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Bericht vom 12.6.22 in Dachau

Beitrag 12.06.2022 Dachau

Der Gedenktag „Selige Märtyrer von Dachau“ wurde heuer in Dachau sehr feierlich begangen.

Kardinal Marx, der Erzbischof der Diözese München und Freising, kam nach Dachau. Auf dem Gelände der Gedenkstätte des KZ Dachau, dort wo die meisten der Seligen Märtyrer von Dachau ermordet wurden, zelebrierte er Erzbischof ein Pontifikalamt.

Bei herrlichem und nicht zu warmen Sommerwetter hatten sich ca. 150 Gläubige eingefunden, darunter Vertreter der Politik, der Dachauer Oberbürgermeister Hartmann, die Generalkonsulin von Österreich und der Generalkonsul von Polen, Frau Dr. Hammermann, Leiterin der Gedenkstätte und viele weitere.

Die Schwestern des Dachauer Karmel Heilig Blut waren zugegen. Konzelebranten waren der Provinzial der Marianhiller Missionare, der selige P. Engelmar unzeitig war ein Marianhiller, Pfarrer Dr. Gnan von der Dachauer St.-Jabob-Kirche und zukünftiger Dekan des Dekanats Dachau und Pfarrer Paula, Seelsorger am Karmel.

Der Verein Selige Märtyrer von Dachau stellte Flyer mit Fotos und Infos über die Seligen Märtyrer von Dachau für alle Gottesdienstbesucher zur Verfügung.

Die Musikalische Gestaltung hatte die Dommusik unter der Leitung von Frau Domkapellmeisterin Lucia Hilz übernommen. Es wurde die „Dachauer Messe“ gesungen, die der im KZ Dachau inhaftierte P. Gregor Schwake OSB für die Aufführung des internationalen Priesterchors aus Gefangenen in der Kapelle der Priesterblocks 26 geschrieben hatte. Wie damals erklang ein Männerchor. Die Gedanken schweiften in die Kapelle vor 80 Jahren zu den ausgemergelten Priestergestalten, die mit Inbrunst Gott zu Ehren ihre Not sangen. Wie damals erfüllte der Gesang die Lagerstrasse und bewegte jeden, der es hörte.

Zu Beginn des Gottesdienstes wurden von Frau Dr. Lange, zweite Vorsitzende des Vereins „Selige Märtyrer von Dachau e.V.“ die Namen aller kanonisierten Märtyrer des KZ Dachau verlesen. Die Fülle der Namen, die die Fülle der Schicksale erahnen lässt und die Tatsache, dass diese Männer nach viel Leid nun die Herrlichkeit Gottes erlangt haben und uns als Vorbilder und Fürbitten gegeben sind, bewegte alle, einige sogar zu Tränen.

Vorher bemerkte Kardinal Marx zur Einleitung, dass die Märtyrer unter uns gegenwärtig sind und mit uns gehen. Es ist wichtig ihrer zu gedenken, aber ihr Leben geht weiter. Er erwähnte auch den Heiligen P. Titus Brandsma, die Heiligsprechung fand am 15.05.2022 statt, der aus Glaubensüberzeugung dem Nationalsozial mutig die Stirn bot und die 40 der Seligen Märtyrer von Dachau, die vor 80 Jahren im Hungersommer 1942 starben, durch Hunger und Arbeit gezielt zu Tode gebracht.

Die Fürbitten trugen drei Mitglieder des diözesanen Beirats Märtyrer- Gedenken vor.

Der 12.06. diözesaner Gedenktag der Seligen Märtyrer von Dachau, fiel diesmal auf den Dreifaltigkeitssonntag. Beide Feste verband der Kardinal in seiner Predigt. Dabei hielt er den historischen Bischofstab in der Hand, der im KZ Dachau von einem Häftling zur Priesterweihe Karl Leisners im Dezember 1944 geschnitzt wurde. Ein schönes Zeichen.

 Im Folgenden wird versucht die Gedanken zusammenfassend wiederzugeben: Er erinnerte an die Vielfalt der Seligen des KZ Dachau, jung und alt, sie stammten aus vielen Ländern, besonders aus Polen (47 der Seligen, Anm. des Verf.). Das Konzentrationslager Dachau wurde für sie zur Hölle, aber auch zu einem Ort existenzieller Wahrheit. Der Heilige Geist führt in die Wahrheit, wie im Tagesevangelium zu hören war. Die Konzentrationslager Dachau und Ausschwitz führen in die volle Wahrheit. Seitdem ist eine rein theoretische Betrachtung Gottes nicht mehr möglich. Immer ist der Leidende Mensch im Blick. Wenn uns der Heilige Geist auf dem Wegunseres Lebens führt, dann gehört die Erfahrung Dachaus immer dazu. Zur vollen Wahrheit, in die uns Gottes Geist führt nach den Worten Jesu, gehört, dass Gott in Jesus in die ganze Existenz dieser Welt hinein geht und die ganze Welt heilt und zu Ende führt. Durch Christus und durch das Kreuz hindurch, gehen wir in die Arme des Vaters. Dieser Ort (Gedenkstätte des KZ Dachau) und das Zeugnis der Seligen Märtyrer von Dachau, sind wichtig für unsere Gesellschaft, die Kirche und die Theologie.  Kardinal Marx erzählte von einem fiktiven Zukunftsroman, in dem die Hauptstadt Europas in Ausschwitz gebaut wird, weil dort klar wurde, welche Werte wir verteidigen, die menschliche Würde und die Freiheit!

Das, an was in Dachau erinnert wird. Ist nicht vergangen, die Gedenkstätte ist kein musealer Erinnerungsort. Hier können Gottes Wahrheit und Menschlichkeit verstanden werden. Kardinal Marx erzählte von Blaise Pascal und seiner Gottesbegegnung am Clemenstag. Er beschrieb Gott in der existenziellen Erfahrung als Licht, Feuer, Christus, Freude. So ist Gott. Nicht ein Philosoph, nicht der Uhrmacher, der die Welt erschaffen hat und ihr danach fern ist, kein absoluter Herrscher. Gott ist der leidende Bruder. Er geht mit, leidenschaftlich, lebendig, nahe.

Man muss über Gott sprechen nach Ausschwitz und Dachau, führte Kardinal Marx fort. Es ist möglich sich führen zu lassen durch Gott auch in der existentiellen Hölle auf dieser Erde. Gott deckt die Absichten des Menschen auf. Es wird sichtbar, wo der Mensch böse ist. Der Gedenktag Selige Märtyrer von Dachau ist ein Gedenktag über Gott und die Menschen, und bedeutet, dass wir uns mit Gott auf den Weg machen können.

Zum Abschluss zitierte Marx Römer 5,4 f: „Geduld aber Bewährung, Bewährung Hoffnung. Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.“

Nach der Kommunion wurde von der katholischen Gedenkstättenseelsorgerin Frau Einsiedel aus einem Brief des Heiligen Titus Brandsma vorgelesen, den er aus der Gefangenschaft geschrieben hatte. Darin leuchtet seine tiefe Begegnung mit Gott in der Einzelzelle des Gefängnisses auf und seine große Hingabe und sein Vertrauen an die weitere Führung Gottes.

Auch auf der Seite der Marianhiller Missionare, zu denen der selige P. Engelmar unzeitig gehörte, erschien ein Bericht vom 12.06.22:

Link

Der internationale Karl Leisner Kreis berichtete ebenfalls über den 12.06.2022 in Dachau: Link

Titus und Wikipedia

Titus und Wikipedia

Der Heilige Titus Brandsma und Wikipedia

Auf der Infoplattform Wikipedia ist auch ein Artikel über den heiligen Titus Brandsma: Link https://de.wikipedia.org/wiki/Titus_Brandsma

Dabei wird unter der Überschrift „Persönlichkeit“ einem einzigen Autor folgend ein recht negatives Bild vom Heiligen verbreitet. Der Journalist Ton Crijnen vertritt damit die absolute Minderheit, um so erstaunlicher, wie seine Ansichten es bis in Wikipedia geschafft haben. Es bewahrheitet sich wieder einmal, dass Lehrer schon ihre Schüler vor Wikipedia warnen und Zitate aus Wikipedia in Referaten oft nicht zugelassen sind.

Erstaunlicher Weise wurden diese Eigenschaften des Heiligen P. Titus Brandsma sogar in einem Interview auf Radio Vatikan verbreitet. Ist es so schwer auszuhalten, dass ein sympatischer, hilfsbereiter und mutiger Mann heiliggesprochen wird? Muss man unbedingt etwas negatives suchen um das zu relativieren, auch wenn es auf Kosten der Wahrheit ist?

Ich möchte hier eine Gegendarstellung wagen. Aus allen Texten des Heiligen und seiner Zeitgenossen über ihn, sieht man einen ganz anderen Titus aufleuchten, wie es schon vor Jahren in der Biografie von Monika Neudert auf unserer Internetseite nachzulesen ist: Link: https://www.selige-kzdachau.de/index.php/selige/haeftlinge-des-kz-dachau/p-titus-brandsma

„Persönlichkeit
P. Titus Brandsma war klein, freundlich, sehr mutig, klug, tief religiös, liebenswert, einfach, herzlich, ein hilfsbereiter Wissenschaftler, ohne jedes Statusdenken oder Angeberei, ein aufgeweckter Mensch. Einfach, aufrichtig, ungekünstelt und gerade an Seele und Geist beschrieben ihn seine Mitmenschen. „Er hatte etwas entwaffnend Lauteres an sich“ 23 Er hatte keine Angst, war schlicht, spontan mit ansteckender Fröhlichkeit. „Titus hatte etwas Engelhaftes, etwas Reines, man konnte ihm nichts verweigern.“24
„Was er auch tat: ob er sich für eine Stunde zum Gebet niederkniete, am Schreibtisch seine Vorlesungen vorbereitete, geduldig den Worten eines sorgenvollen Menschen zuhörte, einem Studenten gute Ratschläge gab, ob er an der Schreibmaschine saß, den Kopf in den
blauen Dunst seiner Pfeife gehüllt – Titus Brandsma war immer ein glücklicher Mensch. Was er in Angriff nahm, gelang ihm, und jedem, dem er begegnete, teilte er etwas mit von seiner inneren Freude.“ 25
Sein Persönlichkeit war geprägt durch die lebenslange Suche nach Gott und die Beschäftigung mit Mystik. „Aus tiefer Vereinigung mit Gott entsprang der Seele P. Titus ein fortwährender Strom des Optimismus, der ihm die Sympathie aller eintrug, die das Glück hatten, ihn kennenzulernen; und dieser Optimismus hat ihn nie verlassen: er begleitete ihn auch in das Inferno des KZ“ so Papst Johannes Paul II bei der Seligsprechung. 26
Diese tiefe Beziehung zu Gott veranlasste ihn zu einem großen Engagement, wie Sie es unten beschrieben finden. So prägten Kontemplation und Aktion sein Leben, bis hinein in die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus.
„Ich frage mich, ob nicht gerade unsere Zeit Männer und Frauen nötig hat, die den Mut aufbringen, die Aufopferungsbereitschaft und die Liebe aufbringen, das Leid dieser Zeit zu tragen.“ 27 Dieses prophetisches Wort scheint er auch über sich selber gesprochen zu haben.“

Zitate: 24 Lebendiger Karmel, Titus Brandsma: eine Botschaft der Hoffnung, Bamberg, 1986, Sankt-Otto-Verlag S. 61
25 Titus Brandsma, Ein Märtyrer unserer Zeit, Bamberg 1982, S. 10
26 Predigt bei der Seligsprechung, Lebendiger Karmel S. 32
27 KLEIN, Hedwig, Liebender ohne Maß, Titus Brandsma, Kreuzring-Bücherei, Trier, 1967, Johann Josef Zimmer Verlag GmbH, S. 83

Zum Vergleich hier der kritisierte Abschnitt aus dem Artikel von Wikipedia über den heiligen P. Titus Brandsma?

 „Der Journalist Ton Crijnen schrieb Brandsma in seiner kritischen Biografie Eitelkeit, Jähzorn, radikale Energie, politische Naivität, wirkliche Nächstenliebe, anspruchslose Frömmigkeit, Tatkraft und großen persönlichen Mut zu.[7] Brandsma vereinige moderne Ideen und heute überholte Ansichten, auch eine negative Sicht auf das Judentum, mit einer absoluten Ablehnung des Antisemitismus im Nazismus.“

Es bleibt zu hoffen, dass ein Autor von Wikipedia das hier liest und wenigstens eine Gegenmeinung in den Artikel aufnimmt.

 

Monika Volz

Verein Selige Märtyrer von Dachau e. V.

 



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