Unsere Liebe Frau von Dachau - Standorte

Artikel: Unsere Liebe Frau von Dachau

4. Standort damals, zwischenzeitlich und heute

In der Kapelle des Priesterblocks 26 im KZ Dachau stand die Marienstatue auf einem kleinen Tischchen links vom Altar an der Wand, wie Beschreibungen und zeitgenössische Zeichnungen und Fotos zeigen. Wer heute die Gedenkstätte des KZ Dachau gesucht, kann von der Lagerstraße aus, den Blick über den Block 26 und die anschließenden Priesterblöcke 28 und 30 schweifen lassen. Wo heute der Steinblock mit der Nr. 26 liegt, befand sich der Altar der Kapelle, der Zelebrant stand damals mit dem Gesicht zum Altar, also in Richtung der Lagerstraße. Der Marienaltar mit der Statue Unserer Lieben Frau von Dachau, stand etwas nach hinten versetzt am rechten Rand, Richtung Block 28.

Leider ist es derzeit nicht möglich den Standort der Priesterblöcke, der Kapelle, des Altars und Unserer Lieben Frau von Dachau in der Gedenkstätte des KZ Dachau zu kennzeichnen. Besucher können aber leicht die Blocknummer 26 befinden, am linken unteren Ende der Lagerstraße.

Nach der Befreiung des KZ Dachau, wurde die Statue zunächst ins Pfarrhaus von St. Jakob in Dachau gebracht.1

Anlässlich eines großen Treffens von im KZ gefangenen Geistlichen in Dachau am 11.09.1955 wurde ein Dankgottesdienst in St. Jakob, Dachau, gefeiert. Anschließend wurde Unsere Liebe Frau von Dachau in einer feierlichen Prozession unter Anwesenheit vieler überlebender Geistlicher in die Stadtpfarrkirche St. Jakob überführt. Tausende Dachauer Bürger säumten dabei die Straßen der Dachauer Altstadt. 2

Pfarrer Neunzig, der ebenfalls im KZ Dachau gefangen war und am Treffen, dem Gottesdienst und der Prozession teilnahm, schrieb: „Dort thront sie nun auf dem prachtvollen Altar im linken Seitenschiff, um hier als Mutter der Gnaden für alle Zeiten ihren Ehrenplatz zu haben.“3

Das spricht dafür, dass die überlebenden Gefangenen mit dem Standort in der Kirche St. Jakob einverstanden waren. Wohl aus dieser Zeit stammt das Priestergewand der Pfarrei St. Jakob für Marienfeste, auf deren Rückseite eine Abbildung Unserer Lieben Frau von Dachau mit Namen angebracht ist und die Glocke im Geläut der Stadtpfarrkirche St. Jakob, die Unserer Lieben Frau von Dachau geweiht und mit einem Relief der Statue geschmückt ist.

Leider blieb Unsere Liebe Frau von Dachau nicht lange in St. Jakob. Die vom überlebenden Gefangenen P. Leonhard Roth für die Flüchtlinge aus den Ostgebieten neu gebaute Pfarrkirche Heilig Kreuz sollte nach Roths Planung die Statue unserer lieben Frau von Dachau bergen. Er sah die Kirche Heilig Kreuz als Nachfolger der Kapelle im Block 26 des KZ Dachau, nachdem sich der Plan der überlebenden Geistlichen eine Basilika ihr zu Ehren auf dem Gebiet der heutigen Gedenkstätte des KZ Dachau nicht verwirklichen ließ. Dies war an der fehlenden Zustimmung der amerikanischen Besatzer gescheitert.

So wurde die Marienstatue 1964 in der Kirche Hl. Kreuz aufgestellt.4

Der Münchner Weihbischof Neuhäusler, selbst auch Häftling des KZ Dachau, jedoch nicht in den Priesterblocks, sondern in sog. Ehrenhaft im Bunker (heute Gebäude hinter dem Hauptgebäude der KZ Gedenkstätte) und damit nicht den schlimmen aber auch den guten Erfahrungen der Priestergemeinschaft im KZ Dachau ausgesetzt, bestimmte den endgültigen Standort der Marienstatue in der Kapelle des neuerrichteten Karmel Heilig Blut, der errichtet wurde angrenzend an die nördliche Mauer des KZ-Geländes (auf dem Gebiet des für die SS-Männer zur Jagd als Erholung errichteten Wildparks).

Dazu wurde die ursprünglich dunkelbraune Statue abgebeizt oder abgeschliffen, um eine hellere Holzfarbe zu erhalten.5

Heute befindet sich die Statue immer noch in einer Mauernische auf der linken Seite des Altarraums der Kapelle des Karmel in Dachau, nördlich anschließend an die Gedenkstätte des KZ Dachau. Eine brennende Kerze vor der Madonna ist Ausdruck der Verehrung.

Eine Tafel darunter informiert den interessierten Besucher: „Mutter Gottes aus dem KZ Dachau, Priesterblock“.

Resümierend fasst Frau Eleonore Philipp zusammen: „Nicht so recht erfüllt hat sich der Wunsch der KZ-Priester, die hofften, daß einmal eine Wallfahrtsstätte oder zumindest eine vielbesuchte Gebetsstätte zu Unserer Lieben Erau von Dachau entstehen würde: 'Und wir sind überzeugt, daß auch das katholische Volk von Dachau, nach dem Vorbild der KZ-Priester zu Unserer Lieben Frau von Dachaus pilgern wird in allen Nöten des Leibes und der Seele' Ebenso gab Prälat-Friedrich Pfanzelt, damals Stadtpfarrer in Dachau, 1955 nach der Translatio dieser Hoffnung Ausdruck: 'Und die „Gottesmutter von Dachau“ wird auch weiterhin ihre mütterliche Segenshände schützend über das liebe Dachau breiten'

Leider nehmen nur wenige Besucher der KZ-Gedenkstätte und der Kapelle im Karmel wahr, daß ein wenig versteckt in der Wandnische sich eine große Trösterin der Bedrängten und Helferin in Todesnot befindet. Das Gnadenbild hätte eine eigene Marienkapelle verdient“6

Dem zustimmend möchten wir ergänzend einladen, Unsere Liebe Frau von Dachau in der Kapelle des Karmel Heilig Blut mit einem Gebetsbesuch zu ehren. Das bleibt allen Gläubigen aus Dachau und darüber hinaus unbenommen.


Vertrauen auch wir heute Ihrer Fürsprache!

Unsere Liebe Frau von Dachau, bitte für uns!

1 Eleonore Philipp, Die vergessene Gnadenmutter, Unsere Liebe Frau von Dachau, a.a.O., S. 201

 

2 Eleonore Philipp, Die vergessene Gnadenmutter, Unsere Liebe Frau von Dachau, a.a.O., S. 201, Hans Schertl, https://kirchenundkapellen.de/kirchen/dah-lagerkirchen.htm

 

3 Eleonore Philipp, Die vergessene Gnadenmutter, Unsere Liebe Frau von Dachau, a.a.O., S. 201



4 Eleonore Philipp, Die vergessene Gnadenmutter, Unsere Liebe Frau von Dachau, a.a.O., S. 201



5 Eleonore Philipp, Die vergessene Gnadenmutter, Unsere Liebe Frau von Dachau, a.a.O., S. 202

6 Sühne-Wallfahrtskirche, auch zu finden bei Hans Schertl, https://kirchenundkapellen.de/kirchen/dah-lagerkirchen.htm