

[7] Edmont Michelet, die Freiheitsstraße, Stuttgart 1955, S. 94

[8] z.B. Father Chester Fabisiak, S.J., My life as a Jesuit in Dachau, memories of a devil, USA 2018, S. 239

[9] Großdechant Prälat Franz

[10] BUTER, Peter, POHLMANN, Rudolf, Pfarrer Franz Boehm, 1880-1945, Glaubenszeuge und Märtyrer, Monheim am Rhein, 2005

[11] SCHNABEL, Reimund, die Frommen in der Hölle, Frankfurt am Main, 1966, Röderberg-Verlag, S. 37

[12] SCHNABEL, Reimund, die Frommen in der Hölle, Frankfurt am Main, 1966, Röderberg-Verlag, S. 321

[13] Eugen Kogon in BALLING, Adalbert L., Eine Spur der Liebe hinterlassen, Pater Engelmar (Hubert) Unzeitig, 1911-1945, Marianhiller Missionar, „Märtyrer der Nächstenliebe“ im KZ Dachau,  Würzburg 1984, S. 321

[14] Richard Schneider, Balling, eine Spur der Liebe S 258

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