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Dominikanerpater Giuseppe Girotti (OP)
Dr. theol, Professor
* 19.07.1905 in Alba, Italien
verhaftet am 28.08.1944 oder 29.08.1944 in Rom, wegen der Unterstützung von Juden [2]
gefangen in Turin, Mailand, Bozen und ab 09.10.1944 im KZ Dachau
+ getötet am 01.04.1945 im KZ Dachau [3]
Das Seligsprechungsdekret wurde am 27. März 2013 von Papst Franziskus unterzeichnet.
Die Feier der Seligsprechung fand am 26.04.2014 in Alba, Italien statt.
Gedenktag: 01.04.
Seliger P. Giuseppe Girotti, bitte für uns!
Inhaltsübersicht:
Biografie
Zitate
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Biografie:
Giuseppe Girotti wurde am 19.07.1905 in Alba im Piemont, Italien, in einer bescheidenen, aber angesehenen Familie geboren. Mit dreizehn Jahren begann sein Berufungsweg am kleinen Seminar der Dominikaner in Chieri.
1923 trat er in den Orden der Dominikaner ein, wo er durch sehr gute Leistungen im Studium und Lebensfreude auffiel. Am 03.08.1930 wurde er in Chieri zum Priester geweiht, nachdem er in Turin sein Theologiestudium beendet hatte. Danach studierte er weiter an der berühmten Bibelschule in Jerusalem.
Er lehrte in Turin am theologischen Seminar der Dominikaner, Santa Maria delle Rose und später an der Hochschule der Consolata Missionare, als Professor der Theologie, Exegese, Hebräisch und Latein[4]. Sein Fachgebiet war das Alte Testament, besonders das Buch der Weisheit, worüber einen Kommentar verfasste, und die Propheten. Er veröffentlichte 1937 einen 6-bändigen Kommentar zum Alten Testament und arbeitete an anderen Kommentaren mit. Im Jahr 1942 veröffentlichte er einen Kommentar über das Buch des Propheten Jesaja. In dieser doppel-bändigen Veröffentlichung zeigte sich deutlich die ganz Tiefe seines enormen Wissens. [5] Er erhielt sogar Auszeichnungen des Heiligen Stuhls.
Schon damals nannte er Mitmenschen des jüdischen Volkes seine älteren Brüder[6], wie später der heilige Papst Johannes Paul II.
Zusätzlich arbeitete er mit großer Liebe als Seelsorger für Alte und Kranke in einem Hospiz in der Nähe seines Klosters in Turin. Auch sammelte er Geld für die Armen. Er war voller Erbarmen und großer Liebe für die Schwachen und Benachteiligten; er hatte ein gutes Herz und liebevolle Worte für die Leidenden.
Oft verspätete er sich bei der Rückkehr ins Kloster, entschuldigte sich aber mit den Worten: „Alles, was ich tue, ist für die Liebe“ und seine Augen leuchteten dabei vor Freude.[7]
Nach der deutschen Besatzung Norditaliens 1943, weitete P. Girotti sein Engagement auch auf verfolgten Juden aus. Er half auf vielfältige Weise, organisierte sichere Verstecke und half vielen mit gefälschten Ausweispapieren zur Flucht. P. Girotti pflegte auch guten Kontakt zu Partisanen. Er besuchte Gefangene oder verletzte Partisanen und setzte sich für ihre Freilassung ein.[9] Er vertraute bei seinen gefährlichen Aktivitäten ganz auf Jesus Christus und seinen Schutz und riskierte für sich persönlich und für sein Kloster viel.
Am 29. August 1944 wurde er, offiziell wegen „Hochverrats und Unterstützung des Feindes“ verhaftet. Seine Aktivitäten für verfolgte Juden waren von einem Spion verraten worden. Weitere Stationen seiner Gefangenschaft waren: Turin, Mailand und Bozen.
Beim Abtransport nach Deutschland stieß ihn ein deutscher Bewacher, so dass er zu Boden stürzte. Angelo Dalmasso, ein Mitgefangener Geistlicher half ihm auf. P. Girotti bedankte sich bei diesem mit einem Lächeln, das dieser nie mehr vergaß.[10]
Schließlich erreichte er am 09.10.1944 das KZ Dachau. Als sich die neuen Gefangen zur Desinfektion vollständig entkleiden mussten, sprach P. Girotti traurig: “Wir sind auf der zehnten Station des Kreuzweges: Jesus wird seiner Kleider beraubt.”[11]
Nach einem Aufenthalt im Zugangsblock, wohnte er schließlich im Priesterblock Nr. 26, wo zu dieser Zeit rund 1000 Geistliche aus vielen Nationen gefangenen waren, zusammen beteten und in der Kapelle die heilige Messe feierten. Tagsüber musste er körperlich sehr anstrengende Zwangsarbeit auf der Plantage des KZ Dachau leisten.
P. Girotti war großzügig und wegen seiner Offenheit sehr beliebt. Er hatte die Gabe, trotz Schmerzen zu lächeln und auch große Demütigungen mit Demut, Geduld und Sanftmut zu ertragen. Seine Kraftquelle waren die Eucharistie, das Gebet und das Studium des Wortes Gottes.[12] Morgens und abends pflegte er das gemeinsame Gebet mit einem belgischen Jesuitenpater.[13]
Von den mitgefangenen Geistlichen wurde er geachtet und geehrt wegen seiner Demut, Einfachheit, seinem Gebetseifer, seiner Hilfsbereitschaft, Selbstaufopferung und großer Selbstlosigkeit. All diese Tugenden waren Frucht seiner großen Liebe.
P. Girotti zögerte nicht, bei Konflikten unter den Geistlichen beschwichtigend einzugreifen, z.B. bei der Essensverteilung.
Seine Liebe zum Wort Gottes drückte er auch in Predigten im Lager aus. Abends, nach der Arbeit, hielt er Vorträge für die mitgefangenen italienischen Geistlichen. Noch am 21.01.1945 hielt er eine beeindruckende Predigt in der Lagerkapelle.[14]
Zur Priesterweihe des selig gesprochenen Karl Leisner am 18.12.1944 verfasste P. Girotti ein langes Glückwunsch- Gedicht in lateinischer Sprache. [15] (Den Text dieses Gedichtes finden Sie hier)
Am 21.01.1945 hielt P. Girotti eine viel beachtete Predigt in der Lagerkapelle zur Gebetswoche der Einheit der Christen. Link (auf S. 7 des Textes)
In der Hölle des Lagers war seine Hilfsbereitschaft gegenüber den Mitgefangenen sehr groß. Dies berichtete Angelo Dalmasso[16], ein anderer Priester aus Italien, der mit ihm zusammen litt. P. Girotti teilte seine wenige Nahrung mit Kameraden, die jünger und gesünder waren als er und für deren Überleben er sich so einzusetzen versuchte. Er verschenkte sogar Brot und Käse, die er einmal von P. Leonhard Roth (deutscher Dominikaner und Mitgefangener im KZ Dachau) geschenkt bekommen hatte, an den jüngeren Angelo Damasso mit den Worten: ” Nehmen sie es, sie sind jünger als ich, sie brauchen es mehr.”[17]
Sein körperlicher Zustand verschlechterte sich Ende 1944 immer mehr. Der vom Hunger geschwächte Körper litt an Arthritis und einer Nierenentzündung. Ein Mithäftling besorgte ihm einen leichteren Arbeitsplatz. Doch es kamen große Schmerzen und eitrige Beine hinzu. P. Girotti musste sich auf die Krankenstation des Lagers begeben, wo man zusätzlich Leberkrebs feststellte[18]. Im Krankenrevier vollendete P. Giuseppe Girotti am Ostersonntag, den 01.04.1945 sein Lebensopfer. Durch eine Injektion mit einer Benzinspritze wurde er ermordet. Er starb als Märtyrer.[19]
Sein Leichnam wurde in einem Massengrab[20] auf dem Leitenberg in Dachau Etzenhausen bestattet.
Die Predigt zu seinem Requiem in der Lagerkapelle am 03.04.1945 hielt der Mitgefangene P. Leonhard Roth. Er schilderte P. Girotti als „von allen geliebt für seine Demut und Bescheidenheit“. [21]
Andere Mitgefangene Geistliche erinnerten sich an seine Sanftmut, Geduld, Demut und Gelassenheit. Aber auch seine besondere Intelligenz und sein demütiges und gütiges Lächeln blieben in Erinnerung.[22]
Seine Heiligkeit erkannten seine Mithäftlinge schon damals. Ein Kamerad schrieb am Todesort auf das Brett über seiner Schlafstelle:„Hier schlief der heilige Giuseppe Girotti.“ [23]
Die israelische Gedenkstätte Yad Vashem verlieh ihm am 14.02.1995, im Jahr seines 50. Todestages, in Jerusalem den Ehrentitel: „Gerechter unter den Völkern” für sein selbstloses Engagement für verfolgten Juden. Zu seinen Ehren wurde in Yad Vashem, in der Allee der Gerechten, ein Baum gepflanzt.
Der Seligsprechungsprozess wurde 1988 eröffnet und am 27. März 2013 beendet mit der Unterzeichnung des Dekretes der Seligsprechung durch Papst Franziskus. Gleichzeitig wurde sein Martyrium anerkannt.
Die Seligsprechung fand am Samstag, 26.04.2014 in seiner Geburtsstadt Alba statt.
Um finanzielle Unterstützung wird gebeten.
Spendenkonto
DE54 7005 1540 0280 8019 29
BYLADEM1DAH