Selige
Richard Henkes

Richard Henkes

Pater Richard Henkes SAC *26.05.1900 in Ruppach/Westerwald verhaftet am 08.04.1943 wegen einer Predigt ab 10.07.1943 KZ Dachau

meldete sich freiwillig zur Pflege typhuskranker Häftlinge Ende 1944

+22.02.1945 im KZ Dachau

Seligsprechung am 15.09.2019

Gedenktag 21.02.

Selige

Kurzbiografie (Übernahme mit freundlicher Genehmigung von https://pater-richardhenkes. de/portrait.php) Der im Jahre 1900 in Ruppach-Goldhausen/Ww. geborene Pallottinerpater Richard Henkes strebte schon als Schüler im Studienheim Schönstatt (1912-1919) nach Wahrheit und Freiheit. Im Jahr 1925 wurde er zum Priester geweiht und ab 1926 ein begeisternder Lehrer; seit 1931 wirkte er in Katscher, Frankenstein und in Branitz im östlichen Teil des damaligen Deutschen Reiches. Nach einer Predigt am 7.3.1937 in Ruppach gegen die Nazis wurde er bei der Gestapo angezeigt und eine Untersuchung eingeleitet. Sie endete mit einer Verwarnung. Ebenfalls 1937 wurde er wegen einer Äußerung gegen Adolf Hitler in Katscher/Oberschlesien angezeigt. Der drohenden Verurteilung vor einem Sondergericht in Breslau entging er wegen der Amnestie beim Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich. Am 8. April 1943 wurde er wegen einer Predigt in Branitz/Oberschlesien verhaftet, in Ratibor gefangen gehalten und am 10. Juli 1943 ins KZ Dachau eingeliefert. Dort ließ er sich Ende November/Anfang Dezember 1944 freiwillig in der Zugangsbaracke 17 zur Pflege und Seelsorge Typhuskranker einschließen, steckte sich dabei an und starb am 22. Februar 1945 im KZ Dachau. Die Dachauer KZ-Priester und der Richard-Henkes-Kreis haben sich seit 1982 für seine Seligsprechung eingesetzt.

Ausführliche Biografie 
(teilweise Übernahme mit freundlicher Genehmigung von https://pater-richardhenkes. de/chronik.php) 
Kindheit und Ausbildung Richard Henkes wurde am 26. Mai 1900 in dem Dorf Ruppach nahe bei Montabaur geboren. Die Familie hatte acht Kinder, die früh im Haushalt und im Feld mitarbeiten mussten. Sein Vater arbeitete als Steinmetz. Richard besuchte die Volksschule in Ruppach sieben Jahre lang. Kirchlich gehörte Ruppach damals zur Pfarrei Meudt. Pallottinerpatres aus dem nahegelegenen Limburg hielten sonntags die hl. Messe in Ruppach. Unter den Patres waren auch Missionare aus Kamerun, die gerne aus der Mission erzählten. Richard wollte auch gern Missionar werden. So trat er 1912 in das neu erbaute Studienheim der Pallottiner in Vallendar ein. Pater Kentenich, der spätere Begründer der Schönstattbewegung, wurde zur gleichen Zeit dort als Spiritual berufen. Richard Henkes trat auch der Marianischen Kongregation bei. Bevor er 1918 zum Kriegsdienst nach Griesheim und Darmstadt einberufen wurde, legte er am Gymnasium in Montabaur das einjährige Examen ab. Ende 1918 konnte er nach Vallendar zurückkehren, machte 1919 das Abitur und trat danach bei den Pallottinern in Limburg ein. 1921 legte er die erste Profeß ab und wurde 1925 in Limburg zum Priester geweiht. Während seiner Studienzeit durchlitt er innerliche Kämpfe und Zweifel, doch es siegte sein Vertrauen auf seine Berufung durch Gott.

Wirken als Ordenspriester bis zur Verhaftung Nach Abschluss des Studiums 1926 wurde er Lehrer im Studienheim Schönstatt. Knapp ein Jahr nach Beginn der Lehrtätigkeit stellten sich bei P. Henkes Zeichen der Erschöpfung ein. Schließlich wird eine schwere Lungentuberkulose diagnostiziert. P. Henkes lässt in seinen Briefen erkennen, dass ihm der Aufenthalt in den Sanatorien nicht leicht fiel. Zu den Erschwernissen gehörte auch die Überlegung seines Provinzials, ihn eventuell in die Mission nach Südafrika zu schicken, weil dort ein günstiges Klima für Lungenkranke sei. Der behandelnde Arzt riet jedoch von einer solchen Versetzung ab. Im April 1928 wurde er mit vielen neuen Lebenserfahrungen in die Pallottinerschule in Drüpt bei Alpen am Niederrhein als Lehrer versetzt und im September 1929 wieder nach Schönstatt. 1931 wurde er nach Katscher in Oberschlesien versetzt (heute Kietrz in der polnischen Woiwodschaft Oppeln). Dort war eine Zubringerschule mit den drei unteren Klassen für die Schule in Frankenstein (Ząbkowice Śląskie). Während die Pallottiner in Katscher ein erstes Schönstattkapellchen bauten, errichteten die Nationalsozialisten in Deutschland ihr „tausendjähriges Reich“. So wurde neben seinem Lehrerberuf für P. Richard Henkes die religiöse Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus seine zweite große Berufung. Dieser vertrat eine unchristliche Weltanschauung, bekämpfte die christlichen Kirchen, tötete behinderte Menschen und verfolgte vor allen Dingen in zunehmendem Maß die Juden und versuchte schließlich, sie in seinem ganzen Herrschaftsbereich brutal auszurotten. In dieser Zeit vertrat P. Henkes mutig und öffentlich die Werte des Christentums in der Schule, in zahlreichen Exerzitienkursen für die Jugend und in seinen Predigten auf vielen Kanzeln Schlesiens, Oberschlesiens und des Sudetengebietes. Bereits 1937 wurde er nach einer Predigt in seiner Heimat Ruppach bei der Gestapo angezeigt; wegen einer angeblichen Verunglimpfung des Führers in Katscher wurde 1937/38 gegen ihn ein Prozess am Sondergericht in Breslau durchgeführt, welcher aufgrund des Amnestiegesetzes nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich ohne Urteil eingestellt wurde. Immer enger wurde seine Zusammenarbeit mit Prälat Nathan in Branitz (Bránice). (Joseph Martin Nathan gründete die Branitzer Heil- und Pflegeanstalten, eine psychiatrische Klinik in der zeitweise bis zu 2000 Patienten untergebracht waren. P. Nathan versuchte viele Patienten vor der Ermordung durch das Euthanasieprogramm der Nazis zu bewahren, indem er sie nach Hause entließ. https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Martin_Nathan https://de.wikipedia.org/wiki/Branitzer_Heil-_und_Pflegeanstalten) Seit 1935 hielten Pallottiner aus Katscher jedes Jahr Exerzitien für die Naturstände in Branitz St. Josef; P. Henkes war dort für die jungen Frauen zuständig. Bekannt wurde P. Henkes auch durch seine Fastenpredigten, die damals sehr beliebt und in Oberschlesien gut besucht waren. 1937 wurde P. Henkes in die größere Schule nach Frankenstein versetzt. Die Oberen nahmen den gefährdeten Mitbruder 1938 ganz aus dem Schuldienst. Danach arbeitete er als Jugendseelsorger, Exerzitienmeister – vor allen Dingen in Branitz, wo er 1940/41 seinen Wohnsitz hatte – und als bekannter Prediger in Oberschlesien. Durch diese Tätigkeiten und seine offene Sprache wurde er den staatlichen Machthabern immer mehr ein Dorn im Auge. Mehrfach wurde er von der Gestapo vorgeladen und verwarnt. Als P. Henkes gemustert wurde und trotz seiner früheren TB kv (= kriegsdienstverwendungsfähig) geschrieben wurde, übertrug ihm Prälat Nathan die Seelsorge in dem nahegelegenen Strandorf (Strahovice, heute Tschechien), so dass er nicht zum Militär eingezogen wurde. Dessen tschechischer Pfarrer war von den Nazis in das sogenannte Protektorat Böhmen und Mähren ausgewiesen worden. P. Henkes entfaltete in Strandorf neben den üblichen Tätigkeiten eines Pfarrers wie taufen, zur Beichte und Erstkommunion führen und beerdigen, ein reiches pastorales Programm. So besuchte er anlässlich der Colenda alle Häuser und Familien seiner Pfarrei, führte die Kinder mit viel Geschick in die Feier der hl. Messe ein, schrieb wie einst als Sodale in Schönstatt den Soldaten bei der Wehrmacht Briefe, um ihre Verbindung mit der Heimatgemeinde aufrecht zu erhalten, er kümmerte sich um Urlauber, er schrieb zu den Festtagen den jungen Frauen, die auswärts arbeitsverpflichtet worden waren, meist Postkarten, er beeinflusste die Mütter, ihre Töchter einen Beruf lernen zu lassen, er machte Ministrantenarbeit, er förderte das Spielen von Instrumenten, hielt den heranwachsenden Jugendlichen, aber auch den Erwachsenen Vorträge in der von ihm eingerichteten Schönstattkapelle, er machte Beileidsbesuche bei den Familien, wo der Mann oder ein Sohn im Krieg gefallen war. In den zwei Jahren seiner Tätigkeit in Strandorf wuchs ein so enges Band zwischen Pfarrer und Gemeinde, dass diese nach seiner Verhaftung ihren Pfarrer laufend mit Lebensmittelpaketen im KZ Dachau versorgte, wobei seine Haushälterin und Wirtschafterin Paula Miketta wohl eine koordinierende Rolle wahrnahm.

Haft und Tod „Man braucht heute keine intelligenten Menschen mehr, sondern den Herdenmenschen, den Hammel. Am liebsten hätte man für ihn eine Uniform. Im dritten Jahrhundert haben die Leute für ihren christlichen Glauben gekämpft, haben alles hergegeben, haben ihre Existenz aufs Spiel gesetzt, ihre Kinder, ihre Familie, sogar ihr Leben. So wird das auch wieder werden. Wir haben heute bei der Erziehung unserer Kinder in den Schulen nichts mehr zu sagen. Wir haben draußen nichts mehr zu sagen, und wir haben bald auch hier nichts mehr zu sagen. Wenn ich in meiner Heimat am Rhein hinausziehe, sieht man Kirchen, die nach römischen Legionsführern benannt sind. Die Männer waren so treu, dass man die Kirche nach ihrem Namen benannte. Ich möchte heute den katholischen Offizier sehen, der so treu ist, dass man auf seinen Namen eine Kirche bauen könnte.“ predigte Pater Henkes am 12.März 1943 in Branitz. Deshalb wurde er am 8. April 1943 schließlich von der Gestapo in Ratibor/Oberschlesien verhaftet und einige Wochen in Einzelhaft gehalten. Dann wurde er wegen Missbrauchs der Kanzel in das KZ Dachau gebracht, wo er am 10. Juli 1943 eintraf. Seine Häftlingsnummer war 49642. Dort musste er wie alle anderen unter menschenunwürdigen Bedingungen Zwangsarbeit leisten, zunächst auf der Plantage der SS. Später arbeitete er im Postkommando, wahrscheinlich auch im Transportkommando und schließlich ab dem zweiten Halbjahr 1944 als Kantinenwirt auf der Zugangsbaracke 17. Dabei blieb er im Glauben stark, teilte seine Lebensmittelpakete mit vielen anderen und ermutigte seine Mitgefangenen. Im KZ lernte er den späteren Prager Erzbischof und Kardinal Beran kennen und schätzen. Trotz seiner geringen Sprachbegabung setzte er bei ihm seine tschechischen Sprachstudien fort, weil er nach dem Krieg als Seelsorger im Osten bleiben wollte. Begonnen hatte er damit schon in der Strandorfer Zeit bei einem tschechischen Frisör in Chuchelna. Als das Ende des Krieges absehbar wurde, brach im KZ Dachau die zweite große Typhusepidemie aus. Noch ehe am 11. Februar 1945 Freiwillige unter den deutschen Priestern für die Pflege gesucht wurden, hatte sich P. Richard Henkes im Wissen um die eigene tödliche Bedrohung bei den Typhuskranken von Block 17 einschließen lassen. Dieser war bis dahin seine Arbeitsstelle, während er weiterhin auf dem Priesterblock 26 seine Unterkunft hatte. Nach wenigen Wochen der Seelsorge und der Pflege infizierte er sich und innerhalb von fünf Tagen raffte ihn der Tod am 22. Februar 1945 dahin. Richard Henkes war seinem Meister Jesus Christus gefolgt, der gesagt hat: Es gibt keine größere Liebe als wenn einer sein Leben hingibt für seine Freunde (vgl. Joh 15,13). Es konnte erreicht werden, dass sein Leichnam einzeln verbrannt und die Asche geborgen wurde. Sie wurde nach dem Ende des Krieges am 7. Juni 1945 unter großer Anteilnahme der Bevölkerung auf dem Pallottinerfriedhof in Limburg beigesetzt. 1990 wurde sie feierlich in die Bischofsgruft des Limburger Pallottinerfriedhofs übertragen. 

Seligsprechungsverfahren 
Bereits 1947 befürwortete das Generalkapitel der Pallotiner in Rom Seligsprechungsprozesse für die polnischen und deutschen Märtyrer der Naziperiode, zu denen auch P. Henkes namentlich gezählt wurde. Doch dieser erste Impuls versandete völlig, weil die Seligsprechung Vinzenz Pallottis und dreizehn Jahre später seine Heiligsprechung bald alle Aufmerksamkeit auf sich zog. Ein neuer starker Impuls, P. Henkes selig zu sprechen, kam aus den Reihen der ehemaligen Priester-Häftlinge von Dachau nach ihrer Begegnung im Jahr 1980 mit Papst Johannes Paul II. in Fulda. Im Jahr 1985 richtete diese Priestergruppe ein Gesuch an den Limburger Bischof, einen Seligsprechungsprozess für P. Henkes einzuleiten. Doch die Pallottiner konnten sich noch nicht entscheiden, da sie fünf Tote durch die Gewalt der Nazis zu beklagen hatten. Doch einige bildeten zusammen mit Freunden und Verwandten den Richard-Henkes–Freundeskreis. Den Durchbruch bei den Pallottinern brachten zwei Initiativen aus Tschechien. Die erste war die Teilnahme des Bischofs von Plzen, František Radkovský, an der Gedenkfeier zum fünfzigsten Todestag von P. Richard Henkes in der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Pallottiner in Vallendar im Jahr 1995. Seine klare Aussage: P. Henkes sollte selig gesprochen werden. Am 17.1.2001 schrieb er im Namen der Tschechischen Bischofskonferenz einen Brief an den Provinzial der Limburger Pallottinerprovinz, in dem diese eine Seligsprechung von P. Richard Henkes befürwortete und ihre Unterstützung dafür versprach. Die Provinzversammlung 2001 nahm mit großer Mehrheit einen entsprechenden Antrag der Hochschule an. Am 06.04.2001 beauftragte Bischof Dr. Franz Kamphaus Rechtsdirektor Dr. Schüller und Herrn Joachim Rotberg mit der Voruntersuchung. Zum Postulator ernannte man am 03.12.2001 P. Dr. Manfred Probst SAC. Am 25.05. 2003 wurde das Bischöfliche Erhebungsverfahren mit Bischof Dr. Franz Kamphaus in Anwesenheit von Bischof F. Lobkowicz von Ostrava-Opava und Prälat Dr. W. Grocholl (Visitator Branitz) und sehr vielen Gläubigen, auch aus Strahovice, eröffnet. Schließlich fand am 23.01.2007 ein Pontifikalamt mit Bischof Dr. Franz Kamphaus zum Abschluss des Bischöfl. Erhebungsverfahrens mit Versiegelung der Aktenkiste statt. Am 22.12.2018 vermeldete der Vatikan die Anerkennung von Pater Richard Henkes als Märtyrer. Die Seligsprechung wird in Limburg, vermutlich in der 2. Jahreshälfte 2019 stattfinden.

Weblinks
 https://pater-richard-henkes.de/
https://bistum-augsburg.de/Heilige-des-Tages/Heilige/RICHARD-HENKES
https://glaube-hat-zukunft.de/pater-richard-henkes/biographie-p-henkes/
https://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Henkes
https://de-de.facebook.com/PaterRichardHenkes/
Gedächtnisblatt

Literatur Manfred Probst SAC: „Der Herrgott hat das letzte Wort“. Das Leben des Pallottinerpaters Richard Henkes (1900-1945) und sein Sterben im KZ Dachau, St. Ottilien 2003 Reitor, Georg: Glaubenszeuge im KZ. Pater Richard Henkes, Martyrer der Nächstenliebe, Leutesdorf 1988, 49 S. Alexander Holzbach SAC: P. Richard Henkes SAC. Ein Lebensbild, Friedberg b. Augsburg 2005, 63 S. Wilhelm Schützeichel SAC (Hrsg.): Zeugen für Christus. Pallottiner-Opfer unter der Nazi- Diktatur: ka + das zeichen 107 (2000) Helmut Moll (Hg.)Zeugen für Christus Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts ISBN: 3-506-73778-4 Bd.2 (2.durchges.Auflage 2000) Seiten 829-831

Verein Selige Märtyrer von Dachau e. V.

 



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