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von Klemens Hogen-Ostländer
Die private französische Organisation „SOS Chretiens d’Orient“ (SOS Christen des Orients) tritt für die Schaffung eines neuen Staatssekretariats im Außenministerium in Paris ein, das sich der Sorge um die Christen des Orients widmen soll. Vorbild könne Ungarn sein, wo es seit 2016 eine Staatssekretariat für die Hilfe verfolgter Christen gibt, so die Verantwortlichen der Hilfsorganisation in ihrem Appell, über den die österreichische Stiftung „Pro Oriente“ Mitte Januar 2019 berichtete. Ein Staatssekretariat würde es Frankreich erlauben, seiner Berufung zur Unterstützung „unserer älteren Brüder im Glauben“ treu zu sein, so SOS Chretiens d’Orient.
Christenverfolgung 2019
Die Meldung wirft ein Schlaglicht darauf, dass es Christenverfolgungen nicht nur zu Zeiten von römischen Kaisern wie Nero und Diokletian gab und dass sie auch mit der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau nicht endeten. Nach Angaben des christlichen Hilfwerks Open Doors ist das Christentum die weltweit am stärksten unterdrückte Religion. Weltweit werden etwa 200 Millionen Christen in rund 60 Ländern wegen ihres Glaubens von Misshandlungen, Folter, Vergewaltigung, Gefängnis oder Tod bedroht beziehungsweise wegen ihres Glaubens benachteiligt und diskriminiert würden. In dem Jahrbuch zur Christenverfolgung „Märtyrer 2006“ schrieb der Geschäftsführer des Arbeitskreises für Religionsfreiheit der Deutschen und der Österreichischen Evangelischen Allianz, Thomas Schirrmacher, dass weit über 90 Prozent aller Menchen, die wegen ihrer Religionszugehörigkeit getötet werden, Christen sind.
Das weltweite Schweigen ist unheimlich
Als das Unheimlichste an der gegenwärtigen Christenverfolgung hat die Schweizer Zeitschrift „Die Weltwoche“ das weltweite Schweigen darüber bezeichnet, das wohl zumindest teilweise herrsche, weil man Angst hat, auf Gewalt gegen Christen in islamischen Ländern hinzuweisen. Das Zentrum für das Studium der weltweiten Christenheit (Center for the Study of Global Christianity) der Universität Edinburgh schätzt, dass es pro Jahr 100 000 christliche Märtyrer gibt. Die Soziologen Brian J. Grim und Roger Finke von der Universität Cambridge kamen in ihrer Studie The Price of Freedom Denied (Der Preis der verweigerten Freiheit)(Cambridge) sogar auf 130 000 bis 170 000 ermordete Christen jährlich.
Rangliste der Länder mit Christenverfolgung
Open Doors gibt jedes Jahr einen Weltverfolgungsindex heraus, eine „Rangliste“ der 50 Länder, in denen Christen die stärkste Verfolgung wegen ihres Glaubens erleben. Er wird von einem ausführlichen Bericht darüber begleitet, wie sich Verfolgung dort auswirkt. Auf den ersten zehn Plätzen stehen 2019 Nordkorea, Afghanistan, Somalia, Libyen, Pakistan, Sudan, Eritrea, Jemen, der Iran und Indien. Die Liste enthält aber auch Länder, die man dort nicht unbedingt erwarten würde: Mexiko (Platz 39), Russland (41) und Kolumbien (47). Die Länder, in denen Christen am meisten verfolgt werden, sind mehrheitlich Staaten, in denen der Islam die vorherrschende Religion ist. Im Weltverfolgungsindex 2019 sind die erwähnten acht Staaten unter den „ersten zehn“. Insgesamt befinden sich unter den 50 indexierten Staaten 35 islamische Länder. In fünf Ländern ist der Buddhismus vorherrschende Religion (Myanmar, Laos, Vietnam, Bhutan und Sri Lanka). Unter den 50 Staaten sind aber auch sechs, in denen Christen die Mehrheit bilden. Open Doors untersucht jeweils auch die Motive für Christenverfolgung. Unter den vorwiegend Christlichen Ländern ist es in der Zentralafrikanischen Republik, Äthiopien, Kenia und Russland Unterdrückung durch islamische Minderheiten, in Mexiko und Kolumbien organisiertes Verbrechen.
Solidarität mit verfolgten Christen
Auch das internationale katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ kämpft gegen die weltweite Christenverfolgung. Florian Ripka, Geschäftsführer von Kirche in Not Deutschland, sagte bei einer Kundgebung für Religionsfreiheit am 20. Januar 2019 in Nürnberg: „Jeder Christ lebt in einem Land, in dem religiöse Verfolgung oder Diskriminierung herrscht.“ Unter dem Motto „One with them“ („Eins mit ihnen“) hatte ein ökumenisches Bündnis unter Federführung der Evangelischen Allianz zum sechsten Mal zu der Solidaritätsveranstaltung an der Straße der Menschenrechte in der Nürnberger Innenstadt aufgerufen. Über 200 Menschen waren gekommen – nicht nur, um ihre Solidarität mit verfolgten Christen zu zeigen, sondern auch, um für sie zu beten. Auch Vertreter fremdsprachiger Gemeinden nahmen teil. Viele von ihnen stammen selbst aus Ländern, in denen Christen verfolgt werden, zum Beispiel aus Pakistan und dem Iran. Ein Christ aus dem Irak gab Zeugnis über die Vertreibung infolge der IS-Eroberungen und den schweren Weg zum Neuanfang.
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