

Interview mit dem Diplom-Theologen Martin Turban, Vereinsmitglied seit 2021
Verein Selige Märtyrer von Dachau e.V.: Was bedeuten Ihnen die Märtyrer von Dachau?
Martin Turban: Sie sind für mich wichtige Vorbilder im Glauben. Sie waren ihrem Glauben treu, selbst in der Verfolgung und im Tod.
Verein Selige Märtyrer von Dachau e.V.: Wie haben Sie von Ihnen erfahren?
Martin Turban: Titus Brandsma ist mir durch meine Beschäftigung mit Esperanto bekannt. Von den übrigen Märtyrern habe ich erst durch meine Bekanntschaft (und spätere Ehe) mit Monika Volz erfahren.
Verein Selige Märtyrer von Dachau e.V.: Warum engagieren Sie sich dafür?
Martin Turban: Aus Dankbarkeit. Ich bin davon überzeugt, dass meine Ehe mit Monika durch die „himmlische Vermittlung“ von Titus Brandsma zustande gekommen ist.
Verein Selige Märtyrer von Dachau e.V.: Gab es dabei einen besonders schönen Moment?
Martin Turban: Monika und ich haben in der Karmelitenkirche Bamberg vor der Statue von Titus Brandsma aus Dankbarkeit einen Tabaksbeutel (seinen verschenkte Titus im KZ Dachau auf seinem letzten Weg) und einen Brief niedergelegt. Und auch gelegentlich Blumen.
Verein Selige Märtyrer von Dachau e.V.: Ist Ihnen auch ein nicht so guter Moment in Erinnerung geblieben?
Martin Turban: Die Erfahrung, dass die Märtyrer gerade bei der Dachauer Bevölkerung, auch in kirchlichen Kreisen ziemlich unbekannt sind und dass es wenig Bereitschaft gibt, sich mit ihnen auseinanderzusetzen.
Verein Selige Märtyrer von Dachau e.V.: Welcher Selige oder heilige Märtyrer beeindruckt Sie besonders? Und warum?
Martin Turban: Titus Brandsma, weil ich seine Lebens- und Leidensgeschichte gelesen habe und weil ich mich mit ihm auch durch mein Engagement für Esperanto verbunden fühle.
Verein Selige Märtyrer von Dachau e.V.: Was wünschen Sie dem Verein Selige Märtyrer von Dachau für die Zukunft?
Martin Turban: Dass die Märtyrer (v.a. die von der Kirche seliggesprochenen) noch mehr in der Kirche (und auch sonst in der Öffentlichkeit) wahrgenommen werden und als wichtige Vorbilder und Glaubenszeugen erkannt werden.
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Mit diesem Beitrag beginnen wir eine Reihe von Interviews von Menschen, die im Verein Selige Märtyrer von Dachau aktiv sind oder ihn unterstützen.
Den Anfang macht die Gründerin und erste Vorsitzende Monika Volz.
Verein Selige Märtyrer von Dachau e.V.: Was bedeuten Ihnen die Märtyrer von Dachau?
Monika Volz: Als ich erfuhr, dass vor wenigen Jahrzehnten unweit von meinem Wohnort viele Märtyrer ihr Leben gaben und sogar schon selig gesprochen waren, war ich wie elektrisiert. Seitdem kann ich nicht aufhören über sie zu sprechen und zu berichten. Heilige und Märtyrer fand ich schon immer spannend. Mutige Menschen, die von ihrem Glauben so begeistert waren, ihn erst genommen haben, dass sie dafür sterben konnten, da dachte ich: Am christlichen Glauben muss doch etwas Begeisterndes sein.
Dann habe ich über die Seligen gelesen und sie kennengelernt, durfte Seligsprechungen selbst auch mitfeiern und bei einigen Seligen die Herkunftsorte kennen lernen. Diese Männer sind für mich faszinierend in ihrer Persönlichkeit, Spiritualität und Hilfsbereitschaft, echte Vorbilder. Auch ihr Umgang mit dem Leid im Lager aus dem Glauben fordert mich immer wieder heraus.
Und die Seligen von Dachau sind für mich Fürsprecher, Freunde im Himmel, die bei Gott für mich beten. Ich durfte auch schon Gebetserhörungen erleben.
Ich hoffe, diese Männer können auch andere begeistern und ihnen helfen.
Verein Selige Märtyrer von Dachau e.V.: Wie haben Sie von Ihnen erfahren?
Monika Volz: Um das Jahr 2000 war ich bei einem Vortrag von Frau Eleonore Philipp dabei, die berichtete, dass schon 50 Märtyrer, die im KZ Dachau gelitten haben, selig gesprochen sind. Inzwischen sind es 57. Im Mai 2022 wird P. Titus Brandsma sogar heilig gesprochen.
Verein Selige Märtyrer von Dachau e.V.: Warum engagieren Sie sich dafür?
Monika Volz: Ich glaube, die Seligen von Dachau haben eine wichtige Botschaft an uns heute und besonders für die Kirche in unserer Zeit. Es ist eine Botschaft der Hoffnung, des Lichtes, der Versöhnung und der Nächstenliebe. Eine Botschaft, dass es Gott wirklich gibt, dass sie ihm im KZ Dachau begegnet sind und daraus Kraft, Trost und sogar Freude bekamen.
Verein Selige Märtyrer von Dachau e.V.: Gab es dabei einen besonders schönen Moment?
Monika Volz: Es gab ein paar Sternstunden- besondere Begegnungen mit Menschen im Zusammenhang mit diesem Engagement. Ich erinnere mich auch an Gänsehautmomente, z.B. wie beim Gottesdienst zur Einführung des diözesanen Gedenktages "Selige Märtyrer von Dachau" im Münchner Dom die Namen aller Seligen vorgelesen wurden.
Verein Selige Märtyrer von Dachau e.V.: Ist Ihnen auch ein nicht so guter Moment in Erinnerung geblieben?
Monika Volz: Nun ja, man muss schon frustresistent sein und einen langen Atem haben bei diesem Engagement. Aber wenn eine Idee nicht klappt, ergibt sich etwas anderes, oft von einer unvorhergesehenen Seite.
Verein Selige Märtyrer von Dachau e.V.: Welcher Selige oder heilige Märtyrer beeindruckt Sie besonders? Und warum?
Monika Volz: Es sind viele, die mich bewegen und von denen ich mich persönlich angesprochen fühle: Ich denke an den Jugendkaplan Gerhard Hirschfelder, der es schaffte, tausende Jugendliche zu Jugendwallfahrten zusammen zu bringen und dadurch natürlich Ärger mit den Nazis bekam. Der Stress, der für ihn daraus folgte durch ständige Angst und Hausdurchsuchungen hat ihn Herzkrank gemacht. Im KZ Dachau arbeitete er auf der Plantage und verschenkte die heimlich geklauten Johannisbeeren an hungrige Mithäftlinge. In der Pfarrei hatten sie ihn als Sonnenschein bezeichnet. Er wurde verhaftet, weil er in der Predigt zu der Zerstörung eines Bildstockes durch die Hitlerjugend sagte: „Wer der Jugend Christus aus dem Herzen reißt, ist ein Verbrecher.“
Oder der italienische Dominikanerpater Giuseppe Girotti. Er war eine geachtete Kapazität für das Alte Testament und schrieb prämierte Kommentare über die Propheten. Menschen jüdischen Glaubens waren für ihn „ältere Brüder“. Während der deutschen Besetzung Italiens war er ständig unterwegs, um Juden die Flucht zu ermöglichen, verwundete Partisanen zu helfen und allen beizustehen, die Hilfe brauchten. Dazu sagte er: „Alles was ich tue, tue ich aus Liebe.“ Ihm wurde eine Falle gestellt: Als er einem Juden helfen wollte, wurde er verhaftet und kam ins KZ Dachau. Dort verschenkte er Brot und Käse, den er vom deutschen Dominikaner P. Roth (bekannt in Dachau) geschenkt bekam, an einen jüngeren Geistlichen, dessen Überleben er wichtiger fand als das eigene. Er wurde noch am 01.04.1945 durch eine Giftspritze getötet und auf dem Leitenberg bei Dachau begraben.
Es gäbe so viele zu erwähnen: Karl Leisner, P. Engelmar Unzeitig und P. Richard Henkes z.B., oder die Polen Bischof Michal Kozal und Stefan Wincenty Frelichowsky … Zur Zeit beschäftige ich mich mit P. Titus Brandsma, zu dessen Heiligsprechung ich fahren werde. Ein kluger Mystiker, unglaublich liebenswürdiger und engagierter Karmelitenpater aus den Niederlanden mit Humor.
Verein Selige Märtyrer von Dachau e.V.: Was wünschen Sie dem Verein Selige Märtyrer von Dachau für die Zukunft?
Monika Volz: Ich wünsche uns viele Mitglieder und Spender, um unser Engagement, die Internetseite und die Verteilung von Flyern, kurz um die ganze Arbeit, die Seligen Märtyrer dem Vergessen zu entreißen, finanzieren zu können. Wir wünschen uns Ehrenamtliche, die mitarbeiten und ein Traum von mir ist es, eine Stiftung zu gründen, um die Arbeit professionalisieren und zusätzlich Forschungen bezahlen zu können.
Ich wünsche mir, dass hier in Dachau die Kirche und die Gläubigen sich mehr für die Märtyrer aus dem KZ Dachau interessieren und auf diese Weise profitieren von diesen Glaubenszeugen. Für die Stadt Dachau und ihre Bewohner wünsche ich mir, dass sie sich freuen und stolz sind, was Wunderbares Gott im unvorstellbaren Leid des grausamen KZ Dachau getan hat. Die Stadt Dachau ist einmalig durch die Zahl der Märtyrergräber auf ihrem Gebiet und durch die Zahl der Seligen und Heiligen! Dachau ist nicht nur ein Ort, der sich mit der grauenvollen Vergangenheit auseinander setzen muss. Dachau ist auch die Stadt der Seligen!
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