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Bericht Seligsprechung P. Henkes 15.09.19

Bericht Seligsprechung P. Henkes 15.09.19

Dachau, 16.09.2019

 

Mit Freude berichten wir vom Fest der Seligsprechung von P. Richard Henkes in Limburg am gestrigen Sonntag, 15.09.2019.

Link zur Aufzeichnung des Gottesdienstes, für alle die ihn sich ansehen mögen.

Der Beitrag wurde von Klemens Hogen-Ostlender verfasst, ebenso wie der kürzere Text der Presseerklärung im Anhang.

Ein mutiger Jünger Christi

72 Jahre nach der ersten Anregung im Pallottinerorden und 16 Jahre nach der Eröffnung ist das Seligsprechungsverfahren für Pater Richard Henkes abgeschlossen. Kurt Kardinal Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen und Mitglied der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, hat am 15. September im Dom St. Georg zu Limburg als Legat von Papst Franziskus in lateinischer Sprache das Apostolische Schreiben mit der Erlaubnis verlesendass der ehrwürdige Diener Gottes Richard Henkes von jetzt an Seliger genannt wird und sein Fest alljährlich am 21. Februar in den rechtlich festgelegten Formen und an den dazu bestimmten Orten gefeiert werden kann. Die Machthaber des Nationalsozialismus wollten den Priester im Konzentrationslager Dachau zur Nummer 49642 degradieren. In einer Zeit, in der 80 Prozent aller wegen ihrer Religion verfolgten Menschen Christen sind, ist er stattdessen ein besonders aktuelles Vorbild für alle Gläubigen, die konsequent in der Nachfolge Christi stehen, betonte der Kardinal. Franziskus hatte den neuen Seligen schon beim mittäglichen Angelus auf dem Petersplatz in Rom gewürdigt. „ Möge das Beispiel dieses mutigen Jüngers Christi auch unserem Weg der Heiligkeit förderlich sein“, sagte er und bat  die Teilnehmer am Gebet um einen Applaus für Richard Henkes.

Verhaftungen

Koch war Hauptzelebrant der Eucharistiefeier zur Seligsprechung. Der Limburger Bischof, Georg Bätzing, weitere Bischöfe aus Tschechien, Polen, Italien und Uganda und der Generalrektor der Pallottiner, der Inder Jacob Nampudakam, konzelebrierten. Die Feier wurde per Livestream zu zahlreichen Gläubigen, die im Gotteshaus keinen Platz gefunden hatten, in den Außenbereich und in die Limburger Stadtkirche übertragen. Wie in den Richtlinien für solche Feiern vorgesehen, verlas der Postulator des Verfahrens, Pallottinerpater Prof. em. Dr. Manfred Probst SAC  eine kurze Biografie Henkes, der am 26. Mai 1900 in Ruppach im Westerwald geboren wurde, 1919 in die Gemeinschaft der Pallottiner eintrat und 1925 in Limburg zum Priester geweiht wurde. Weil Richard Henkes immer wieder von der Kanzel herab nationalsozialistische Verbrechen brandmarkte, wurde er wiederholt verhaftet und 1943 schließlich ins KZ Dachau eingeliefert. Bei der freiwilligen Pflege typhuskranker Leidensgenossen starb er am 22. Februar 1945 selbst an der Krankheit.

Auf Bitte des Limburger Bischofs trug Kardinal Koch dann das bereits am 20. August 2019 unterzeichnete Apostolische Schreiben des Papstes vor. Unter dem Beifall der Gläubigen im voll besetzten Dom wurde anschließend ein großes Bild des neuen Seligen enthüllt. Das Richard-Henkes-Lied erklang, dessen Text von dem Pallottinerpater Alexander Diensberg stammt und das Bätzing selbst komponiert hatte. Kardinal Koch überreichte dem Limburger Bischof und dem Postulator Kopien des Apostolischen Schreibens. Die zweite Lesung wurde von der Bürgermeisterin von Strahovice, Elen Malcharkowa, in tschechischer Sprache vorgetragen. Das frühere Strandorf war von 1941 bis 1943 Wirkungsstätte von Richard Henkes. Der schlesisch-mährische Ort gehörte damals zum Deutschen Reich und liegt heute in Tschechien.

Märtyrer der Nächstenliebe

In seiner Predigt (Link zu Vatikannews) hob Kardinal Koch hervor: „Die Seligen und Heiligen sind die Antworten Gottes auf die Fragen von uns Menschen. Und sie sind die besten Exegeten des Evangeliums. Denn sie haben das Wort Gottes nicht nur gelesen und interpretiert; sie haben es vor allem mit ihrem eigenen Leben bezeugt. Dies gilt in besonderer Weise vom seligen Pallottinerpater Richard Henkes. Er steht vor uns als Märtyrer der Nächstenliebe, der sein Leben als Opfer für Christus hingegeben und damit Anteil am Kreuz Jesu Christi erhalten hat.“ Der Kardinal ging auch auf das „ebenso schöne wie sinnvolle Zusammentreffen“ ein, dass die Seligsprechung am Fest der Kreuzerhöhung, das in der Diözese Limburg als besonderes Bistumsfest begangen wird, gefeiert werden konnte, „denn Pater Henkes ist ein besonders glaubwürdiger Exeget der Verkündigungstexte des heutigen Festes, das uns das Kreuz Jesu als Zeichen der grenzenlosen Liebe Gottes zu uns Menschen nahebringt“. Das Kreuz Jesu sei keineswegs ein Gegensatz zur Liebe Gottes und kein Widerspruch zur Würde des Gottessohnes, sondern „die glaubwürdige Darstellung seiner Liebe zu uns Menschen und zu seiner ganzen Schöpfung“. Im Licht des christlichen Glaubens sei das Opfer seinem tiefsten Wesen nach nicht mit dem Bösen und der Sünde verbunden, sondern mit der Liebe: „Denn Liebe gibt es nicht ohne Opfer; Liebe als Hingabe des eigenen Lebens für Andere ist Opfer.“ Dieser Zusammenhang sei auch im Martyrium von Pater Henkes sichtbar geworden: Wie Jesus Leiden und Kreuz nicht gesucht, sondern sich am Willen Gottes für das Leben der Menschen orientiert hat und wegen seiner Liebe zu uns Menschen getötet worden ist, so hat auch Pater Henkes das Martyrium keineswegs gesucht, sondern er hat es als Konsequenz seiner Treue zu seinem katholischen Glauben frei und freiwillig auf sich genommen. Darin besteht die Authentizität seines Glaubenszeugnisses.“ Koch erinnerte daran, dass die Spiritualität von Richard Henkes von der Überzeugung geprägt war, dass es Liebe nicht ohne Opfer geben kann und zitierte, was der Pallottinerpater vor seiner Priesterweihe diese Worte niederschrieb:  „Ich will in der Hauptsache Opferpriester werden, Kreuzträger für andere.“ In seinem christlichen Glauben sei Pater Henkes überzeugt gewesen, „dass nur dort, wo Gott durch uns Menschen groß gemacht wird, wie Maria dies im Magnifikat exemplarisch vorgelebt hat, dass nur dort der Mensch gerade nicht kein gemacht wird, sondern an der Größe der Liebe Gottes Anteil erhält.“

Zur Heiligkeit berufen

Im Eucharistischen Hochgebet nannte der Bischof von Limburg zum ersten Mal den Namen des Seligen Richard. Vor dem mit der Limburger Kreuzreliquie erteilten Pontifikalsegen dankte der Generalrektor der Pallottiner dem Kardinal für die Seligsprechung. Koch erinnerte die Gläubigen daran, dass wir alle zur Heiligkeit berufen und aufgefordert sind, unser Leben im Gebet einzufalten und das Gebet in unserem Alltag auszufalten. Mit einem Tedeum endete die Eucharistiefeier. Georg Bätzing hatte Pater Richard Henkes bereits in einem Hirtenwort, das am Tag der Seligsprechung in allen Gemeinden des Bistums verlasen wurde,  als „Impulsgeber und ein Vorbild für die Nachfolge Christi“ bezeichnet und hervorgehoben, wichtige Wesenszüge des neuen Seligen seien  das Gespür für Wahrheit und Wahrhaftigkeit sowie seine innere Freiheit: „Es braucht den innerlich freien Menschen, der sich ganz persönlich für seine Überzeugung, seinen Glauben, seinen Weg der Nachfolge entscheidet. Nur freie Persönlichkeiten sind imstande, sich Verlockungen des Zeitgeistes zu entziehen und den Weg der Nachfolge Christi zu gehen“. Der Bischof  äußerte sich dankbar für alle, die sich Wort und Tat widersetzen, wenn die Würde des Menschen missachtet wird, gleich „ob es sich um den ungeborenen oder den sterbenden Menschen handelt, den gescheiterten oder den fremden“. Im Altarraum des Doms wurde die Limburger Kreuzreliquie zur Verehrung gezeigt und daneben eine Reliquie des neuen Seligen. Der Bischof betonte in seinem Hirtenwort, Richard Henkes Martyrium im Konzentrationslager Dachau sei ohne den Tod Christi und das Geschehen von Golgota nicht zu verstehen. Das Zusammentreffen des Kreuzfestes und der Seligsprechung sei ein Zeichen dafür, dass jede Generation und jeder Einzelne vor der Herausforderung der Kreuzesnachfolge stehe und sich in ihr bewähren müsse.

Internationales Begegnungsfest

Als Gäste aus Dachau wurden die Vorsitzende des Vereins „Selige Märtyrer von Dachau e.V.“, Monika Neudert, im Dom vor Beginn der Feier besonders begrüßt. Sie erlebten auch das anschließende bunte Fest im Bischofsgarten mit Live-Musik und kulinarischen Köstlichkeiten und waren beeindruckt davon, wie die zahlreichen freiwilligen Helfer trotz der Gästescharen entspannt und freudig zum Gelingen des Begegnungsfests beitrugen. Ganze Busladungen von Gläubigen waren aus Tschechien gekommen. Um Limburg rechtzeitig zu erreichen, waren sie mitten in der Nacht oder sogar bereits am Samstagabend gestartet.  Schon vor seiner Verhaftung hatte Richard Henkes sich für die Verständigung zwischen Deutschen und Tschechen eingesetzt und sich auch im KZ besonders für Belange seiner tschechischen Leidensgenossen eingesetzt. Sehr viele Gäste kamen auch aus Polen nach Limburg. Die meisten der Häftlinge im Priesterblock des KZ waren aus diesem Land nach Dachau verschleppt worden. Aus der Westerwälder Heimat des neuen Seligen kamen etliche Nachkommen von Familienangehörigen des Paters  und von Menschen, die ihn persönlich gekannt hatten. Die Stadt an der Lahn wurde an diesem Tag zum Treffpunkt für zahllose Menschen, die irgendeine persönliche Beziehung zu Pater Richard Henkes hatten, den sie nun auch offiziell im Gebet um Beistand und Fürsprache bitten können.

Zwischen dem Geburtsort des Paters und Strahovice hat sich eine enge Partnerschaft entwickelt. Alle Priester, die bei der Konzelebration mitgewirkt hatten, erhielten von den Gästen aus Tschechien eine Stola mit dem Bild des Seligen Richard Henkes als Geschenk. Bewegend nicht nur für die beiden Besucherinnen aus Dachau, sondern auch für viele andere Gläubige war die Verehrung der Reliquien des Seligen Richard Henkes, die nach der Eucharistiefeier vom Dom in die Kirche der Limburger Pallottiner-Pfarrei St. Marien gebracht wurden. Die Reliquien existieren, weil Mitgefangene aus dem Priesterblock es erreicht hatten, dass der Leichnam des Paters einzeln verbrannt wurde. Ein Ostensorium, das wie eine kleine Monstranz aussieht, enthält neben Asche auch zwei kleine Knochenstücke.

Theaterstück, Briefroman, Ausstellung

Im Zusammengang mit der Seligsprechung organisiert das Bistum Limburg vom 7. bis 9. November eine Studienreise nach Dachau und München. Ein Theaterstück über den Lebensweg des seligen Richard Henkes mit dem Titel „Abgerungen“ wird derzeit an mehreren Orten im Bistum aufgeführt. Der Autor Christoph Kloft  hat einen Brief-Roman mit dem Titel „Jetzt erst recht!“ veröffentlicht, der im Rhein-Mosel-Verlag erschienen ist. Er greift in allerdings fiktiven Texten einen Briefwechsel auf, den Richard Henkes mit einer Einwohnerin von Ahrweiler geführt hatte,  reflektiert aber auch tatsächliche Briefe, die Henkes an Vertraute und Verwandte schrieb. Eine Ausstellung der in München ansässigen Ackermann-Gemeinde, die sich der Aussöhnung zwischen Deutschen, Tschechen und Slowaken widmet, kam anlässlich der Seligsprechung ebenfalls nach Limburg. Sie trägt den Titel  „Zeugen für Menschlichkeit. Über den christlichen Widerstand in Böhmen, Mähren und Schlesien in den Jahren 1938 bis 1945“ und ist dort bis zum 6. Oktober in der Pallottiner- und Pfarrkirche St. Marien zu sehen.Pater Richard Henkes gilt durch sein Wirken im Nordosten des Nachbarlandes sowie durch seine Beziehung zum späteren Prager Kardinal Josef Beran im KZ Dachau als „Apostel der deutsch-tschechischen Verständigung.“

Pressemitteilung des Vereins Selige Märtyrer von Dachau e.V. am 16.09.2019

Dachau/Limburg (16.09.19). Zahlreiche Gäste aus Deutschland, Tschechien, Polen und anderen Ländern haben die Seligsprechung des Pallottinerpaters Richard Henkes am Sonntag im Limburger Dom voller Freude als internationalen Tag der Begegnung erlebt. Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, verlas das Apostolische Schreiben von Papst Franziskus, mit dem die Verehrung des 1945 im KZ Dachau ums Leben gekommenen s erlaubt wurde. Henkes sei gerade in einer Zeit, in der Christen in vielen Ländern wieder verfolgt werden, ein besonders aktuelles Vorbild für alle Gläubigen, die konsequent in der Nachfolge Christi stehen, betonte der Kardinal. Der Pallottiner Prof. Dr. Manfred Probst hatte im 2003 begonnenen Verfahren Lebensdaten von Richard Henkes gesammelt und Zeugen gehört. Er erinnerte daran, dass der 1900 in Ruppach im Westerwald geborene neue Selige 1925 in Limburg zum Priester geweiht wurde und in der Zeit des Nationalsozialismus immer wieder Untaten des Regimes öffentlich kritisierte. Er wurde mehrfach verhaftet und 1943 schließlich ins KZ Dachau eingeliefert. Bei der freiwilligen Pflege typhuskranker Leidensgenossen starb er dort wenige Wochen vor der Befreiung des Lagers. In seiner Predigt hob Kardinal Koch hervor, Richard Henkes sei angesichts des Nationalsozialismus überzeugt gewesen, dass nur dort, wo Gott durch uns Menschen groß gemacht wird, der Mensch nicht klein gemacht wird“. Der Bischof von Limburg, Georg Bätzing, hatte das Eintreten von Henkes für Wahrheit und Wahrhaftigkeit gewürdigt und betont, nur innerlich freie Menschen wie der Pater seien imstande, sich Verlockungen des Zeitgeistes zu entziehen.

Als Gäste aus Dachau wurden die Vorsitzende des Vereins „Selige Märtyrer von Dachau e.V.“, Monika Neudert, im Dom vor Beginn der Feier besonders begrüßt. Sie erlebten auch das anschließende bunte Fest im Bischofsgarten mit Live-Musik und kulinarischen Köstlichkeiten. Ganze Busladungen von Gläubigen waren aus Tschechien gekommen. Strahovice, das damalige Strandorf in Mährisch-Schlesien, war letzter Wirkungsort von Richard Henkes vor seiner Zeit im Lager gewesen. Der Ort liegt unweit der polnischen Grenze. Schon vor seiner Verhaftung hatte er sich für die Verständigung zwischen Deutschen und Tschechen eingesetzt und sich auch im KZ besonders für Belange seiner tschechischen Leidensgenossen eingesetzt. Sehr viele Gäste kamen auch aus Polen nach Limburg. Die meisten der Häftlinge im Priesterblock des KZ waren aus diesem Land nach Dachau verschleppt worden. Aus der Westerwälder Heimat des neuen Seligen kamen etliche Nachkommen von Familienangehörigen des Paters und von Menschen, die ihn persönlich gekannt haben. Zwischen dem Geburtsort des Paters und Strahovice hat sich eine enge Partnerschaft entwickelt.

Papst Franziskus hatte den neuen Seligen am Sonntag schon beim mittäglichen Angelusgebet auf dem Petersplatz in Rom gewürdigt. „Möge das Beispiel dieses mutigen Jüngers Christi auch unserem Weg der Heiligkeit förderlich sein“, sagte er und bat die Teilnehmer am Gebet um einen Applaus für Richard Henkes.

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